Geschrieben von Drahbeck am 02. Juni 2001 16:56:23:
Als Antwort auf: Re: zeugen jehovas in der DDR geschrieben von
Drahbeck am 22. Mai 2001 05:08:09:
"Sind von der Methode her nahezu wie typische Geheimdienstagenten tätig
"
Überleben unter DDR-Verhältnissen. Wie sah das praktisch für die Zeugen Jehovas aus?
Eine Antwort darauf kann man auch in der Nr. 52 der "Christlichen Verantwortung"
nachlesen. Jeder, der unter DDR-Verhältnissen mit den dortigen Zeugen Jehovas verbunden
war, kennt den x-mal eingetrichterten Grundsatz "Brandmauer". Auch dem kleinsten
Zeugen wurde eingetrichtert, du darfst engeren Kontakt zu anderen Zeugen Jehovas nur auf
der Ebene deiner örtlichen Studiengruppe haben. Etwa vergleichbar den westlichen
Buchstudiengruppen, die sich auch in Privatwohnungen treffen. Also so um die sechs Zeugen
Jehovas. Dann ist "Ende der Fahnenstange". Nun wird in der Praxis nicht alles so
heiß gegessen wie es gekocht wird. Also der diesbezügliche Bekanntenkreis etlicher war
doch schon etwas größer. Allein es geht um die theoretischen Vorschriften. Und die
besagten dies so wie vorstehend beschrieben. Und vor allem. Es sollte tabu sein,
irgendwelche Detailkenntnisse über andere organisatorische Gliederungen der Zeugen zu
haben - theoretisch.
Auf dieser Linie liegt es auch, dass selbst die Dresdner Zeugen Jehovas, die nach dem
DDR-Mauerbau in engster Nachbarschaft, zu dem dortigen Oberzeugen Werner Liebig lebten.
Das selbst die (in der Regel) nicht wussten, das Liebig ab 1962 oberster Leiter der Zeugen
Jehovas in der DDR (bis zu seiner Verhaftung) war. Also auch hier offenbart sich wieder
der Grundsatz, den schon die Kommunisten in der Nazizeit, mit ihrer Zellenbildung
praktizierten. Jeder soll nur so wenig wie möglich wissen, vor allem auf den untersten
Ebenen. Schon die Nazis registrierten, dass seitens der Zeugen Jehovas auch dieser
Grundsatz zur Anwendung kam. Eine gleiche Erfahrung machten dann auch ihre Nachfolger, die
Kommunisten.
Das also war die handfeste Politik von Brooklyn und Wiesbaden gesteuert, die zur Sicherung
des Überlebens in Szene gesetzt wurde. Tragender Gedanke dabei war. Kommt es zu
Verhaftungen, so hofft man, dennoch durch die Nichtkenntnis weitergehender
organisatorischer Details seitens des Verhafteten, die Organisation zu
"schützen". Ob es ein wirklicher "Schutz" war? Man kann es vielleicht
so sehen. Man kann aber auch kritische Rückfragen stellen. Rückfragen dergestalt, dass
hier auf eindeutige Geheimdienstpraktiken abgestellt wurde. Das die tatsächlichen
politischen Geheimdienste diese Sachlage sehr wohl erkannten und in ihr Kalkül mit
einbezogen.
Der Preis fürs Überleben unter DDR-Verhältnissen war also die Befolgung von
CIA-Anweisungen, verschärft formuliert. Auch der eingangs genannte Artikel thematisierte
dies. Er sei daher abschließend noch zitiert:
An die "Brandmauer"-Bestimmungen erinnert
Eine Brandmauer dient u. a. der Sicherheit und Abschirmung für den Fall eines Brandes im
Nachbarhaus. Jeder Schornsteinfeger kann darüber beste Auskunft geben. Die WTG hat den
Begriff Brandmauer eingeführt, um besser illegal wirken zu können. Zu den
WTG-"Brandmauer"-Bestimmungen gehört u. a. Decknamen benutzen, Code, Chiffre,
Verschlüsselungen, Geheimschriften, Geheimkuriere, Geldschmuggelmethoden, tote
Briefkästen, geheime Treffs, Spurenverwischung, Polizei belügen, kurzum alle Arten von
Trug und List anzuwenden, um die WTG-Tätigkeit nach außen abzuschirmen und derartig
abgesichert weiter zu treiben und zu forcieren. Die hiermit befaßten Brüder und
Schwestern sind von der Methode her nahezu wie typische Geheimdienstagenten tätig.
Gegenwärtig wird wieder besonders auf die Einhaltung der
"Brandmauer"-Bestimmungen hingewiesen.
Warum ist mit der religiösen Tätigkeit der WTG derartiges verbunden? Weil die WTG die
Zeugen Jehovas immer noch dazu anzuleiten versucht, in Verbindung mit ihrer religiösen
Tätigkeit eine antidemokratische, antikommunistische Politik im Sinne imperialistischen
Mißbrauchs von Kirchen und Religionsgemeinschaften durchzuführen, wie die WTG-Schriften
mit ihren antidemokratischen und antikommunistischen Angriffen immer noch unter Beweis
stellen. Die WTG steht hierin noch wie vor auf den Positionen des antikommunistischen
"kalten Krieges" seit den fünfziger Jahren.
Was ist dazu biblisch zu sagen? Verkündigung wahrhaften biblischen Christentums bedarf
keiner solchen Geheimdienstmethoden. Sie werden durch die Schrift sogar direkt verboten:
"Nicht mit List wandeln" 2. Kor. 4:2 NW. Eine Verkündigung, die dennoch mit
Trug und List arbeitet, stellt daher einen Mißbrauch des Christentums dar, den es zu
bekämpfen gilt.
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