Noch ist nicht Weíhnachten


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 28. Juni 2003 17:29:21:

Noch ist nicht Weihnachten - aber es kommt bestimmt wieder

In einem Lexikon aus der seinerzeitigen DDR, die ja nicht gerade für besondere "Kirchenfreundlichkeit" bekannt war, liest man:
Gerhardt, Paul, 12. 3. 1607 - 27. 5. 1676, luther. Kirchenlieddichter; viele seiner Gedichte sind volksliedhaft ("Nun ruhen alle Wälder", "Geh' aus mein Herz und suche Freud").
Diesem Charakteristikum eben auch Volkslieder geschaffen zu haben, wird es es wohl auch zu verdanken haben, selbst in einem DDR-Lexikon überlebt zu haben.

Weshalb das alles, mag man fragen. Und dann noch Weihnachten. Im Sommer!?
Sicher, der Zeitpunkt ist nicht gerade optimal, dass sei zugegeben. Aber da Weihnachten alljährlich wiederzukehren pflegt, sei es doch gestattet eine Ausführung zu diesem Thema, auch in dieser etwas ungünstigen Jahreszeit, dazu wiederzugeben. Wie so oft gibt es auch einen formalen Anlass dazu. Und der ist, dass ich in bei der Aufbereitung einer CV-Ausgabe für das Internet (der Ausgabe Nr. 124 vom November 1979) eben auch auf einen Text gestoßen bin, der mir durchaus zitierenswert erscheint. Ende der Vorrede. Im weiteren mag der Text aus jener Ausgabe für sich selbst sprechen:

Stille Nacht, heilige Nacht - christlich oder heidnisch?
Selbstverständlich christlich, sagte die WTG, und sie fügte sinngemäß hinzu: Und w i r begehen dieses Fest besonders christlich. Diese unausgesprochene Ansicht unterstrich die Gesellschaft mit einem großen Reklameaufwand Jahr für Jahr in ihren Publikationen. Aus der Fülle des Materials greifen wir heraus: "Das Goldene Zeitalter", 3. Jahrgang Nr. 24, 15. Dezember 1925, Magdeburg: Diese Zeitschrift mit dem hochtönenden Namen, später abgeändert in "Trost", heute als "Erwachet" bekannt, bringt auf Seite 5 in DIN A 4 Format ein wunderbares Weihnachtsbild. Darunter steht das Thema, das wir für unseren heutigen Beitrag gewählt haben:

Stille Nacht, heilige Nacht. Rein optisch gesehen bedarf das Bild auch keiner Worte, denn es sagt alles aus. Für jeden Betrachter ist es eine direkte Aufforderung, den Geburtstag Jesu zu feiern. Durchaus biblisch, eine getreue Widerspiegelung des Berichts von Lukas 2:8-14. Der vom Licht umstrahlte Herrenengel beherrscht die ganze Szenerie, während die anderen Teilnehmer des Geschehens nur zart angedeutet sind und dadurch die Erhabenheit und Höhe dieser einmaligen Nacht unterstreichen. Tatsächlich handelt es sich um jenen Engel, der den Hirten die grandiose Nachricht von der Geburt des Retters der Welt verkündete und andere Engel veranlaßte, die Wichtigkeit dieser Geburt durch ihren Lobgesang zu unterstreichen.

Man erkennt die Bemühungen der WTG, allen anderen Christen begreiflich zu machen, mit welch heiligem Ernst besonders s i e das Weihnachtsfest begeht. Schon auf Seite 2 hatte die genannte Zeitschrift den Namenchristen ein leuchtendes Beispiel dafür gegeben, welch führende Rolle die Gesellschaft im Vorhaben Gottes auch in der Weihnachtsfrage spielt. In einer dekorativ geschmackvoll gewundenen Girlande wünscht sie allen Lesern: G e s e g n e t e Weihnachten! Und auf Seite 11 gar läßt sie den deutschen Zweigdiener Paul Balzereit zu Wort kommen, der in einem Gedicht, betitelt "Mein Weihnachtslied" all seine frommen Gedanken und Wünsche im Hinblick auf das Jesuskind ins gläubige Herz träufelt. Hier ist der Wortlaut:

Kein Wasser stillet meinen Durst,
den ich im Herzen trage,
wenn in der Wüste Mangel ich
verschmachte und verzage.
Kein Fruchtgefild und wärs auch noch
so süß, macht mich zufrieden.
Dieweil ein schweres Erdenjoch
ist meinem Leib beschieden.
Des Geistes Schwingen regen sich
mit heißem Sehnsuchtsdrange;
Ach, hoch und weit möcht fliegen ich,
Jedoch es währt so lange,
bis ich zum Abflug bin bereit,
und frei von allen Lasten,
der Weg zur Heimat scheint so weit:
die Füße wollen hasten.
Ich strauchelte, doch eine Hand
die faßte mich so stille,
und hab mich fort, weil in ein Land
und zeigte mir die Fülle
all dessen, was mich retten konnt:
ein Kindlein in der Krippe,
ein Kreuz, ein Grab, ein stiller Mund
und immerwährnde Bitte.
P. Gd.

Über die dichterischen Qualitäten des Zweigdieners wollen wir großzügig hinwegsehen. Immerhin ist das Gedicht rührselig und ergreifend. Weniger anständig ist jedoch die mit dem P. Gd. verfolgte Absicht. In anderen Ausgaben der Zeitschrift "Das goldene Zeitalter" signiert der Zweigdiener seine Gedichte mit dem vollen Namen Paul Gehrhard als Pseudonym für Paul Balzereit. Das bewirkt beim Leser eine Gedankenassoziation, die auch beabsichtigt ist. Durch das eingeschobene 'h' kann man dem Vertreter der WTG juristisch kein Plagiat bzw. einen Namensdiebstahl nachweisen; trotzdem ist die verblüffende Ähnlichkeit mit dem berühmten deutschen Dichter Paul Gerhardt deutlich Wie man sieht, war damals schon - trotz des erhobenen Zeigefingers an die anderen Christen, das Weihnachtsfest ja würdig zu begehen - Manipulation die Grundlage der Verkündigung.
Und heute das Gegenteil


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