Re: Vermeintliche Politiklosigkeit


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 23. August 2003 14:14:34:

Als Antwort auf: Vorsicht! Schußwaffe! geschrieben von D. am 22. August 2003 19:46:28:

Vermeintliche "Politiklosigkeit" die einen hohen Preis kostete

Man braucht wohl nicht übermäßig viel Fantasie um sich ausmalen zu können, wie es wohl im Lebenslauf der Helene M. Nagel weiterging. Einmal schon in den Gestapoakten festgehalten, spricht wohl einiges dafür, es war nicht das letzte mal. Wenn die Gestapo in ihrem Jahreslagebericht 1938 beispielsweise den lapidaren Satz festhielt:
"Im ganzen Reich wurden 1938 rund 7000 Bibelforscher in Schutzhaft genommen. Hierunter befanden sich zahlreiche Personen, die am 10. 4. 1938 in aller Öffentlichkeit die Teilnahme an der Wahl verweigert und gegen den Führer gehetzt hatten ..."

Wenn man das liest, dann kann man sich vielleicht ausmalen, dass auch Vorgenannte mit zu jenen 7000 gehört haben könnte; sofern es sie nicht schon früher "erwischt" hatte.

Wurde durch jene Demonstration, was anderes war es ja wohl nicht, das Hitlerregime "aus den Angeln" gehoben? Wohl kaum. Lediglich ein Effekt trat ein. Jenes Regime hatte einen "Blitzableiter" gefunden. Wo war eigentlich damals der Grundsatz der "theokratischen Kriegslist", die es mit Sicherheit schon damals gab?

Dies erinnert mich doch wieder an DDR-Zeiten. 1965 gab es (abgesehen von der Wehrdienstfrage), die letzte große Verhaftungswelle in Sachen Zeugen Jehovas in der DDR. Einer, den es schon 1950 und erneut 1965 dabei erwischt hatte, war der Werner Liebig aus (damals) Dresden. Liebig war nach dem DDR-Mauerbau faktisch der Leiter der Zeugen Jehovas in der DDR, bis zu seiner Verhaftung. Aus seinen Akten ist ersichtlich. Er suchte soweit als möglich die Konspiration zu wahren. So gehörte auch dazu, dass nur ganz wenige aus seinem engeren Umfeld wussten, welchen Funktionärsposten er tatsächlich bekleidete.
Die CV kreidete ihm mal an, dass er im Zuge dieser Konspiration sogar an den Wahlen in der DDR teilnahm, um so äußerlich, nicht auf seine Person besonders aufmerksam zu machen.

Da ging es also. Konspirativ zu handeln. Das galt aber nur für ganz wenige hochrangige WTG-Funktionäre. Für die anderen, dass "Fußvolk" hingegen galt, "demonstrieren". Auch durch Nichtbeteiligung an den Wahlen. Für die Stasi hatte dass noch dazu den aus ihrer Sicht gar nicht mal so unwillkommenen "Nebeneffekt", die Adressen von Zeugen Jehovas "frei Haus geliefert" zu bekommen.

Da kann man wohl nur zu sagen. Wenige "Offiziere" suchten sich soweit menschenmöglich, so gut wie möglich zu schützen. Das "Fußvolk" indes war von ihnen zum "verbrennen" bestimmt.


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