Re: Zeugen Jehovas und der Lichtkörperprozess


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 28. April 2003 07:33:32:

Als Antwort auf: Zeugen Jehovas und der Lichtkörperprozess geschrieben von Ewald am 27. April 2003 21:46:03:
In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 11. 1988 konnte man unter anderem lesen:
"AN EINEM Juliabend im Jahre 1987 spielte sich im Palais des Congrès in Paris eine seltsame Szene ab. Im Zuschauerraum fegten Laserstrahlen über die Wände hinweg, und tiefe, feierliche elektronische Klänge, unterbrochen von Gong- und Glockenschlägen, erfüllten den riesigen Saal. Auf der Bühne wiegten zwei schwarzmaskierte Männer ein hängendes Räuchergefäß in Form eines Schiffes leicht hin und her, während an beiden Seiten der Bühne gefärbter Rauch hervorquoll. Gleichzeitig erschienen Dutzende von weißgekleideten Männern und Frauen vor den 4 000 Zuschauern.

Was ging dort vor sich? Fand ein Rockkonzert statt? Nein, es handelte sich um einen Initiationsritus der Rosenkreuzer, einer Bewegung, die sich mit esoterischer oder geheimer Weisheit befaßt. Doch für die Neulinge in dem weltweiten Bund war dieser Ritus nur der erste Schritt einer Folge von Initiationszeremonien.
In mancher Hinsicht ist der Geheimbund der Rosenkreuzer den gnostischen Sekten ähnlich, die im zweiten Jahrhundert u. Z. aufblühten und mit dem Christentum rivalisierten. Die Gnostiker glaubten, die Erlösung sei durch ein mystisches Wissen zu erlangen und dieses Geheimwissen komme nur einigen wenigen zu. Ist aber die Erkenntnis Gottes einer Elite vorbehalten? Ist sie nur einer kleinen Gruppe Eingeweihter zugänglich?

Einige Autoren sind der Ansicht, das Christentum sei in gewissem Maße esoterisch oder wenigen vorbehalten. In seinem Buch L'ésotérisme schrieb Luc Benoist, ehrenamtlicher Museumsdirektor: „Weitere Anzeichen für eine Lehre, die wenigen vorbehalten ist, sind in den Paulusbriefen zu finden: ‚Ich gab euch Milch und keine feste Speise. . . . Wer nur von Milch lebt, versteht nichts von den Reden der Weisheit' [Paraphrase von 1. Korinther 3:2 und Hebräer 5:13]. Die Texte der Kirchenväter verweisen auf ‚eine Wahrheit, mit der sich kein Neuling befassen darf'."

Bezog sich der Apostel Paulus aber auf esoterisches Wissen? Nein, der Kontext dieser Worte zeigt, daß er Mitchristen tadelte, Personen, die keine Neubekehrten waren. Paulus schrieb an Christen, die keine geistigen Fortschritte gemacht hatten und die „der Zeit nach", in der sie bereits im Glauben waren, 'Lehrer sein sollten' (Hebräer 5:12).
Paulus sprach also nicht über Wahrheiten, die er geheimhalten wollte, sondern über Erkenntnisse, die er seinen Mitchristen mitteilen wollte, die aber über deren geistiges Verständnisvermögen hinausgingen …"

Schon dieses Zitat macht meines Erachtens deutlich, dass die Unterstellung einer Beziehung zwischen Zeugen Jehovas und Rosenkreuzern j e g l i c h e r Grundlage entbehrt.
Die Dame die den Ausgangsbeitrag in dem esoterischen Jo Conrad-Forum postete, berichtet davon, dass sie Besucher von Rosenkreuzer-Veranstaltungen ist und sich offenbar diesen zugezogen fühlt. Nur muss man ihr da vorhalten, etwas vom Hörensagen in die völlig falsche Kehle bekommen zu haben. Und noch schlimmer; überhaupt keinerlei Anstalten gemacht zu haben den "Wahrheits"gehalt ihres Gerüchtes nachzugehen.

Das durchaus als maßgeblich anzusehende "Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen" definiert unter dem Stichwort Rosenkreuzer, dass dieser Begriff seit dem 18. Jh. "vornehmlich als Selbstbezeichnung von Gemeinschaften, die dem modernen Okkultismus und der Esoterik zuzurechnen sind" anzusehen ist.

Im weiteren Verlauf der Ausführungen genannten Handbuches wird eine Affinität zum Gedankengut des Rudolf Steiners unterstellt. Letzteren bezeichnete der Nazi-Autor Schwartz-Bostunitsch einmal als "einen Schwindler wie keinen zweiten".
Nun können Nazi-Autoren in der Tat nicht als ausschlaggebende Autoritäten bewertet werden. Gleichwohl gebe ich Schwartz-Bostunitsch mit seiner zitierten Einschätzung recht. Nicht weil er Schwartz-Bostunitsch heißt, sondern auch aus eigenem Eindruck des Steiner'schen Elaborates.

"Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten". So lautet der programmatische Titel eines Steiner-Buches. Und er wirft da mit Begriffen um sich wie "Ahaska-Chronik" und anderes mehr. Von den Zeugen Jehovas ist man es gewohnt, dass sie besonders Endzeitlehren thematisieren.

Das Religionsspektrum indes ist breit. Andernorts spielen Endzeitlehren keine dominante Rolle. Dafür aber (unter anderem) der Glaube an Wiederverkörperungen und ähnliches mehr. Sowohl das Steiner-Spektrum als auch die Rosenkreuzer segeln auf diese Welle. Wundern tut es mich desweiteren auch nicht, dass solche sich bei dem Esoteriker Jo Conrad zu Worte melden und dort wohl fühlen. Gleichgesinnte fühlen sich eben unter ihresgleichen schon immer am wohlsten.


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