25. 6. 1933


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 04. Juni 2001 18:37:04:

Es ist schon vielfach kommentiert worden, jenes Schreiben, das auch an Hitler adressiert war und das zusammen mit einer "Erklärung" am 25. 6. 1933 von den Zeugen Jehovas anlässlich ihrer Berlin-Wilmersdorfer Konferenz verbreitet wurde. WTG-Vertreter, wie der Herr Wrobel, werden nicht müde zu bedauern, dass es "immer noch" kommentiert wird. Trotz Dr. Garbe und Nachfolger. Auch wenn es den Herren Wrobel und Co nicht gefällt. Ich mutmaße mal. Gerade jenes Schreiben/Erklärung wird auch in der Zukunft weiteren Stoff für weitere Kommentare liefern.

Nicht jeder Kommentar dazu ist ausgewogen. Kann es wohl auch nicht sein, angesichts der Schwere seiner Einlassungen. Festzuhalten ist auch noch, daß selbst in der zweiten Jahreshälfte 1933 als die vollendeten Tatsachen, wirklich schon "vollendet" waren, vom Schweizer WTG-Vertreter M. C. Harbeck noch die Order gegeben wurde, trotz Verbot "Ruhe zu bewahren". Auf Konfrontationskurs wurde erst später umgeschaltet, wobei sich Harbeck anlasten lassen muss, selbst noch im Jahre 1935 mit den Nazibehörden weiter verhandelt zu haben. Und dies bereits seit 1933, trotz aller wortgewaltigen Erklärungen ab 1934 gegen Hitler. In der Verbotssache gab es zwar nichts mehr zu verhandeln; sehr wohl aber in der Rettung des materiellen WTG-Besitzes durch seine Transferierung ins Ausland. Zähneknirschend mussten die Nazibehörden dazu "gute Miene zum bösen Spiel" machen und Harbeck, in der Schweiz residierender WTG-Vertreter mit amerikanischem Pass, war eine der Hauptpersonen in diesem "Schachspiel".

Es ist also klar zu differenzieren zwischen dem Jahr 1933 und den nachfolgenden Jahren.
Die genannte Veranstaltung vom 25. 6. 1933 stellt die WTG dabei keineswegs in ein "Heldenlicht"; obwohl andererseits das damalige agieren durchaus nachvollziehbar war. Auch andere haben sich im Jahre 1933 nicht gerade "mit Ruhm bekleckert".
Es verwundert nicht, dass der 25. 6. 1933 auch in der DDR-Publizistik entsprechend kommentiert, mit ausgeschlachtet wurde. Ein Beispiel dafür kann man auch in der Nr. 53 der "Christlichen Verantwortung" nachlesen. Nachstehend wiedergeben, ohne weiteren Kommentar. Was ich meine kommentierend hinzuzufügen zu sollen, habe ich vorstehend schon umrissen. Die CV schrieb also dazu:

Im folgenden geben wir einige Auszüge wieder:
Die Anrede: "Sehr verehrter Herr Reichskanzler!"
Im Text: "Das Brooklyner Präsidium der Watch-Tower-Gesellschaft ist und war seit jeher in hervorragendem Maße deutschfreundlich".
Heute behauptet die WTG, daß sie bisher gegen jeden Nationalsozialismus war und immer sein wird. Doch wer im "hervorragendem Maße deutschfreundlich" war, stellte sich als Nationalist dar, denn damit verbunden ist ja. daß man anderen Staaten nicht "hervorragend freundlich" gesinnt ist. Ist die WTG "neutral"?
"... sich das Präsidium unserer Gesellschaft in den letzten Monaten nicht nur geweigert. an der Greuelpropaganda (der USA, Anmerkung CV) gegen Deutschland teilzunehmen, sondern hat sogar dagegen Stellung genommen".
Die Veröffentlichungen zur Entwicklung des Nationalsozialismus in Deutschland von 1932-33 waren also nach WTG-Meinung "Greuelpropaganda"! Die SA-Aufmärsche und Bluttaten, die zweifellos zu dieser Zeit deutlich sichtbaren Ziele der Nazis, waren demnach auch Inhalt der WTG-Rehabilitation. Die WTG war gegen die Veröffentlichung der NS-Bluttaten. Wem diente das? War das politisch neutral?
"... daß in dem Verhältnis der Bibelforscher Deutschlands zur nationalen Regierung des Deutschen Reiches keinerlei Gegensätze vorliegen, sondern daß im Gegenteil - bezüglich der rein religiösen, unpolitischen Ziele und Bestrebungen der Bibelforscher - zu sagen ist, daß diese in völliger Übereinstimmung mit den gleichlaufenden Zielen der nationalen Regierung des Deutschen Reiches sind".
Die WTG hatte also keine Gegensätze zum Hitlerregime, sie war, wie eindeutig ersichtlich, völlig in Übereinstimmung mit den gleichlaufenden Zielen der "nationalen" Regierung!
Woher, so muß man fragen, nimmt die WTG die Unverschämtheit heute zu behaupten, sie wäre die einzige Organisation dieser Zeit gewesen, die ohne jede Einschränkung dem Nazismus die Stirn bot? Geschichtsfälscher, Heuchler, Lügner gebrauchen ihre Feder und ihr Mundwerk in dieser Art. Zum Schluß dieses Briefes schreiben die WTG-Gewaltigen: "In Erwartung einer baldigen gütigen Zusage, und mit der Versicherung unserer allergrößten Hochachtung, sind wir, sehr verehrter Herr Reichskanzler,
ergebenst
Watch Tower ..."
Man sieht sie förmlich kriechen im Staub der politischen Heuchelei und Dienen wollens. Doch der 'hochverehrte Herr Reichskanzler' hat sich "gütigst" anders entschieden, trotz aller ihm erbotenen "Hochachtung"!


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