Re: Tatsächliches Verhalten ist entscheidend, nicht Selbstdarstellung

Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Gerd am 13. Februar 2003 15:49:29:

Als Antwort auf: Re: Tatsächliches Verhalten ist entscheidend, nicht Selbstdarstellung geschrieben von D. am 13. Februar 2003 12:02:23:

Die Parallelen dieser genannten Gruppe zu den typischen Sekten erweckt den Eindruck einer gemeinsam durchgeführten Regie.

Was ist sektentypisch?

Beurteilt Kulte an ihren Früchten
von Alain Woodrow
The Tablet - 29. Januar 2000 - www.thetablet.co.uk
Das Wort "Sekte" kommt vom lateinischen sequor, folgen, eine Herleitung, die durch secare, abschneiden, beeinflußt ist, und bedeutet eine sich abspaltende Gruppe von Leuten mit einem gemeinsamen Glauben, die einem charismatischen Leiter folgen. Aber das Wort hat eine negative Bedeutung angenommen und wird von den großen Kirchen benützt, um jene zu beschreiben, die sie als häretische Dissidenten betrachten. Dieses belastete Wort sollte mit der größten Vorsicht und nur in seinem streng neutralen soziologischen Sinn benützt werden und man sollte immer klar zwischen der Lehre und den Aktivitäten einer Bewegung unterscheiden. Die erstere ist einzig und allein eine Angelegenheit der gläubigen Gemeinschaft und kann in einer freien Gesellschaft nicht durch den Staat zensiert werden, die letzteren sind Angelegenheit des Staates und müssen mit den Gesetzen übereinstimmen.
Der Unterschied zwischen "Sekte" und "Kirche" ist ebenso schwer erfaßbar. Jede Kirche begann als Sekte, und jede Sekte strebt danach, eine Kirche zu werden. Die christliche Kirche selbst war im Judentum eine Sekte (Apg 24,14). Wenige religiöse Bewegungen sind ganz gut oder ganz schlecht, die meisten haben ihre Heiligen und ihre Sünder, ihre treuen Gläubigen und ihre Scharlatane. Die Geschichte der katholischen Kirche ist z.B. wechselvoll. Von einer verfolgten Minderheit wurde die Kirche zu einer verfolgenden Mehrheit und erreichte den Gipfel der Intoleranz mit einer gut ausgebildeten geheimen Polizei (der Inquisition), um Abweichler aufzuspüren und zu verurteilen.
Der einzige objektive Weg, heute Kirche von Sekte zu unterscheiden, ist die Anwendung des Lackmus-Tests: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen". Die meisten dieser totalitären Bewegungen benützen Marketingmethoden, um neue Mitglieder zu rekrutieren: Werbung in den Straßen, Belästigung von Tür zu Tür, Verheimlichung der wahren Natur (oder sogar des Namens) der Sekte. Später bestehen sie im Allgemeinen darauf, daß der Neubekehrte einen klaren Bruch mit seiner Vergangenheit, seiner Familie, seinen Freunden und seinem Job vornimmt. Die neuen Sekten haben perfekte intensive Indoktrinationstechniken, die an Gehirnwäsche grenzen: Nahrungs- und Schlafentzug, intensive Kurse, ständige Überwachung, Furcht und Drohungen für jene, die versucht sind, die Gruppe zu verlassen.
Die strikte Disziplin der meisten Sekten sichert ihnen ein gelehriges und bewegliches Arbeitskräftepotential. Je stärker die Kritik von außen ist, umso größer ist auch der Bedarf für internen Zusammenhalt und quasimilitärischen Gehorsam. Die Bewegung wird zu einer belagerten Zitadelle, die gegen eine feindliche Welt kämpft, welche oft mit Satan identifiziert wird. Dieser blinde Gehorsam, begründet auf Denunziation und einem gefinkelten System von Strafen, kann zu solchen Tragödien führen wie der Massenselbstmord von Jonestown in Guyana oder die neuliche Katastrophe der Sonnentempler-Sekte in der Schweiz. Geldbeschaffung scheint die fixe Idee der extremeren Kulte zu sein. Ihre ganze Aktivität ist offenbar auf dieses Ziel ausgerichtet: Sammlungen in den Straßen, Einziehung aller irdischen Güter neuer Rekruten, das Geldverdienen für die Sekte ohne Bezahlung - Geld, das ausschließlich für das Wachstum und die Ausbreitung der Bewegung benützt wird, die wie eine multinationale Firma geführt wird, und die Finanzierung des luxuriösen Lebensstils ihrer Führer. Meines Wissens gibt keine Sekte einen einzigen Penny für jemanden außerhalb ihrer Grenzen aus, während die Kirchen viele wertvolle Wohlfahrtseinrichtungen finanzieren, um allen zu helfen, die es nötig haben, unabhängig von ihrer Religion.


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