Re: Versuch eines anderen Postings.


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 10. März 2003 07:20:09:

Als Antwort auf: Versuch eines anderen Postings. geschrieben von Ewald am 09. März 2003 22:00:00:

„Mich würde doch sehr interessieren, was jemanden bewegt, zu den Zeugen zu gehen bzw. dort zu bleiben...."

Gegenfrage: Was bewegte vor noch nicht übermäßig vielen Jahrzehnten, Menschen ihre angestammte Heimat zu verlassen, mit fast nichts an Habe einen „Seelenverkäufer namens Ozeanschiff" zu betreten und zu hoffen heil am Ziel anzukommen. Dort angekommen buchstäblich bei Null wieder neu anzufangen? Sicherlich wird man als eine Ursache auch ausmachen können: Unzufriedenheit mit den früherem Umfeld.

Der Auswanderer indes hatte, am Ziel angekommen, sollte er auch dort unangenehme Erfahrungen machen, in der Regel kaum die Chance seinen Schritt rückgängig zu machen. Es gab für ihn n u r die Möglichkeit nach vorne zu gehen (oder zu verrecken). Dieser Vergleich erscheint mir so abwegig durchaus nicht. Auch die Zeugen Jehovas brechen zusehends mehr oder wenige alle Brücken zu ihrer Vergangenheit ab, sofern es sich um Neukonvertierte handelt. Sie sind in gewisser Hinsicht den genannten Auswanderern gleich.

Dann gibt es natürlich die zweite große Gruppe bei den Zeugen. Diejenigen die von Kindheit darin hineingewachsen sind. Auch bei ihnen gilt eine ähnliche Problemlage des Isolationismus. Sie sind auf ihre Gemeinschaft fixiert. Ihr soziologisches Umfeld setzt sich zum überwiegenden Teil daraus zusammen. Wem es allerdings gelingt, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, der allerdings erweist sich in nicht seltenen Fällen als „unsicherer Kantonist" für die WTG.

Es sind also in erster Linie soziologische Gründe die hier wirksam werden.

Ich sehe allerdings zumindest die zunehmende Chance, für potentielle Neukonvertierte, dank auch dem Internet, sich schon im Vorfeld umfassend sachkundig zu machen, auf was sie sich da so einzulassen gedenken. Also ihre bitteren Erfahrungen am Ende der Reise sich zu ersparen. So sie denn wollen; so sie denn noch können.

Man weiß auch, dass gerade im zwischenmenschlichen Bereich „Liebe blind machen kann". Solche sind dann für rationale Argumente auch nicht mehr ansprechbar.
Immerhin ein so breites, leicht zugängliches Informationsangebot gab es in der Vor-Internet-Zeit noch nicht. Und so lange ist letztere auch noch nicht im Angebot. Auch hier muss man langfristíg denken. Und der Mensch als prinzipiell konservatives Wesen, hängt nun mal am Althergebrachten. Es sei denn er wird auch durch eigene bittere Erfahrungen wachgerüttelt. Namentlich die Chance der Jugend ist es, solch bitteren Erfahrungen auch aus dem Wege gehen zu können.

Ob in einigen Jahrzehnten der soziologische Charakter hiesiger Zeugen Jehovas-Versammlungen noch einen hohen Jugendanteil aufweist? Ich bin da mehr als skeptisch für die WTG. Ich fürchte für sie. Diese Schlacht hat sie schon heute verloren!


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