Re: Werner Vetter - christen


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 26. Juli 2003 13:25:44:

Als Antwort auf: Werner Vetter - christen geschrieben von JägerSammler am 26. Juli 2003 10:48:20:

Die CV 76 (November 1975) notierte:
"christen" - eine neue Zeitschrift für die Zeugen in der BRD
Herausgegeben von Br. Werner Vetter, D 7081 Lauchheim, BRD, erscheint im WTG-Endzeitbankrottjahr 1975 für Jehovas Zeugen eine neue Zeitschrift. Ihr Titel ist "christen". Das erste Thema in der ersten Ausgabe befaßt sich mit dem Namen "Jehovas Zeugen". Es wird nachgewiesen, daß dieser Name völlig unchristlich ist. Zum Beweis dafür wird hingewiesen auf Apg. 11:26, Apg. 4:12, Apg. 26:28, 1, Per. 4:14-16, Markus 13:13, Markus 13:9 und Apg. 1:8. - Zu "1975" wird in einem anderen Beitrag gesagt: "Jehovas Zeugen haben immer noch keine positiven Schlüsse aus ihrer hektischen "Es ist später als du denkst-Verkündigung" gezogen. Fast zwei Millionen ihrer Glieder wurden mit spektakulären Nahzeiterwartungen aufgeheizt. Alle ihre bisher .weltweit verbreiteten Angaben, was in den Jahren 1799, 1874, 1878, 1914, 1915, 1918, 1925, 1975 und 2975 geschehen sei oder noch geschehen werde, erwiesen sich in der Tat und Wahrheit als reine Hinhalteparolen einer geschickt um die Existenz kämpfenden Religionsorganisation."

In der CV 83 (Juni 1976) konnte man lesen:
Eine neue Flugschrift unter den Zeugen Jehovas in der BRD:
DAS FALSCHEVANGELIUM DER SICH SELBSTBENANNTEN ZEUGEN JEHOVAS
Eine neue Flugschrift unter den Zeugen Jehovas in der BRD:
Der Verfasser dieser Schrift war selbst volle 27 Jahre aktives Glied der Wachtturm-Gesellschaft. Noch harten inneren Kämpfen trennte er sich, dem Gewissen, der Wahrheit und dem Ruf Christi folgend, von dieser Organisation. Er ist heute Herausgeber der Heftserie "christen" mit Abhandlungen urchristlichen Glaubensgutes, zur Vertiefung eines ausgewogenen Bibelverständnisses, im Interesse der Wiederherstellung und Verteidigung wahren Christentums.

Jehovas Zeugen lehren:
- Christi Wiederkunft ist eine Sache der Vergangenheit, sie erfolgte bereits im Jahre 1914 unsichtbar.
- Christus wurde im Jahre 1914 auf den Thron zur Rechten Gottes erhoben.
- Christus trat im Jahre 1914 seine Königsmacht an.
- Gottes Königreich gelangte 1914 im Himmel zur Aufrichtung.
- Das Ende der Heidenherrschaft, der Ablauf der Zeiten der Nationen erfolgte im Jahre 1914.
- Die Auferstehung der Toten (erste Auferstehung) begann im Jahre 1918.
(Entnommen aus dem Buch der Wachtturm-Gesellschaft "Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht",
Herausgabe in englisch und deutsch 1973, S. 211, 303, 306, 307) und aus dem "Wachtturm" vom 1. Mai 1965, S. 266).
Die weltweite Verkündigung dieses Falschevangeliums bezeichnen Jehovas Zeugen in ihrem Buch als eine "bemerkenswerte Leistung" (S. 307, Abs. 34).

Die Bibel lehrt:
- Christi Wiederkunft ist zukünftig. (Mt. 24:32,33)
- Christi Wiederkunft kann nicht spekulativ errechnet werden (Mt. 24:36, Mk. 13:32)
- Christi Wiederkunft erfolgt sichtbar in Herrlichkeit. (Mt. 24:30, Apg. 1 : 11, Offb. 1 :7, 1. Thess. 1 10, Hebr. 1 :6, 9:28)
- Christus wurde bereits noch seiner Himmelfahrt auf den Thron zur Rechten Gottes erhoben (Kol. 3:1, Hebr. 8:1, 12:2).
- Christi Machtantritt zur Wiederherstellung aller Dinge kann nicht errechnet werden (Apg. 1:6,7, 5. Mose 29:29).
- Gottes Königreich wird nicht im Himmel, sondern auf der Erde aufgerichtet (Jes. 65:17-25, Ps. 37:11, Mt. 5:5, Apg. 3:20,21, Lk. 22:28-30, Mk. 14:25, Offb. 5:10, 20:4, 21 :l-4)
- Die Zeiten der Nationenherrschaft enden erst dann, wenn Jerusalem nicht mehr zertreten wird (Lk. 21 :24)
- Die erste Auferstehung hat noch nicht stattgefunden. (2. Tim. 2:18)

Die Bibel warnt:
Paulus schreibt den Galatern: "Ich muß mich darüber wundern, daß ihr so schnell wieder abfallt (euch abbringen laßt) von dem, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und euch einer anderen Heilsbotschaft zuwendet, während es
noch keine andere (Heilsbotschaft) gibt, nur, daß gewisse Leute da sind, die euch verwirren und die Heilsbotschaft Christi (von Christus) verkehren (verfälschen) möchten. Aber wenn wir selbst oder ein Engel aus dem Himmel euch eine andere Heilsbotschaft verkündigten als die, welche wir euch verkündigt haben: - Fluch über ihn!" (Gal. 1 :6-9
Menge).
Verfasser: Werner Vetter, Im Fischgarten 22, BRD 7081 Lauchheim/Württ. -
CV-Anmerkung: Diese Schrift findet inzwischen weite Verbreitung. Br. Werner Vetter dürfte vielen persönlich und namentlich bekannt sein.

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Im Impressum einer weiter vorliegenden Ausgabe, die offenbar schwer konkret zu terminieren ist, da kein Erscheinungsdatum genannt wird, konnte man unter anderem lesen:
"Heftserie "christen" und Traktate
Unsere nicht periodisch erscheinenden Hefte der Serie "christen" und Traktate dürfen kostenlos bestellt werden.
… Verfasser der Schrift
Werner Vetter, Hesseweg 3, D-7089 Lauchheim/Ostalb ...
… Da wir keine unserer Druckschriften auf die Stufe einer Handelsware erniedrigen möchten, werden diese grundsätzlich kostenlos weitergereicht … Wir schätzen darum jeden Spendenbeitrag zum Druck weiterer Schriften …

Also, es sind schon mal zwei Anschriften erhalten. Möglicherweise ist die letztgenannte noch seine heutige.
Vetter hoffte offenbar, auf Spendenbasis genügend Mittel zu erhalten, um sein Vorhaben weiter fortsetzen zu können. Ich fürchte, seine Hoffnung hat sich nicht erfüllt, und damit ist auch das "einschlafen" seiner Initiative anzunehmen.

Er ist auch stark (ich sage das mal glashart) der Illusion verfallen, in der Nach-WTG-Zeit sich auf die Position eines "reinen" oder "Urchristentum" zurückziehen zu können. Schon das tatsächliche Urchristentum überlebte nur deshalb, weil es verweltlichte. Was nicht ausschloß, dass gegen die Verweltlichung auch immer wieder neue Protestgruppierungen aus den eigenen Reihen aufstanden. Sie wirkten dann eine gewisse Zeit. Aber der Historiker hat rückblickend festzustellen. Auf Dauer haben nur die "Verweltlicher" als Organisation überlebt.

Man kennt auch den Fall des Erich Brüning (Exodus) der mir übrigens ähnlich gelagert wie der Fall Vetter zu liegen scheint.
Brüning konnte wenigstens noch zwei Bücher auf dem Markt absetzen. Vetter hat es nur zu einigen Traktatschriften gebracht. Bei Exodus ist wohl eine Annäherung an freikirchliche Kreise zu konstatieren. Und damit die endgültige Aufgabe einer wirklich eigenständigen Identität. Was aus Vetter und seiner Initiative wurde, entzieht sich meiner näheren Kenntnis.
Wesentlich anders als den Fall Brüning würde ich ihn aber auch nicht sehen.

In beiden Teilen Deutschlands gab es eigentlich nur zwei nennenswerte Initiativen in der Vor-Internetzeit in Sachen ZJ.
Einmal der "Bruderdienst" des Herrn Twisselmann. Der sagt klar. Wer die Zeitschrift ("Brücke zum Menschen") lesen will, hat einen üblichen Abonnementsbeitrag zu zählen. Auf das Risiko "nur" von Spenden zu existieren, hat Twisselmann sich nie eingelassen (im Gegensatz zu Vetter). Und damit auch eine längere Existenzdauer erreicht.
Zweite Initiative. Die DDR-staatlich gesponserte "CV". Hätte es dieses Sponsoring nicht gegeben, wäre auch ihr die relativ lange Lebensdauer nicht beschieden gewesen.

Eine neue Situation ist mit dem Anbruch der Internetzeit angebrochen. Eine Internetseite kann man für einen Bruchteil der Kosten ins Netz stellen, die für Druckausgaben erforderlich sind. Auch hier die Klage der Akteure. Mit der "Unterstützung" sieht es mal mau aus. Aber dieweil wirtschaftlich nicht so teuer, besteht schon eine grundsätzlich anders zu bewertende Ausgangssituation. Der Fall Vetter blieb ein Versuch, eine Randnotiz im laufe des Geschehens.


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