Ein aufmerksamer Beobachter


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 05. Oktober 2003 07:55:47:

Religion ist nicht nur ein "Ideologiefaktor"; sie ist zugleich auch eine soziologische Formierung menschlichen Lebens. Da gab es in der CV 134 (1980) den Bericht eines, nennen wir ihn mal "Beobachter", der besonders letzterem Aspekt seine Aufmerksamkeit widmete. Und wie mir scheint, hat er aufmerksam beobachtet. Aber hören wir ihn doch lieber mal selbst:

"Nur der im Wohlstand lebt, lebt angenehm", dichtete der Franzose Francois Villon vor etwa 500 Jahren. Aber schon viel früher war es den gerecht denkenden Menschen bekannt, daß zwischen Wohlstand und Wohlstand ein großer Unterschied besteht. Während es normal und richtig ist, ein gesichertes Einkommen, Nahrung, Kleidung, Wohnung zu haben, gibt es eine Art von Wohlstand, die auf die Dauer bequem, egoistisch und denkfaul macht. Auf diese Unterschiede und Zusammenhänge weist gerade die Heilige Schrift eindringlich hin und sie ist für einen aufrechten Christen auch der gegebene Maßstab für sein Verhalten.
So ist es auch einleuchtend, daß in den meisten Religionsgemeinschaften die Angehörigen aufgefordert werden, wenn sie ihr Auskommen haben, auch an andere zu denken. Und wenn auch christliche Hilfe an den Ursachen von Hunger, Krankheit und Elend nur wenig zu ändern vermag, so kann sie eben doch auch in vielem helfen.

Nicht so in der WTG, nicht so bei den Zeugen Jehovas. Diese nämlich werden mit entsprechenden Bibelstellen bekniet, zurückhaltend, sparsam und einfach zu leben, sich einem Wohlstands-Streß nicht anzuschließen oder etwa sogar unterzuordnen. Zugleich steht im Vordergrund vor allem die Hilfe in der eigenen Gemeinschaft, denn für die, die sich nicht zur WTG bekennen, ist, nach den Grundsatzvorstellungen dieser christlich aufgezäumten Glaubensgangster, sowieso jede Hilfe für die Katz', sie werden ja den ach so "menschenfreundlichen" Vorstellungen der WTG entsprechend, alle vernichtet.
Das, liebe Brüder und Schwestern ist die Theorie. Man könnte sagen, daß zumindest im Ansatz eine gewisse Ähnlichkeit zu anderen Religionsgemeinschaften hinsichtlich eines einfachen, vernünftigen Lebens besteht. Oft genug gesagt und betont wird es ja immer wieder. Aber nun die Praxis!

Ich habe immer wieder diese gepredigte Einfachheit und das Desinteresse an materiellen Dingen, welches ständig als "Unterschied zu den Menschen in der Welt" hervorgehoben wird, mit dem Alltag in den unterschiedlichsten Familien der ZJ verglichen. Aber Einfachheit und vernünftige Zurückhaltung in materiellen Dingen fand ich bisher kaum, trotz aller Suche. Modernste, oft teuerste Wohnungseinrichtungen, modernste Küchen- und Haushaltsgeräte, Fernsehen, Phono, Haus- und Bungalowbesitz, Motorrad und Auto und oft in einer Familie beides - so sieht die Praxis bei den Zeugen Jehovas aus. Und dafür, dieses "Niveau" zu halten, wird auf vieles Geistige verzichtet. Ja, die Zusammenkünfte werden eingehalten, auch hier und da Haus-zu-Haus-Dienst absolviert, fehlen ein paar Stunden, dann wird ab und an auch mal mehr aufgeschrieben.

Und natürlich wird beim anderen nachgesehen, was er sich anschafft. Manche Familien brauchen eben alle drei bis fünf Jahre eine neue Couchgarnitur und das Auto muß neu gespritzt werden und ein Moped für den Sohn und neue Gartenmöbel und - auch ein neidisch-eifersüchtiger Blick oder spitze Bemerkungen von denen, die keine paketfreudige "Schwester" im Westen haben. Ja, so ist das. Und dabei gerät nicht nur die WTG-Moral ins Hintertreffen, was nicht so schlimm wäre, da sie sowieso mehr als fragwürdig ist und in der Tat ein eiserner Koloß auf tönernen Füßen, nein - viel schlimmer, dabei geht auch die Nächstenliebe, die praktische christliche Hilfe für den, der der Hilfe bedarf, allmählich verloren, wenn sie überhaupt im Ansatz vorhanden ist.

Und da wird auch hier und da das Geld für die Gemeinschaft gespart, denn die Frau braucht ein Kleid und das Auto eine neue Sitzgarnitur. Dabei treten bei diesen Familien dieselben bedenklichen Erscheinungen auf wie überall da, wo geistige Interessen, Interesse an der Umwelt und Hilfsbereitschaft durch materielle Reize verdrängt werden. Und da hilft kein Zitieren der Bibel.

Nicht anders, aber menschlich noch belastender noch abstoßender ist der Mißstand in den Beziehungen von Brüdern und Schwestern, besonders Jugendlichen, untereinander. Hier gibt es einen Kuhhandel, wie er schlimmer kaum sein kann. Da suchen Eltern und ältere Brüder einen "passenden" ? Ehepartner für einen jungen Bruder oder eine junge Schwester und dann werden diese auf Brautschau geschickt, wobei schon kaum noch eine Möglichkeit zu anderer Wahl besteht, denn Partner im Glauben sind dünn gesät in Zeugenkreisen. Also wird nach bester mittelalterlicher Manier und auf - Teufel komm raus gekuppelt. Am Ende geht es nach außen hin scheinbar gut, aber in Wahrheit hält sehr gerade in jungen Ehen nur der WTG-Druck die Ehe zusammen.

Neben diesen Beispielen gibt es auch Dutzende von Fällen allein in den Thüringer Bezirken, aber auch in anderen, wo mit unmenschlichen psychologischen Tricks Partner oder Eheleute, die "nicht in der Wahrheit" sind, in die WTG hineinmanövriert wurden, aus Liebe eine gute Miene zum bösen Spiel machten und so den Grundstein für dauernde innere Zerwürfnisse legten, weil ja in Wahrheit dieser Beitritt nicht ihrer Überzeugung entspricht. Oder der jeweilige Ehepartner wurde so vergrault, ja, so verteufelt, daß er trotz aller Zuneigung eine Scheidung von seinem WTG-hörigen Gefährten vorzog. Auch da hatte es die WTG geschafft, ihre Unmenschlichkeit unter Beweis zu stellen.

Bei einem Bruder, der nach seiner Scheidung mit einer neuen Partnerin sehr glücklich zusammenlebte, wurde erst biblisch agitiert, dann gedroht, dann verdammt, dann sogar gesagt: "Dich müßte man verprügeln wie ein dummes Kind, damit du zur Vernunft kommst!" Der Bruder trennte sich von der Versammlung. Auch das sind nur einige Beispiele. Wie viele werden Ähnliches erlebt und erlitten haben?



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