Re: Johnson


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 20. Mai 2003 17:25:28:

Als Antwort auf: Ziel erreicht ... geschrieben von D. am 20. Mai 2003 13:05:47:

Zu Johnson noch die Anmerkung: Er ist Geschichtsprofessor in den USA und absolvierte einen fünfjährigen Studienaufenthalt in Deutschland; wovon sein genanntes Buch das Ergebnis ist. Es erfolgte hier nur eine Zitierung seiner Ausführungen bezüglich der Zeugen Jehovas. Sein "Bogen" ist aber weiter gespannt. Es sei nicht verhehlt, dass ich nicht mit all seinen weitergehenden Ausführungen konform gehe. Etwa wenn er es so darstellt, als sei das abhören ausländischer Radiosender in Hitlerdeutschland "Breitensport" gewesen, zudem sich keiner zwar bekennen wollte; "alle" es aber getan hätten. Da merkt man doch sehr seine Herkunft an. Das Klima der Angst und Einschüchterung reflektiert er meines Erachtens nicht ausrechend sachgerecht. ("Lieber Gott mach mich stumm - dass ich nicht nach Dachau kumm" - ein diesbezüglicher Spruch. Bei Johnson aber nicht zitiert).

Ein weiterer sachlicher Fehler sei ihm auch noch angekreidet. Auf Seite 577 behauptet er:
"Eine andere religiöse Sekte, die den Terror stärker zu spüren bekam als die meisten anderen, war die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Obwohl sie nicht ganz so kompromisslos waren wie die Zeugen Jehovas ..."
Hier offenbart er eine gravierende Fehlkenntnis.
Auch die Siebenten-Tags-Adventisten haben sich mit dem Naziregime arrangiert. Sie erreichten es auch, dass ihr tagelang im November 33 auch bestehendes Verbot, aufgrund ihrer Interventionen, wieder zurück genommen wurde. Sie wurden danach auch nicht mehr neu verboten und haben schlecht und recht wie etliche andere Religionsgemeinschaften, das Naziregime überstanden. Es sind aus ihren Reihen durchaus Äußerungen in diesem Zeitraum nachweisbar, die verdächtig nach Kollaboration klingen.

Aber; auch die Adventisten hatten Abspaltungen. Schon besonders seit der Zeit des ersten Weltkrieges. Die sogenannte Siebenten-Tags-Adventisten-Reformationsbewegung. Noch heute bestehend; numerisch aber weit geringer als die eigentlichen STA. Die hatten sich nicht zuletzt wegen der Wehrdienstfrage abgespalten. Und sie hielten (in der Regel) auch in der Nazizeit den Grundsatz hoch; möglichst keinen Wehrdienst zu absolvieren. Deshalb wurden sie von den Nazis auch verboten. Das es aber diese "zwei Sorten" von Adventisten in Deutschland gibt, hat Johnson offenbar nicht mitbekommen.

Das ist eben das Dilemma der einschlägigen USA-Historiker. Mögen sie nun Goldhagen, Conway oder auch Johnson heißen. Sie bringen einerseits interessante Thesen, die den "verkrusteten deutschen Markt" "aufmöbeln" sollen. Andererseits müssen sie sich vorhalten lassen; durchaus nicht in allem "korrekt" zu sein.

Vorstehendes berührt allerdings nicht die wesentlichen Aussagen von Johnson in Sachen Zeugen Jehovas.


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