Geschrieben von Drahbeck am 29. Juli 2003 20:27:11:
Als Antwort auf: Re: Detlef G... geschrieben von D. am 19. April
2003 09:56:37:
Neues von B... und Co.
Im November 2000 gab es unter den Auspizien des damaligen Theologieprofessors Besier in
Heidelberg (jetzt "Totalitarismusforscher" in Dresden) eine Tagung zum Thema
Zeugen Jehovas. Unter den dort versammelten Referenten fand sich die überwiegende
Mehrheit jener ein, die für die WTG "Rang und Namen" haben. Lediglich Frau Y...
gehörte wohl nicht zu den Mit-Eingeladenen. Vielleicht wollte man sich dort wohl nicht
wegen ihrer Scientology und Moonkontakte mit ihr in einem Namenszug genannt wissen. Das
könnte wohl auch für Herrn Besier nicht sonderlich "reputationsfördernd"
sein. Denn seriös wollte man schon sein, bei dieser Tagung.
Ein weiterer dort nicht vertretener Name der des Hubert R. Aber der liegt in der Tat
etwas anders als der von Frau Y.... Hatte doch R. gar auf einer Zeugen
Jehovas-"Standhaft"-Veranstaltung aus den Gestapo-Akten des Konrad Franke
zitiert. Und seine Zitate machten deutlich. Auch R. lässt Franke nicht im
"Heldenlicht" erscheinen. Die einzige Verbeugung, die er seinen Gastgebern
gegenüber machte war die, eine Pseudonym für den Klarnamen Franke zu verwenden. Das war
aber so durchsichtig, dass jeder halbwegs mit der Materie vertraute, sehr wohl erkannte.
Er meint Franke!
Vielleicht passte daher auch R. nicht so recht in den "erlauchten" Kreis, den
Gastgeber B. da um sich zu versammeln beliebte.
Es wurde schon damals vorangekündigt, dass die dort gehaltenen Referate auch später
noch in der Form eines über den Buchhandel erhältlichen Tagungsbandes veröffentlicht
werden sollten. Es hat bis zum Jahre 2003 gedauert. Jetzt liegt dieser Band vor,
herausgegeben von den Herren Gerhard B. und Clemens Vollnhals unter dem Titel:
"Repression und Selbstbehauptung. Die Zeugen Jehovas unter der NS- und der
SED-Diktatur".
Beginnen möchte ich da gleich als erstes mit dem dort abgedruckten Beitrag von Detlef
G., der mir von allen, die sich dort artikulierten, wie mir scheint, noch die
gehaltvollsten Ausführungen machte.
Detlef G.; den Namen kann ich nicht in den Mund nehmen, ohne gleichzeitig "hin und
hergerissen zu sein". Einerseits ist unbestritten, dass Garbe mit seinem
"Zwischen Widerstand und Martyrium" ein Standardwerk zum Thema vorgelegt hat, um
das keiner (der ernst genommen werden möchte) herumkommt. Die Details daraus sollen hier
jetzt nicht im Vordergrund stehen. Nur soviel. Mir erschien eines evident zu sein. G.
versucht sich darin auch von den Vorgängerstudien von Friedrich Zipfel und Michael Kater
"abzusetzen". Unterschreibe ich vieles aus "Zwischen Widerstand und
Martyrium" auch, so jedoch nicht das G.'sche Selbstverständnis, als hätte er G.;
sowohl Zipfel und Kater "überflüssig" gemacht, auf das man ihrer nicht mehr
gedenken möge und nur noch singe: "Hosianna - Garbe"
Das was G. Zipfel und Kater meint als "Schwächen" glaubt vorhalten zu
können, hat mich - in der Sache - (von unbedeutenden Kleinigkeiten abgesehen) in keinem
einzigen Falle überzeugt!
Grundtenor der Garbe'schen Kritik an den Vorgenannten ist doch wohl der, dass die
Genannten in der Sicht G.'s zu "distanziert" zu ihrem Untersuchungsgegenstand
ständen. Und hier ist in der Tat ein wesentlicher Unterschied zu sehen.
Weder Zipfel noch Kater, haben sich je als de facto Hauptdarsteller für ein von der WTG
gedrehtes und vertriebenes Video zur Verfügung gestellt. G. sehr wohl. G. (und noch
einige andere) haben es auch genossen, auf diversen WTG-Veranstaltungen weiter
"herumgereicht" zu werden. Er, Garbe, hat somit auch sein ganz persönliches
"Geschäftchen" mit der WTG abgewickelt.
Das ist, was ich G. ankreide und wo ich mir Zipfel und Kater lobe, die sowohl relativ
sachgerecht den von ihnen behandelten Gegenstand dargestellt haben; zugleich sich aber
nicht von der WTG für deren Interessen haben vereinnahmen lassen.
G.'s Buch erschien vor rund einem Jahrzehnt, und wird von minimalen Korrekturen abgesehen,
im Prinzip heute noch unverändert, mit vorgenannten "Macken" vertrieben. Sein
genanntes Buch repräsentiert somit mehr oder weniger den "frühen" Garbe. Nun
soll man niemandem die Fähigkeit absprechen, auch noch dazu zu lernen. Auch Garbe nicht.
Ein Dokument des "späten" G. indes erscheint mir auch schon sein Referat auf
der Heidelberger Tagung vom November 2000 zu sein, aus der jetzt mal einige Sätze zitiert
werden sollen. Sätze, denen ich in der Sache nur beipflichten kann.
So erwähnt er bezugnehmend auf die KZ's:
"Zum Beispiel lehnten Bibelforscherinnen im KZ Ravensbrück den Einsatz in der
Angora-Kaninchenzucht trotz schwerster Strafen ab (da das Fell für die Fütterung von
Fliegerjacken genutzt wurde, sahen sie darin biblisch verbotene "Kriegsarbeit"),
während im Männer-KZ Neuengamme drei Jahre lang 15 bis 20 Zeugen Jehovas im dortigen
"Angora-Kommando" arbeiteten, wo sie die relativ guten Bedingungen für die
Beschaffung lebensnotwendiger Zusatzverpflegung, für heimliche Zusammenkünfte und für
das Verstecken biblischer Schriften zu nutzen verstanden.
Weiter konstatiert er:
"Zugleich gab es unter den Bibelforscher-Häftlingen aber auch Zerwürfnisse, die so
heftig sein konnten, daß sie zu Spaltungen und Ausschlüssen, dem sog.
Gemeinschaftsentzug, führten. Ein Konfliktpunkt war z. B. die Frage, wo die Grenzziehung
bei der Ablehnung von "Kriegsdiensten" jeweils genau zu verlaufen habe. Für die
"Gemäßigteren" galt nur die direkte Mitwirkung an der Herstellung von zur
Tötung bestimmten Kriegsgerät als Arbeit für den Krieg, während die
"Radikaleren" neben der Waffenproduktion etwa auch die Herstellung von
Uniformjacken in der Ravensbrücker Schneiderei oder die Produktion von Wehrmachtskiern in
der Buchenwalder Tischlerei als Verstoß gegen die biblischen Gebote galt."
Kritisieren tut er auch:
"In den Veröffentlichungen der letzten Jahre bleiben diejenigen Gruppen der
Bibelforscherbewegung, die sich in den zwanziger und dreißiger Jahren von der Watch Tower
Society getrennt hatten, nahezu gänzlich ausgespart, obgleich auch die "Freie
Bibelforscher-Vereinigung" und die "Menschenfreundliche Versammlung (Engel
Jehovas)" im November 1933 bzw. im Januar 1934 verboten wurden und auch Angehörige
dieser Gruppen in den Konzentrationslagern unter dem "lilaWinkel" der
Bibelforscher geführt wurden.
Die Politik der WTG in der "Vor-G.-Zeit" kommentiert er mit den Worten:
"Dabei haben die Zeugen Jehovas lange Zeit selbst dazu beigetragen, daß eine
Aufarbeitung ihres Verfolgungsschicksals unterblieb. Der exklusive Anspruch dieser
umstrittenen Glaubensgemeinschaft, deren "Leitende Körperschaft" alleinige
Wahrheit beansprucht und sich als einzig wahre und authentische Vertreterin des
göttlichen Willens sieht, und ihre - insbesondere für Bibelunkundige - in rationalen
Kategorien nur schwer faßbare Glaubenslehre dürften ebenso zu dem langanhaltenden
Desinteresse der Geschichtswissenschaft beigetragen haben wie die Abschließung der Gruppe
nach außen. Forschungsbemühungen - so es sie denn gab - trafen lange Zeit bei der
Wachtturm-Gesellschaft auf Vorbehalte. Zu ihren Archiven erlangten Außenstehende keinen
Zugang. Ängste und schlechte Erfahrungen, insbesondere mit Journalisten, denen in erster
Linie an zweifelhaften "Enthüllungsstories" gelegen war, aber auch der Wunsch
nach einem Deutungsmonopol in Fragen der eigenen Geschichte werden die nichtkooperative
Haltung bestimmt haben."
Auch beachtlich seine Anmerkung:
"Für das Engagement der Zeugen Jehovas in Sachen Geschichtsaufarbeitung ist noch auf
einen weiteren Gesichtspunkt zu verweisen, nämlich eine 1995 im "Wachtturm"
verkündete Modifikation in der Glaubenslehre bezüglich der Naherwartung.
Vgl. die Veränderung im Impressum der Halbmonatsschrift Erwachet!; die alte Fassung mit
dem Verweis auf die Generation von 1914 wurde letztmalig in der Ausgabe vom 22. 10. 1995
abgedruckt (vgl. auch die flankierenden Artikel im Wachtturm vom 1. 11. 1995)."
Voll unterstreichen kann ich auch seine Einschätzung:
"Bedauerlicherweise hat sich die Wachtturm-Gesellschaft trotz ihrer Öffnung in
Fragen der Geschichtsaufarbeitung bislang noch nicht zu einer Distanzierung von dem
Anpassungskurs des Jahres 1933 entschließen können. Zwar wird die Erklärung vom 25.
Juni 1933 heute nicht mehr als "vehementer Protest gegen die Hitler-Regierung"
verklärt, aber die Tatsache, daß in Zeiten der Bedrängnis 1933 gewisse Zugeständnisse
erfolgten, wird weiterhin nicht eingestanden. Allerdings wurde 1998 in einer
"Erwachet!"-Ausgabe der auch innerhalb der Glaubensgemeinschaft geäußerte
Wunsch nach einer Passage zu den "Handelsjuden des Britisch-Amerikanischen
Weltreiches" als Ausdruck einer vermeintlichen Judenfeindschaft "mißverstanden
worden" sei und deshalb "Anstoß erregt" habe. Aber zu dem Eingeständnis,
daß die "sichtbare Organisation Jehovas" - wie andere auch - in den
Anfangsmonaten des "Dritten Reiches" zur Existenzwahrung einen Weg der Anpassung
und Verständigung suchte, zeitweilig die Gläubigen zur Einstellung aller
Missionsaktivitäten aufrief und somit anfangs nicht mit der Entschiedenheit agierte, die
später das Handeln der Zeugen Jehovas unter der nationalsozialistischen Herrschaft
auszeichnete, kann sich die Wachtturm-Geellschaft nicht entschließen, wohl weil hier die
Autorität der Leitenden Körperschaft in Brooklyn und ihr Anspruch "unter der
Eingebung und mit der Vollmacht des Höchsten" zu handeln, zur Diskussion
steht."
Und in einer Fußnote merkt er dazu noch an:
"In der Frage der von den Gläubigen geforderten Gehorsamspflicht sind noch keine
Anzeichen einer Öffnung erkennbar. Die Zeugen Jehovas werden immer noch auf eine
unbedingte und unhinterfragte Loyalität gegenüber der Leitenden Körperschaft
verpflichtet. Dies gilt auch für Fälle, in denen etwas im Augenblick nicht verständlich
erscheint oder in denen man nicht mit der Leitung übereinstimmt. Für diese Fälle
empfiehlt der Wachtturm: 'Loyalität schließt somit ein, die Veröffentlichungen von
weiterem Verständnis durch den treuen und verständigen Sklaven geduldig abzuwarten.'
Wachtturm vom 15. 3. 1996, 15f.)
Meine Unterstützung findet er auch für die Aussage:
"Für jene, die an einer Aufklärung über die und einer Diskussion mit den Zeugen
Jehovas interessiert sind, sind meines Erachtens im Blick auf die Jahre 1933 bis 1945
vielmehr Erörterungen darüber weiterführend, weshalb die Zeugen Jehovas in Konflikt mit
dem Nationalsozialismus gerieten und wofür sie stritten. Hier sind das Verhältnis der
Zeugen Jehovas zur Welt, ihr Staatsverständnis, die Zuschreibung der eigenen Organisation
zu den theokratischen Autoritäten, die unbedingte Loyalitäts- und Gehorsamspflicht der
Gläubigen gegenüber der Wachtturm-Gesellschaft und andere Fragen zu thematisieren, die
durchaus einer kritischen Erörterung bedürfen.
Wer das opferreiche Martyrium der Zeugen Jehovas im "Dritten Reich" aus
geschichtswissenschaftlicher Perspektive betrachtet, kommt deshalb nicht an der
Feststellung vorbei: Widerstand gegen die Diktatur leisteten Jehovas Zeugen nicht. Sie
stritten im Konflikt mit dem Regime für ihre (eigene) Organisations- und
Glaubensfreiheit, nicht aber für die Freiheit (aller) in einem umfassenderen und
politischen Sinne. In diesem Zusammenhang gilt es auch, darauf hinzuweisen, daß die
Zeugen Jehovas sich nicht nur gegenüber der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
verweigerten."
Bravo, für diese Aussage aus dem Munde auch von G.!
Unterstrichen sei auch noch abschließend seine Einschätzung:
"Die couragierte Haltung der Zeugen Jehovas im "Dritten Reich" kann zwar
Respekt und Würdigung für sich beanspruchen, als Leitbild in einer demokratisch
verfaßten Gesellschaft eignet sie sich jedoch nur bedingt. Ihr Handlungsmotiv war die
Loyalität zur Theokratie, nicht die Wiedererlangung von Freiheit und Demokratie. Eine
Vorbildfunktion im pädagogischen Sinne kommt ihnen deshalb nicht zu. Dieser Platz sollte
Dietrich Bonhoeffer, Mildred und Arvid Harnack, Helmuth Hübener, Julius Leber, Max Josef
Metzger, Carl von Ossietzky, Sophie und Hans Scholl und ähnlichen Persönlichkeiten
vorbehalten bleiben."
Bei einem in diesem Band mit enthaltenen Beitrag des Schweizer WTG-Mitarbeiters Max W.,
fallen besonders zwei Aspekte ins Auge.
So vermerkt er in seiner ersten Fußnote schon:
"Zum ersten Mal sollen spezifisch schweizerische Forschungsergebnisse in ansehnlicher
Breite vorgelegt werden in: Hubert R. (Hg.), "Vergessene Opfer" - Jehovas
Zeugen, der Nationalsozialismus und die Schweiz (in Vorbereitung für 2002)."
Dazu ist festzustellen. Genanntes wurde in der Tat schon einmal im Verzeichnis
"lieferbarer" Bücher vorangekündigt. Eine ISBN dafür existierte auch schon.
Ebenfalls das Titelbild-Cover und die Verlagsangabe. Dann wurde es "still" um
dieses Buch. Aus dem "Verzeichnis lieferbarer Bücher" verschwand es wieder und
auch keine wissenschaftliche Bibliothek die Pflichtexemplarberechtigt ist, weist es nach.
Eine gezielte Nachfrage bei dem mal vorgesehenen Verlag ergab. Das Projekt ist dort
"gestorben". Mit Sicherheit ist es jedenfalls nicht im Jahre 2002 erschienen. Ob
es denn überhaupt noch mal erscheinen wird, steht (ausgehend vom gegenwärtigen Stand)
"in den Sternen".
Der Verweis auf ein nie erschienenes Buch noch im Jahre 2003, erweist sich somit als
unseriös.
Zweite Anmerkung zu W..
"Gekonnt" umschifft er eine Klippe durch Nichterwähnen. Und zwar die Schweizer
Wehrdiensterklärung von 1943. Da liegt einiger "Zündstoff" drin. Das ist wohl
auch W. klar. Jedoch muss man ihm das als nicht "verzeihlich" ankreiden. Das von
B./Vollnhals herausgegebene Buch tritt ja gerade mit dem Anspruch auf, beide deutsche
Totalitarismen im Blickfeld zu haben. Man weiss, dass Thema Wehrdienst ist eines, was
darin, keinesfalls an "letzter" Stelle mit hineinspielt. Umso mehr ist das
Wörnhard'sche Schweigen dazu (da er ja von der Sache berufen wäre, sich dazu zu
äußern), zu verurteilen.
Zu den mit in diesem Sammelband vertretenen Autoren gehört auch der Waldemar H.. H.
offeriert nur das, was er an anderer Stelle bereits früher ausgeführt hatte; und nach
wie vor ist festzustellen. Nicht immer ist seine Argumentation besonders
"schlüssig".
Das soll an einem Einzelbeispiel einmal verdeutlicht werden.
H. entrüstet sich in seinen Ausführungen auch über die "Sektenkundlichen
Mitteilungen". Dabei handelte es sich um eine Publikation der Evangelischen Kirche in
der DDR, die im Verfielfältigungsverfahren hergestellt wurde. Also "Marke Caro
Billig". Das soll jetzt nicht abwertend verstanden werden, sondern lediglich zur
Veranschaulichung dienen.
Heutige Kopiertechnik stand der Kirche damals offenbar noch nicht zur Verfügung. Und so
sind denn die einzelnen Blätter im Schreibmaschinenpapierformat auch lediglich durch eine
simple Heftklammer zusammengehalten gewesen pro Ausgabe.
Auch fand sich in jedem Impressumsvermerk noch die Angabe "Nur zum kirchlichen
Dienstgebrauch".
Über diese seit 1968 etwa alle 4 Monate erscheinende Publikation (drei Ausgaben pro
Jahr) entrüstet sich nun H. mit den Worten:
"Zu dieser kirchlichen Stelle nahm Willy Müller als Herausgeber der CV Kontakt auf.
Bereits in der zweiten Ausgabe der Sektenkundlichen Mitteilungen wurde die Zeitschrift CV
als aufklärendes Informationsblatt über Jehovas Zeugen vorgestellt. In annähernd jeder
weiteren Ausgabe wurden die über Jehovas Zeugen enthaltenen Berichte einfach aus der CV
entnommen. Ohne Überprüfung des Wahrheitsgehaltes, lediglich mit Nennung von CV als
Quelle
In den Sektenkundlichen Mitteilungen waren etwa 85 bis 90 Prozent der enthaltenen
Aussagen über Jehovas Zeugen der Zeitschrift CV entnommen. Ein tatsächlicher Skandal,
denn es ist nur zu offensichtlich, daß Dr. Pietz
zumindest ahnen mußte, wer
hinter CV stand."
Was ist dazu zu sagen? Zum einen. Wer kann es dem CV-Herausgeber Müller verargen, dass
es Kontakte aufnahm? Was machten denn die Zeugen Jehovas mit ihren
"Standhaft"-Veranstaltungen? Da wurden doch auch Kontakte zu Außenstehenden
gepflegt. Nicht mehr und nicht weniger tat auch Müller. Und wer das als
"Straftatbestand" werten will, dem muss man schon mal auf den Kopf zu die Frage
stellen; ob er sich sicher ist, wirklich noch "richtig zu ticken?"
Weiter. Pietz zitierte via Sektenkundliche Miteilungen in der Regel kommentarlos. Ist
das ein Verbrechen? Oder noch anders gesagt. Er tat gleiches auch bezüglich der
Siebenten-Tags-Adventisten, der Neuapostolischen Kirche, der Evangelisch-Johannischen
Kirche und noch einiger anderer; sofern ihm diesbezüglich zitierenswertes vorlag. Die
Zeugen Jehovas-Thematik war dabei den gleichen Kriterien ausgeliefert. Über keine Gruppe
finden sich irgendwelche echte "Kommentierungen". Über alle nur
"Zitierungen".
Natürlich nahm Dr. Pietz dergestalt Einfluss, dass er auswählte. Er allein entschied;
was er als zitierenswert ansah und was er "unter den Tisch fallen ließ".
Wenn Hirch Dr. Pietz einen echten Vorwurf machen wollte, dann hätte er ausführen
müssen. "Diesen Text hat Pietz zitiert". Dann müsste er den inkriminierten
Text näher vorstellen und hinzufügen was er an ihm zu beanstanden habe und aus welchen
Gründen. Genau diesen Weg hat aber Hirch nicht beschritten. Er bietet nur eine billige
Stimmungsmache.
"Würdig" dem Herrn H. zur Seite steht in diesem Band auch der "kalte
Krieger" Gerhard B.. Er abhandelt insbesondere das Thema "Christliche
Verantwortung". Das der zu acht Jahren Zuchthaus vom DDR-Staat verurteilte Dieter
Pape, davon "nur" vier Jahre absitzen musste und eine DDR-konforme Entwicklung
einschlug, ist für die kalten Krieger Made Besier, die es immer noch nicht verkraften
können, dass sie es nicht schon zu Adenauers Zeiten geschafft haben, dass die DDR
aufhörte zu bestehen, ein "Sakrileg", für das sie aus ihrer Interessenlage
keine "Verständnis" haben.
Seine Antipathien bringt er denn mehr als reichlich auch in seinen Ausführungen immer
wieder mit ein.
Wie sehr Besier parteiisch ist, macht er meines Erachtens auch deutlich, wenn er der
Meinung ist bezüglich des Uraniabuches, es sei von dem Dr. Pietz in den Sektenkundlichen
Mitteilungen "sehr günstig besprochen" worden.
Dieser Auffassung vermag ich nicht zu folgen. Daher mal ein paar Sätze aus dieser
"günstigen" Besprechung via meiner Ausführungen dazu aus der "Geschichte
der Zeugen Jehovas" S. 499f.
"1970 erschien dann in der DDR im Uraniaverlag Leipzig [71] ein Buch über die Zeugen
Jehovas. Als Herausgeber wurde darin genannt Manfred Gebhard. [72] Im Materialdienst
der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen" kennzeichnete Reimer
dieses Buch 1972 als eine Propagandaschrift. Als die Antwort der DDR auf die
Wühlarbeit" der Zeugen Jehovas. [73]
Der seinerzeitige Präsident der EKU-Kirchenkanzlei in der DDR wählte dazu die Vokabel
vom Steckbrief einer Religionsgemeinschaft" und das diese
Dokumentation", sofern sie denn eine solche sei, wachsam zu benutzen sei. [74]
Demgegenüber wirkt es doch etwas merkwürdig, wenn die in Freiburg/Br. erscheinende
katholische Zeitschrift Lebendige Seelsorge" im Jahre 1971 nur relativ moderate
Vokabeln über diese Buch verwandte. Pietz lebte in der DDR und musste darauf achten, dass
bei dem was er sagte, ihm das DDR-Regime nicht daraus einen Strick drehte. [75] Die
Lebendige Seelsorge" hingegen erschien in der freiheitlichen Bundesrepublik
Deutschland. Es hätte durchaus in ihrer redaktionellen Freiheit gelegen, einen totalen
Zerriss dazu zu publizieren. Statt dessen schrieb man nur:
Die 'Zeugen Jehovas' wecken immer wieder durch die Kompromisslosigkeit, mit der sie
diktatorischen Regimen gegenübertreten, Bewunderung; dennoch fällt es schwer, an dieser
Sekte sympathische Züge zu entdecken."
Das Uraniabuch enthält dann für die Lebendige Seelsorge"
unvergleichlich mehr Material als bisher irgendwo über diese Sekte zu finden
war." Die Kritik an der Gesamtkonzeption erschöpft sich in der Feststellung:
Man muss den Leser aber darauf aufmerksam machen, dass es sich nicht um eine
tendenzfreie Darstellung handelt. Auch steht nicht so sehr die religiöse Seite im
Blickpunkt.
Nicht gerecht wird vermutlich der Herausgeber den Zeugen Jehovas bei
der Darstellung ihres Verhältnisses zum Hitlerfaschismus." [76] "
Aus einem Aufsatz des WTG-Funktionärs S. in diesem Band, kann man auch einige
statistische Zahlen über das Wachstum der Zeugen Jehovas in Deutschland in den Jahren
1946 - 1950 entnehmen.
Danach gab es per 1. 5. 1946 in Ostdeutschland 3328 Bericht abgebende Zeugen Jehovas.
Westdeutschland registrierte zur gleichen Zeit 5237.
Bis zum 1950er DDR-Verbot wuchs die Zahl der ostdeutschen Zeugen Jehovas auf 23.000 an.
Zur gleichen Zeit gab es in Westdeutschland rund 30.000 Zeugen Jehovas.
Zu diesen "abstrakten" Zahlen muss man noch das jeweilige
Bevölkerungspotential in die Betrachtung mit einbeziehen. Und das ostdeutsche wurde wohl
um die 17 Millionen beziffert. Westdeutschland war aber zur gleichen Zeit auch
bevölkerungspolitisch erheblich größer.
Dies in die Betrachtung mit einbeziehend, kann man ohne Zweifel sagen. Das Wachstum der
Zeugen Jehovas in Ostdeutschland vor 1950, war ohne Zweifel erheblich größer als zur
gleichen Zeit in Westdeutschland.
Ein Symptom dafür, dass in trostlosen Zeiten "Heilsverkünder" einen
fruchtbaren Boden vorfinden. Je mehr sich diese Verhältnisse zum besseren ändern, um so
weniger fruchtbarer wird es für die (Un)"Heilsverkünder".
Aus dem in diesem Band noch mit enthaltenen Beitrag von Bernd S. sei noch zitiert; und
damit soll die Betrachtung ihr Ende finden:
Schäfer kommt auf Polen zu sprechen. Jenes Land aus dem Ostblock, wo die Zeugen Jehovas
schon ab den 1980er Jahren eigene Kongresse öffentlich abhalten durften; bzw. In
westliche Länder zu deren Besuch ausreisen durften. Dazu S.:
"Bemerkenswert ist auch die Rolle der Zeugen Jehovas in Polen in den achtziger
Jahren, als die regierende Polnische Vereinigte Arbeiterpartei auf der Suche nach
kirchlichen Gegengewichten zur übermächtigen katholischen Kirche nicht nur bei den
staatsloyalen Protestanten fündig wurde, sondern bei den teillegalisierten ZJ, die als
anti-katholische (und damit als gegen die Massenbewegung "Solidarnosc" und
Streiks) eingestellt wahrgenommen wurden. Das MfS der DDR war über solche Politik
gegenüber den ZJ wenig erbaut und warnte entsprechend die polnischen Kollegen von der aus
Brooklyn und Selters gesteuerten "Infiltration", konnte sie allerdings nicht von
ihrer Strategie abbringen."
Und seine Ausführungen kommentiert er dann noch mit dem Satz:
"So haben sich letztere (die Zeugen Jehovas) beispielsweise durch offenkundig
falsifizierte Weltuntergangsprognosen für das Jahr 1975 vorübergehend mehr geschadet als
es die Zersetzungsarbeit der Staatssicherheit vermochte."
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