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Geschrieben von Drahbeck am 20. Oktober 2003 10:01:39: Als Antwort auf: Wie man zum "Auserwählten" wird geschrieben von Drahbeck am 18. Oktober 2003 07:50:40: Wenn ich mir beispielsweise bei ebay, die Rekordpreise ansehe, die dort für Verschwörungstheoretische Literatur gezahlt werden, dann wird mir mit Verlaub gesagt, in der Magengegend flau. Indem solcher Schrott offenbar einen hohen Marktwert hat, wird zugleich deutlich. Nicht unbedingt in der Form konventionellen Christentums, oder der Zeugen Jehovas lebt Religion ungebrochen fort. Wohl aber auch im Spektrum vagabundierender Religiosität, die sich nicht organisatorisch fest bindet. Das kann man ja auch in der Ex-ZJ-Szene beobachten. Neue "feste" Bindungen scheuen etliche wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser. Aber unterhalb dieser Schwelle lebt religiöser Mystizismus ungebrochen bei ihnen fort. Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dies "ändern" zu können. Gleichwohl
kann ich es nicht verhehlen, diese Sachlage zu bedauern. Im Jahre 1793 wurde offiziell die letzte Hexe verbrannt. Die Ära finsteren menschlichen Aberglaubens schien beendet. Ist sie das wirklich? Woraus resultiert ein solcher Glaube? Offenbar wurzelt er in der menschlichen Eigenschaft, aus der auch die alten Glaubenslehren und großen Religionen im Lauf der Jahrhunderte entstanden sind: im Bedürfnis des Menschen, zu glauben und zu vertrauen. Die Autoren konnten sich anläßlich einiger Vorträge zu der Thematik selbst davon
überzeugen, wieviel Zuhörer der jüngeren Jahrgänge daran glauben, ja fest davon
überzeugt sind, daß man mit einer Rute aus Weide oder Haselnuß "Wasseradern"
feststellen könne. Wir waren doch recht überrascht, daß trotz der zahlreichen, auf wissenschaftlichen Überprüfungen der Problematik beruhenden Veröffentlichungen und Stellungnahmen in den Massenmedien, die zu einem für die Wünschelrutengänger negativen Ergebnis gekommen waren, auch in der DDR der Irrglaube an die Rute noch fest verwurzelt ist. Erwähnenswert dürfte aber doch sein, daß die glaubensfreundliche SS Himmlers eigene Lehrgänge für Rutengänger veranstaltete, für deren erfolgreichen Abschluß Diplome winkten. Eine ganze Abteilung, die sich "Dezernat Ahnenerbe" nannte, beschäftigte sich mit der Wiederentdeckung und Pflege "okkulten Spürsinns" der alten Germanen! Wer im Besitz einer Rutengängerurkunde war, durfte als "Rutengänger im Hauptberuf" für seine "Volksgenossen" nach Wasser und Bodenschätzen suchen. Letztere, vor allem vermutete Schätze an Gold und Edelsteinen, wie den der Napoleonischen Kriegskasse, waren wohl auch die treibende Kraft für das Ruteninteresse der Eliteformationen des Naziregimes. So mancher Brunnenbohrer bestellt einen Rutengänger und freut sich gewaltig über dessen erfolgreiche Mutung. Dabei hätte er Geld und Mühe sparen können, wenn er nach eigener Mutung in die Tiefe gebohrt hätte. Denn - zumindest im Flachland - haben wir es mit einem zusammenhängenden Grundwasserspiegel zu tun, der mitunter in unterschiedlicher Höhe liegen kann. Wenn man nur genügend tief bohrt, stößt man immer auf Wasser! Erich von Däniken. Und worauf stützt sich sein Erfolg? Lassen wir Däniken selbst zu Wort kommen: "Die gegenwärtigen Religionen sind irgendwie im Zerfließen. Der heutige Mensch mag diese Märchen nicht mehr glauben, er sucht nach neuen Erklärungen." Da sieht er eine Marktlücke, um den Wissensdurst, aber auch die Sensationsgier der Menschen mit seinen Märchen zu befriedigen. Er liefert Halbgebildeten und geistig Genügsamen erregenden Religionsersatz. Der Kunde, dem die exakte Wissenschaft - wie ihm selbst - zu mühselig und langweilig vorkommen mag, greift zu und liest Däniken. Von der Möglichkeit, die Fehler in früheren Auflagen nach erfolgter Belehrung auszumerzen, macht Däniken keinen Gebrauch. Warum auch? Über zu grobe und ruchbar gewordene Lügen läßt er allmählich das Gras wachsen. Kann man es ihm verdenken? Was würde schließlich noch übrigbleiben vom "Däniken", wenn er die Fehler in seinen Büchern ausmerzte? Wir alle müssen uns davor hüten, etwas Unwahrscheinliches und Unglaubwürdiges nur deshalb als bewiesen hinzunehmen, weil es von einer "Autorität" behauptet oder bestätigt worden ist. Wie nah
die faschistischen Machthaber dem Okkultglauben standen,
läßt sich anhand zahlreicher Dokumente belegen. Einer der abergläubischsten Okkultisten
war Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, der die Wünschelrutenkunde in breitestem
Umfang förderte und seinen Astrologen befragte, ob ein neuer Einmarsch der Mongolen nach
Europa bevorstünde. |