Re: Langhals


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 03. Oktober 2003 21:16:37:

Als Antwort auf: L. geschrieben von Drahbeck am 03. Oktober 2003 20:41:00:

Nachstehend noch die beiden Texte:

Leserbrief von Detlef Zwarg:
Die volle Wahrheit
Die volle Wahrheit ist, dass Jehovas Zeugen während des Zweiten Weltkrieges eine sehr zweifelhafte doppelte Moral zeigt. Hier in Deutschland, kamen von ca. 30.000 Zeugen Jehovas, ca. 5-6.000 in Gefängnisse und Konzentrationslager. Ein trauriges Schicksal.
In Deutschland zeigten sich Jehovas Zeugen in keinster Weise staatskonform, verweigerten den Militärdienst, wird immer wieder gesagt. Unter den Insassen der KZ waren jedoch auch sehr viele Frauen. Hintergrund der Verfolgung dürfte sicherlich auch gewesen sein, dass man auf höchster Eben Schriftwechsle mit Hitler führte und Unterhändler sandte die in Vermögenssachen verhandelten.
Gänzlich anders zeigten sich Jehovas Zeugen zur selben Zeit in der Schweiz. Es darf spekuliert werden ob Jehovas Zeugen sich dort wegen der in der Schweiz vorhandenen Vermögenswerte so verhielt. Verweigerten Jehovas Zeugen in Deutschland den Militärdienst, gaben sie sich in der Schweiz staatskonform und leisteten dort sogar Militärdienst.
Dass ihre Anhänger den Militärdienst in der Schweiz leisteten machten Jehovas Zeugen selbst bekannt. In der schweizer Ausgabe der Zeitschrift TROST Nr. 505 vom 1. 10. 1943 druckten und verbreiteten sie folgende Erklärung:
»»"Hunderte unserer Mitglieder und Glaubensfreunde haben ihre militärischen Pflichten erfüllt und erfüllen sie weiterhin. Wir haben uns nie angemaßt und werden uns nie anmaßen, in dieser militärischen Pflichterfüllung eine Zuwiderhandlung gegen die Grundsätze und Bestrebungen der Vereinigung "Jehovas Zeugen", wie sie in ihren Statuten niedergelegt sind, zu erblicken ..."««
Hier folgten Jehovas Zeugen anscheinend ihrer Tradition aus dem Ersten Weltkrieg:
Und so konnte man denn schon in der Februarausgabe 1915 des "Wachtturms" lesen:
"Wir würden uns freuen, die genauen Adressen aller zum Militär einberufenen Brüder zu erhalten und auch über jeder Adressenveränderung unterrichtet zu werden - zum Zwecke der Übersendung des Wachtturms sowie auch persönlicher Briefe von Seiten der Geschwister." [28]
Im April 1915 konnte man lesen: "Wie uns mitgeteilt wird, werden immer mehr Brüder zum Militär eingezogen. Auch unsere lieben Brüder Koetitz … und Dwenger sind ausgehoben und können jeden Tag einberufen werden." [29]
Im Juni 1915 konnte man dann einen veröffentlichten Leserbrief von Ewald Vorsteher lesen: "Herzlichen Dank für die schöne Sendung, besonders für den schönen Brief: 'An die Brüder im Felde.' Es war dies für mich ein besonderer Trost, da ich mich in der letzten Zeit sehr verlassen fühlte." [30]
Im Juli konnte man in der eigens eingerichteten Rubrik "Von unserer Brüderschaft im Felde" lesen: "Seitdem so viele unserer Brüder zum Militärdienst eingezogen worden sind (über 200 an der Zahl), haben wir es nicht unterlassen, soweit es in unseren schwachen Kräften stand, die lieben Brüder durch besondere Briefe und Druckschriften zu ermuntern und zu erfreuen. Wir erhielten bereits eine Menge Briefe und Karten. Folgende liebe Brüder senden herzliche Grüße."
In der dann folgenden Auflistung kann man unter anderem die Namen lesen: R. Basan, H. Dwenger, F. Balzereit, B. Buchholz, C. Labuszewski, W. Müller. E. Vorsteher. H. Vollrath. [31]
Im September 1915 vermeldet der "Wachtturm" dann:
"Neben herzlichen Grüßen der vielen unserer Brüder im Felde möchten wir den lieben Geschwistern auch die Nachricht zukommen lassen, dass unser lieber Bruder Max Nitzsche aus Reichenbach, Vogtland, am 15. Juli bei einem Sturmangriff in Russland gefallen ist. Wenn uns solche Botschaft dem Fleische nach auch schmerzt, so freuen wir uns doch in der Hoffnung, dass sich 1. Kor. 15: 51.52 an dem Bruder erfüllt hat." [32]
Ganz offensichtlich lügen Jehovas Zeugen völlig ungeniert und täuschen die Öffentlichkeit:
Die Aussage im Erwachet vom 22.Oktober 1994 auf Seite 7 ist offensichtlich falsch:
»Es stimmt,daß Jehovas Zeugen streng neutral sind und in politschen Streitigkeiten für niemanden Partei ergreifen.Sie haben weder im 2.Weltkrieg noch in irgendeinen anderen Krieg Blut vergossen.«
Detlef Zwarg, Berlin
Leserbrief eingegangen: 28. August 2003 (08:56:38)
Für den Inhalt ist allein Detlef Zwarg verantwortlich.

Leserbrief von Uwe L.:
Zum "Leserbrief" "Die volle Wahrheit" (Ostsee-Zeitung)
Der Leserbrief-Schreiber kennt weder die volle, noch die halbe Wahrheit, wenn es um Zeugen Jehovas und Militärdienstverweigerung geht.
Für die Bibelforscher (seit 1931 Zeugen Jehovas) "im Felde" im ersten Weltkrieg kam Töten nachweislich nicht in Betracht; sie dienten in der Regel waffenlos, zum Beispiel als Sanitäter, oder sie schossen "in die Luft". Eine Anzahl waren bereits Totalverweigerer, die man in Festungshaft oder Irrenanstalten steckte. Gerade die vielen Dienstverweigerungen veranlassten die deutschen Behörden, die Glaubensgemeinschaft beobachten zu lassen und die Großkirchen um Informationen zu bitten, die daraufhin die Vorläufer der heutigen "Sektenreferate" gründeten, und ihre "Schmähschriften", wie Historiker schreiben, sind ein Beispiel "für die Verirrungen, die in der Frage der Bewertung der Bibelforscherlehre in die theologische Wissenschaft Einzug hielten" (Dr. Detlef G.).
Ähnlich war die Situation der Zeugen Jehovas im zweiten Weltkrieg in der neutralen Schweiz, die sich nicht im Kriegszustand befand. Es gab damals Schweizer Zeugen Jehovas als Totalverweigerer und eine Anzahl, die waffenlose "hilfsmilitärische" Dienste leisteten und das mit der Absicht, zurückzutreten, wenn die Schweiz in einen Krieg eintreten sollte. National-kirchliche Kreise warfen den Zeugen Jehovas dennoch vor, "staatsfeindlich" zu sein und systematisch gegen die Schweizer Armee zu arbeiten. Die öffentliche "Erklärung" in der Zeitschrift "Trost" vom 1. Oktober 1943 widerlegte die Unterstellung.
Interessant ist, wie die Schweizer "Erklärung" seit 1971 verbreitet wird: Das antagonistische Ministerium für Staatssicherheit (MfS), das das Verbot und die Verfolgung der Zeugen Jehovas in der DDR zu rechtfertigen suchte, druckte sie in einer "Dokumentation" über die Wachtturm-Gesellschaft unter dem Verfassernamen Manfred Gebhard, die heute unter Fachleuten als Meisterwerk der Mis- und Desinformation gilt. So mancher Pfarrer und "Sektenkundler" schöpfte sein Wissen über Jehovas Zeugen aus diesem Machwerk. Hinzu kommen weitere einst im Auftrage des MfS gesteuerte Falschinformation über die Glaubensgemeinschaft, was "nachhaltig die konfessionskundliche Wahrnehmung im Westen beeinflußt hat", wie Professor Gerhard B. (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismus-Forschung in Dresden) in dem neuen Sachbuch "Repression und Selbstbehauptung – Die Zeugen Jehovas unter der NS- und SED-Diktatur" (ISBN 3-428-10605-9) ausführt.
Geschichtsarchiv der Jehovas Zeugen
Johannes W.
65617 Selters
Uwe L., Selters
Leserbrief eingegangen: 02. September 2003 (10:25:51)
Für den Inhalt ist allein Uwe L. verantwortlich.

Bezüglich des von L. mit angesprochenen Uraniabuch; siehe auch:

Uraniabuch


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