Rutherford


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 18. April 2003 20:37:17:

In der CV 118 gelesen:

Kürzlich hatten wir die Möglichkeit, die beiden Bände Licht noch einmal zu lesen. Sie beinhalten die Auslegungen des ehemaligen Wachtturm-Präsidenten Rutherford über die Offenbarung Johannes. Als ehemalige Zeugen Jehovas sind wir ja so allerhand gewöhnt. Aber das, was in Band 1 Seite 323 geschrieben steht, geht doch wohl zu weit. Dort heißt es nämlich:

"Das Radio gehört Jehova. Psalm 89:11. Er hat es für seinen Zweck ins Dasein gerufen. Satans Vertreter jedoch suchen es gänzlich in ihre Hände zu bekommen, aber Gott wird zu seiner Zeit sowohl in diesem Stück als auch in anderen Dingen seine Übermacht offenbaren." Soweit der Wortlaut. Zum besseren Verständnis dieser Behauptung sei noch die Bibelstelle erwähnt; hier der volle Wortlaut: "Dein ist der Himmel, dein ist auch die Erde; das ertragsfähige Land und seine Fülle - du selbst hast sie gegründet." (Psalm 89:11) NW. Es lohnt sich, darüber einmal in Ruhe nachzudenken.

Wir sind der Meinung, Rutherford geht hier zu weit. Wenn dem so wäre, daß das Radio ihm gehört, hätte Jehova es zu allererst den treuen Nachfolgern seines Sohnes Jesus Christus in den Sinn gegeben, das Radio zu erfinden und zu bauen. Rutherford wagt sich in diesen zwei Bänden Licht überhaupt sehr weit aus dem Bereich des Möglichen. Diese Bücher muß man einmal gelesen haben, dann erst erkennt man seine Überheblichkeit. Die kurze Betrachtung eines haarsträubenden Satzes, den Rutherford in Band 1 Seite 5 schrieb, (der - wie man bemerken wird - in krassem Widerspruch zu der vorherigen Behauptung über das Radio steht), soll dazu dienen, seine Überheblichkeit und seine Unfähigkeit nachzuweisen: auf Seite 5 Band 1 heißt es: "Jehova läßt zu seiner festgesetzten Zeit sein Vorhaben seinen gehorsamen Geschöpfen kundtun." - So ein wichtiger Satz, wenn er erst einmal geschrieben steht, hat schon seine Bedeutung; er sagt den Kindern Gottes sehr viel.

Prüfen wir erst einmal wen Jehova gemäß den Auslegungen Rutherfords die Aufgabe des Kundtuns in der Zeit des Endes dieser Welt anvertraut hat. Auf Seite 12 Band 1 finden wir folgende Auskunft: "Die Glieder des Überrestes dürfen jetzt Gesichte sehen, das heißt, es ist ihnen ein Verständnis von bisher unverstandenen Dingen geschenkt worden." Soweit der Original-Wortlaut. Wer mit dem Überrest gemeint ist, weiß jeder Zeuge Jehovas. Wie dieser Überrest jedoch durch die Wachtturm-Gesellschaft mißbraucht wird, davon wissen die wenigsten etwas. Wie bekannt, ist der Überrest auf der ganzen Erde verstreut zu finden und im Namen dieses Überrestes wird die Literatur der Wachtturm-Gesellschaft hergestellt.

Viele Überrestglieder werden überhaupt nicht nach ihrer Meinung (Gesichten) gefragt. Andere werden, weil sie ihre die Bibelauslegungen der Wachtturm-Gesellschaft offen aussprechen, zur Verantwortung gezogen, falls sie gegenteilige Meinungen haben. Die gesamte Literatur der Wachtturm-Gesellschaft war schon von jeher nur von einer Handvoll hauptamtlichen Schreibern der Brooklyner Weltzentrale geschrieben worden. Den Hauptanteil trugen die Präsidenten und Vizepräsidenten dazu bei. Weil das so war und heute noch so ist, wird jede Kritik an der Literatur der Wachtturm-Gesellschaft durch Organisationsangehörige streng gerügt.

Jede Kritik eine Auflehnung gegen Jehova
Wer die Überheblichkeit der Hauptverantwortlichen in den Bethelhäusern der Wachtturm-Gesellschaft selbst erlebt hat, kann ein Lied davon singen, wie in Krisenzeiten mit aufrichtigen kritischen Brüdern und Schwestern verfahren wurde. Im Wachtturm vom 1. August 1956 kann man über die Verfahrensweise der Wachtturm-Gesellschaft gegen Aufrührer folgendes lesen: "Der Sklave erfüllt dadurch seine eigene Pflicht vor Jehova, das er das Werk Jehovas tut. Daher ist der Wille des Sklaven der Wille Jehovas. Rebellion gegen den Sklaven ist Rebellion gegen Gott." Und der Wachtturm vom 1. November 1948 macht den Kritikern klar, daß Auflehnung gegen die Anweisung Rebellion ist und Vernichtung durch Gott zur Folge hat. So wurde jeder Andersdenkende bedroht und in Schach gehalten. Deshalb, weil man auch schon zu Rutherfords Zeiten mit solchen und ähnlichen Anweisungen Kritikern drohte, konnte Rutherford seine eigenen überheblichen Vorstellungen veröffentlichen.

Man sollte normalerweise nicht immer an der Vergangenheit von bereits verstorbenen Menschen etwas auszusetzen haben. Aber es geht hier nicht allein um die Person, sondern um die Sache, die er vertrat. Deshalb, weil Rutherford durch s Überheblichkeit so vielen aufrichtigen Menschen Schaden zugefügt hat, muß noch einmal daran erinnert werden. Viele unserer älteren Brüder aus den Bethelheimen kennen Rutherford persönlich, nicht nur die Kritiker. Er konnte oftmals sehr ausfallend werden. Sein Eigenwille, sein Durchsetzungsvermögen und auch seine juristischen Fähigkeiten machten ihn zu einem oft unberechenbaren Menschen. Was auch immer die Wachtturm-Gesellschaft über ihn in den Jahrbüchern berichtet, es ist nicht die volle Wahrheit. Es ist nur die halbe Wahrheit. Wer von Anfang an, als Rutherford Präsident wurde, ihn fast täglich erlebte, der muß zugeben, daß er Jehova einen schlechten Dienst erwiesen hat.

Sollte jemand diese Feststellung anzweifeln, darin muß eben Beweismaterial aus Brüderhand veröffentlicht werden, vorerst sollten Auszüge aus der WT-Literatur genügen, um seine Charakterzüge aufzuzeigen. Seine Gegner beschimpfte er folgendermaßen: ,,Handlanger des Teufels, rücksichtslose Böcke, hochnäsige und riechende Böcke, Egoisten, die mit ihren schmutzigen Füßen auf der Speise des Herrn herumtrampeln, Älteste, die kein Herzensverlangen haben, mit der gegenwärtigen Wahrheit in Übereinstimmung zu kommen." Soweit einige Auszüge aus der damaligen Literatur. Warum Rutherford mit solchen schamlosen Redensarten seine Gegner überschüttete, ist einzig und allein darauf zurückzuführen, daß sie seine nicht genügend begründeten willkürlichen Bibelauslegungen ablehnten. Das brachte ihn so in Wut.

Daß die willkürlichen Bibelauslegungen über die obrigkeitlichen Gewalten, die Auferstehung der alten Fürsten, die Einsetzung in den Versammlungen, unannehmbar waren, hat nach seinem Tode sein Nachfolger nachgewiesen, in dem er solche unannehmbaren Bibelauslegungen vollkommen neu überarbeiten ließ. Also waren es doch keine Wahrheiten, die Jehova aus seinem Tempel hervorblitzen ließ, wie es Rutherford immer so schön behauptete; siehe "Rechtfertigung Bd. 1, Seite 254. Genau solche unannehmbare Tempelwahrheit war auch die Behauptung: "DAS RADIO GEHÖRT JEHOVA".



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