Re: Neurotiker


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 26. Juni 2003 12:10:07:

Als Antwort auf: Re: Neurotiker geschrieben von D. am 25. Juni 2003 15:01:18:

Wenn schon das Wort Neurosen gefallen ist, dann bietet es sich an, in seinem Zusammenhang auch den Namen Siegmund Freud mit zu nennen.
Bis heute als Überblicksdarstellung noch immer beachtlich, ist das von dem Jesuiten Karl-Heinz Weger herausgegebene Buch "Religionskritik von der Aufklärung bis zur Gegenwart". Weger stellt darin laut Untertitel 93 Autoren etwas näher vor, im Rahmen obiger Thematik. Unter ihm eben auch Siegmund Freud (1856 - 1939).
Daraus mal ein paar Sätze aus der Darstellung von Weger über Freud:

"Grundlegend für Freud's Religionskritik ist der Begriff 'Verdrängung', weil Freud Religion und Neurose gleichsetzen wird, die Neurose aber ohne den Prozeß der Verdrängung nicht verstanden werden kann … Der neurotische Mensch verliert eine realitätsgerechte Leistung´s- und Genußfähigkeit, da ihm eine 'Ersatzlösung' 'gelingt', für die er allerdings einen teuren Preis zahlt: u. a. ein übermäßiges Angstgefühl, ein unbewußtes Schuldgefühl und das damit verbundene Verlangen nach Selbstbestrafung, was Alfred Adler so formuliert: 'Der Neurotiker läuft ständig seinen eigenen Ohrfeigen nach.' …
Kennzeichnend für die Neurose ist nach Freud die Tatsache, daß der Neurotiker die harte Wirklichkeit der Welt, die Realität, nicht so annehmen will, wie sie ist. 'Die Neurose verleugnet' im Gegensatz zur Psychose 'die Realität nicht, sie will nur nichts von ihr wissen'. …

Freud meint, die Neurose vertrete in unserer Zeit das Kloster, in welches sich alle die zurückzuziehen pflegten, die das Leben enttäuscht hatte oder die sich für das Leben zu schwach fühlten. In der Religion flieht der Mensch vor der harten Realität in die Wunschwelt des Kindes … und deshalb ist Religion Illusion … Das Unbewußte und damit das Irrationale ist also der Ursprung der Religion, nicht die rationale Auseinandersetzung des denkenden und reflektierenden Menschen mit sich und seiner Welt. …

Denn Illusion ist für Freud keineswegs gleichzusetzen mit Irrtum, da eine Illusion nicht falsch oder im Widerspruch mit der Realität sein muß. Entscheidend am Illusionsbegriff Freud's ist, daß eine Illusion nicht von der Wirklichkeit motiviert ist, sondern vom Wunsch: Was getan wird oder geglaubt wird, hat seinen Grund nicht in der Wirklichkeit, sondern im Wunsch, der erfüllt werden möchte.


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