Re: Gelten die Warnungen Jesu nicht für Jehovas Zeugen?


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Gerd am 09. Juni 2001 11:22:38:

Als Antwort auf: Re: Gelten die Warnungen Jesu nicht für Jehovas Zeugen? geschrieben von Gerd am 09. Juni 2001 09:29:57:

Fortsetzung der Betrachtung zum "vorhergesagten" Jahr 1914

In dem Buch RETTUNG AUS DER WELTBEDRÄNGNIS STEHT BEVOR! (1975 erschienen) wird über die Enttäuschung bezüglich 1914 folgendes berichtet (S. 112):
" Die Glieder des Überrestes der geistigen Israeliten begannen aber nicht nur, Jehova zu suchen und ihn im Gebet anzurufen, sondern gleichzeitig durchforschten sie erneut die Heilige Schrift, weil alles anders gekommen war, als sie aufgrund ihres Verständnisses der biblischen Prophezeiungen erwartet hatten. Sie mußten ihr Denken und ihren Weg der neuen, unerwarteten Situation, in der sie sich jetzt befanden, anpassen. Sie hatten sich Gott nicht nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt "geweiht", zum Beispiel bis 1914 oder 1918 u. Z., sondern bis in alle Ewigkeit. Das verpflichtete sie, dem wahren Gott solange zu dienen, wie er sie auf der Erde am Leben erhielt. Gott offenbarte ihnen durch sein geschriebenes Wort und durch seine Organisation, daß es in Verbindung mit seinem aufgerichteten messianischen Königreich noch ein außerordentlich wichtiges Werk auf der Erde zu tun gab. Sie hatten somit allen Grund, zu Jehova umzukehren'. Würde ihr Bemühen angesichts der Fehler, die sie in der Vergangenheit gemacht hatten, aber nicht vergeblich sein?"
Falls es nicht aufgefallen ist: "Die Glieder des Überrestes" [allerdings waren bis 1935 alle Bibelforscher "Geweihte"] "begannen" erst nach 1914 "Jehova zu suchen und ihn im Gebet anzurufen"? - Wer "allen Grund [hat], zu 'Jehova umzukehren'", muß sich zuvor von IHM abgewandt haben! Aber es zeigt sich, daß sie gar nicht zu Jehova 'umgekehrt' sind, denn noch immer halten sie stur an ihren "Fehler[n], die sie in der Vergangenheit gemacht hatten", fest und verteidigen sie derart, daß sie unerbittlich alle aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, die es wagen, anhand der Bibel zu begründen, daß die "1914-Theorie" dem Worte Jesu Christi eindeutig widerspricht. Im bereits erwähnten Erwachet! - 8. Sept. 1984 wird weiter 'argumentiert' (S. 6):
"Die englische Ausgabe des Wachtturms vom März 1880 brachte Gottes Königreichsherrschaft mit dem, was Jesus Christus als die bestimmten "Zeiten der Nationen" oder die "Zeiten der Heiden" bezeichnete, in Verbindung (Lukas 21:24, Menge). In dieser Ausgabe hieß es: Die "Zeiten der Heiden dauern bis 1914, und das himmlische Königreich wird erst dann die volle Macht erlangen".
Hat das 1880 angekündigte "himmlische Königreich" seit 1914 "die volle Macht erlangt"? Die Wachtturm-Organisation behauptet, ihr "Werk" bestehe darin, die gute Botschaft vom "aufgerichteten" Königreich zu verkündigen - was bedeutet dann folgende Tatsache, die aus den jährlichen Berichtstabellen im WACHTTURM hervorgeht: 1953 war in vier "Ländern das Werk verboten"; nach dreißig Jahren weiterer Festigung der "vollen Macht" war das in achtundzwanzig Ländern der Fall!? Was würde wohl eine gut funktionierende menschliche, irdische Regierung in siebzig Jahren - 1914 bis 1984 - zuwege bringen?! Und würde sie zulassen, daß ihre treuen Untertanen in ihrem eigenen Machtbereich verfolgt werden, daß ihr "Werk" verboten wird? Doch schauen wir weiter.
In dem Buch JEHOVAS ZEUGEN IN GOTTES VORHABEN (1960) stellte die WachtturmGesellschaft ihre eigene Geschichte dar; darin ist auf Seite 102 aus dem Wachtturm (1923, S. 26-27) u.a. folgendes abgedruckt:
"Glaubt ihr es? Glaubt ihr, daß der König der Herrlichkeit gegenwärtig ist und daß er seit 1874 gegenwärtig gewesen ist? Glaubt ihr, daß er während dieser Zeit sein Erntewerk geleitet hat? Glaubt ihr, daß er während dieser Zeit einen treuen und klugen Knecht gehabt hat, durch welchen er sein Werk leitete und den Haushalt des Glaubens mit geistiger Speise versorgte? Glaubt ihr, daß der Herr jetzt in seinem Tempel ist, die Nationen der Erde richtend? Glaubt ihr, daß der König der Herrlichkeit seine Herrschaft begonnen hat?"
Was wußte also der "Knecht" (später "Sklave" genannt), was wußten die "Bibelforscher" damals, im Jahre 1923, von 1914? Offenbar so gut wie nichts! Ziemlich verwirrend wird die Sache, wenn dann im WACHTTURM 15.Sept. 1951 zu lesen ist (S. 278):
" ... Lass die Wahrheiten, dass Jehovas König gegenwärtig und das Königreich hier ist, um ewig zu bleiben, und dass es binnen kurzem seine Macht unter den Nationen kundtun wird, tief in deinen Sinn eindringen. Die zu Jehovas Volk gehörten, begriffen diese Wahrheiten vom Jahre 1922 an, und freuten sich sehr. Sie kamen aus der Finsternis, der falschen Religion, heraus und lernten Jehovas Vorsätze kennen. ... Es gab noch sehr viel Arbeit für Gottes Gesalbte zu tun, ehe ihr Lauf auf Erden beendet war. Dann wurde im Jahre 1925 zum erstenmal gesehen und verstanden, dass das Königreich im Jahre 1914 tatsächlich geboren, dass es Tatsache geworden war. Es galt, nicht länger zu proklamieren, dass die Zeit für das Königreich gekommen und der Tag, da Satans Welt enden müsse, hier sei, sondern das Königreich war gekommen und herrschte vom Himmel aus, und bereits war ein Krieg im Himmel ausgefochten worden. Der Wachtturm vom 15. April 1925 veröffentlichte diese Kunde."
Weil das alles so verwirrend ist, werden die meisten Wachtturm-Zeugen gar nicht erst versuchen, diesen Dingen auf den Grund zu gehen - wie könnte so etwas auch entwirrt werden? Sehr wahrscheinlich ist das sogar bewußte Absicht von seiten der Leitung; es werden doch kaum alle Verantwortlichen unter Gedächtnisschwund leiden? "diese Wahrheiten vom Jahre 1922" waren wohl 1923 abhanden gekommen, denn da war ja die Rede davon, "daß der König der Herrlichkeit gegenwärtig ist und daß er seit 1874 [!] gegenwärtig gewesen ist". Und wie soll man das unter einen Hut bringen:
"begriffen diese Wahrheiten vom Jahre 1922 an", doch es "wurde im Jahre 1925 zum erstenmal gesehen und verstanden, dass das Königreich im Jahre 1914 tatsächlich geboren, dass es Tatsache geworden war."? Ist es normal, daß die "Untertanen des Königreiches" erst elf Jahre (!) nach dem weltumwälzenden Ereignis "diese Kunde" erhielten? Die Feinde hätten es aber sofort erkennen sollen, denn es wird behauptet, 'die Nationen hätten sich 1914 geweigert, ihre Macht an das Königreich abzutreten'. Und sie weigern sich noch immer - DER WACHTTURM - 15.November 1979, S. 11:
"... Erst am Ende der Zeiten der Nationen, im Jahre 1914 u. Z., ist das Königreich der Welt ... das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden; doch die Nationen der Welt lehnen Jehova immer noch als ihren König ab (Offb. 11:15)." - und das läßt er sich so lange gefallen? Die "Propheten" in Brooklyn brauchten also elf Jahre (1925) um das epochale Ereignis im Jahre 1914 zu erkennen, jedoch die Nationen, die sich in "geistiger Finsternis" befinden, hätten ihre Reiche schon 1914 an Christus abtreten sollen. Zu allen lächerlichen Irrtümern kommen noch die lästerlichen Anmaßungen in Verbindung mit Gott und Christus hinzu.
Wenn behauptet wird, "bereits war ein Krieg im Himmel ausgefochten worden. Der Wachtturm vom 15. April 1925 veröffentlichte diese Kunde.", darf wohl gefragt werden, woher und wie die Schreiber des Wachtturm diese "Kunde" empfangen haben - wurde ihnen ähnlich wie dem Johannes offenbart, daß zu dem (von der WTG bestimmten) Zeitpunkt "ein Krieg im Himmel ausgefochten worden" war? - So müßte das wohl sein, wenn ihr Anspruch, eine "prophetengleiche Organisation" zu sein, wirklich zuträfe. Um diesen Anspruch zu untermauern, wird gerne (u.a.) Amos 3:7 angeführt:
"Denn der Souveräne Herr Jehova wird kein Ding tun, es sei denn, er habe seine vertrauliche Sache seinen Knechten, den Propheten, geoffenbart." (Neue-Welt-Übers. mit Studienverweisen von 1986)
Diese Thematik, bezüglich "falsche Propheten", könnte noch weiter vertieft werden.
Gerd


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