Geschrieben von Drahbeck am 23. Juni 2001 19:20:17:
"B. ins 'Stammbuch'"
Leute, die die "Weisheit mit Löffel gegessen" haben, wie der Heidelberger
Theologieprofessor B., möchten es aus heutiger Sicht gerne so interpretieren, dass es im
Falle "Christliche Verantwortung" und genauer, überhaupt im Falle
"DDR", nur eines hätte geben dürfen: Konfrontation und nochmals Konfrontation.
Wie man weiß war die Wirklichkeit etwas differenzierter. Jene Möchtegerne-Konfrontäre
waren zur fraglichen Zeit nicht immer die "gefragtesten". Auch die evangelische
Kirche in der alten Bundesrepublik stand schon zeitgenössisch vor der Frage. Wie soll sie
die CV einschätzen. Wichtiger noch. Wie soll sie diese ihre Einschätzung in der
Öffentlichkeit artikulieren. Ihr damals zuständiger Referent, Dr. Hans-Diether Reimer
entschied sich offenbar für den Weg der "Diplomatie", für das "durch die
Blume durchblicken lassen", des zu kritisierenden. In Heft 5/73 des
"Materialdienstes" war sein diesbezügliches Statement abgedruckt, dass wiederum
in der CV-Ausgabe 55 (Januar 1974) genüsslich zitiert wird.
Die Konfrontäre hatten und haben sicherlich keine "Freude" an dieser
Stellungnahme. Indes auch das sei noch gesagt. Zeitgenössisch schwiegen die Zeugen
Jehovas und ihre genannten Hilfstruppen dazu. Ergo haben sie sich selbst des Rechtes
beraubt, heute nun diesbezüglich groß in "Entrüstung" sich zu produzieren.
Nachstehend der genannte CV-Text:
Wie andere CV einschätzen
Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart veröffentlichte in
ihrem "Materialdienst" 5/73 eine Sicht von CV, in der es im wesentlichen heißt:
CV sei 1959 begründet worden von einem ehemaligen Versammlungsdiener. Das Blatt werde
heute in viele Länder verschickt. Dann schreibt die Zentralstelle:
"Obwohl die Zeugen Jehovas in der DDR seit 1951 verboten sind, befaßt sich die
'Christliche Verantwortung' fast ausschließlich mit der Verkündigung und Organisation
der WTG". Nach eigener Aussage sei dies die erste Schrift dieser Art. "Hier ist
also ein Kreis, der sich bewußt an die Zeugen Jehovas wendet. Er stellt jedoch nicht eine
Glaubensgemeinschaft dar, die die 'Ehemaligen' sammeln will, sondern eine Gruppe scharfer
Kritiker der WTG". Deshalb sei die Zeitschrift auch "kein biblisches oder
geistliches Blatt", sie biete vielmehr "eine polemische Aufklärung", weil
sie sich die Aufgabe gestellt habe, "die WTG ständig zu entlarven und die
antihumanistischen Machenschaften dieser Organisation allen Geschwistern zur Kenntnis zu
bringen", wie es in CV 37/71 heiße. "So wird fortwährend die Leitende
Körperschaft' in Brooklyn oder die Zentrale in Wiesbaden aufs Korn genommen. Es werden
ihre 'Machenschaften', ihre Verbindung mit dem 'USA-Imperialismus' und dem westlichen
Kapitalismus aufgedeckt, ihr militanter 'Antikommunismus' angeprangert. Da es in der DDR
durchaus noch Zeugen Jehovas gibt - man kann hier nur von einem Verbot, nicht im
eigentlichen Sinne von einer Verfolgung sprechen - wird die Arbeit der Studiengruppe CV
von der Führung der DDR begrüßt. Die Studiengruppe beobachtet genau alle Vorgänge und
Äußerungen der WTG, dokumentiert sie und versucht, ihre Bedeutung zu erfassen. Diese
kritische und dokumentarische Funktion übt sonst keine Stelle im deutschen Sprachraum
aus." -
Die Zentralstelle hat hiermit eine sehr interessante CV-Einschätzung vorgelegt, die
sicher der notwendigen allgemeinen Orientierung sehr dienlich ist. Zu bemerken ist
folgendes: Die WTG wurde schon im Herbst 1950 in der DDR verboten. Ob CV ein biblisches
oder geistliches Blatt ist oder nicht, ist sicherlich sehr vom Verständnis der Bibel
selbst abhängig, und das ist entwicklungsbedingt unter evangelischen, katholischen oder
anderen Christen ungeachtet der Gemeinsamkeiten, die leider noch nicht immer im
Vordergrund stehen, unterschiedlich. Die ideologische (politische) Ausrichtung eines jeden
dürfte immer bedingt sein durch das soziale Milieu, durch die gesellschaftliche Umwelt
und die soziale Verantwortung auch des Christen darin, der er ehrlicherweise nicht
ausweichen darf. Das gilt auch für sozialistische Verhältnisse, hier vielleicht mehr
denn je zuvor. CV versucht in der Tat, die Dinge in ihrer Bedeutung immer besser und
klarer zu erfassen und darzustellen. Es stimmt, daß die CV-Funktion einmalig im gesamten
deutschen Sprachraum - weltweit - ist.
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