Geschrieben von Prommi am 13. Dezember 2002 01:51:40: Auf der
"Aussteiger"-Website der Momonen, also www.ex-mormonen.de fand ich einen
interessanen bericht eines Momonenaussteigers.
Durchaus für Jehovas Zeugen beachtenswert:
Jehovas zeugen beanspruchen für sich besonders hohe moralische Ansprüche und sie
beanspruchen für sich, dass sie selbst es sind, die, und nur sie entsprechen dem, die
also ein besonders hohes sittliches Niveau ausleben. Doch ich habe gerade bei vielen
anderen Gemeinscahften Aussagen gehört die ich in dieser form bei JZ nicht gehört habe.
Ich meien die religiöse Einstellung Jugendlicher dazu. das kommt nach meiner Meinung,
weil JZ eben nicht den Glauben im täglichen Leben umsetzen.
Hier ein Auszug:
Wie sich das heute in der Kirche gehört, wurde ich pünktlich mit acht Jahren getauft,
mit zwölf aus der Primarvereinigung entlassen, bekam das Aaronische Priestertum und wurde
Diakon, mit vierzehn Lehrer und mit sechzehn Priester. Wilde Jugendzeiten hatte ich nie,
zwei Gläser Früchtebowle waren der einzige Alkohol, den ich je zu mir nahm (und nicht zu
vergessen ein paar Schluck Hustensaft). Da das die einzige Abschweifung vom Wort der
Weisheit war, ist doch klar, daß niemals eine Zigarette meine Lippen berührte. Das Gebot
der Reinheit hielt ich so konsequent, daß ich bis zu meiner Erkenntnis nicht einmal eine
Freundin hatte. So konnte erst gar nichts passieren sehr zur Freude meiner Eltern.
Mit achtzehn war ich in der Lage, das Melchisedekische Priestertum zu bekommen, was
aufgrund meiner Vergangenheit auch gar kein Problem war. Auf der folgenden Pfahlkonferenz
wurde ich zum Ältesten ordiniert. Ich schloß das Seminarprogramm erfolgreich ab und
arbeitete u.a. als Berater im Aaronischen Priestertum.
Zitat ENDE
Welcher JZ-Jugendliche kann so etwas sagen? Ich habe keinen kennen gelernt.
Die JZ-Lehre, in sich geschlossen, aber fehlerhaft. Eine Feststellung die ein
langjähriger ZJ nur sehr schwer erkennen kann.
Ich zitiere aus besagtem 'Aussteiger-Bericht':
mein Wunsch,
anderen zu dienen und für Gottes Sache einzutreten, ging in Erfüllung,
obwohl das die Aufgabe aller persönlicher Vorteile und Freuden für zwei Jahre bedeutete,
aber das spielte keine Rolle. In dieser gesamten Zeit studierte ich ausschließlich in den
Schriften der Kirche, mit der Ausnahme eines kurzen, aber intensiven Studiums der Zeugen
Jehovas, wodurch ich die Fehler, aber auch die Geschlossenheit deren Lehre erkannte, ein
Umstand, der sich mir noch als hilfreich erweisen sollte.
Zitat ENDE
Auch Aussteiger anderer Gemeinschaften werden mit etwas konfrontiert, das es auch bei
Jehovas Zeugen gibt:
»des absoluten Wahrheitsanspruches der Kirche,« hier die Kirche der Mormonen.
Und auch das ist ein Gefühl das einen Zeugen Jehovas beschleichen kann, wie es hier
den jungen Mormonen beschlich: »die Kirche könnte sich als anders entpuppen, als sie
sich darstellt.«
Auch das ist ganz typisch, wenn sich jemand aufrafft, seine eigenen Gemeinschaft zu
prüfen: »Aber zwei Dinge waren beständig in meinen Gedanken. Wie kann man wissen, daß
die verwendeten Quellen zuverlässige Informationen enthalten und wie würde das
Alternativsystem zur Kirche aussehen?«
Hier sind die Antworten bei einem Zeugen Jehovas schon 'vorbesetzt': fremde Quellen als
die eigenen Quellen der Wachtturmgesellschaft sind unglaubwürdig und beinhalten häufig
nur Hetze UND es gibt keine Alternative zu JZ.
Das, was sich daraus ergibt, dürfte regelmäßig auch bei einem ZJ anlaufen, so wie es
hier bei dem jungen Mormonen geschah:
»Zum ersteren fand ich durch Vergleichen mit anderen Quellen heraus, daß die meisten
zuverlässig recherchiert sind und wirkliche Hetze gegen die Kirche sehr selten ist; und
zum letzteren mußte ich feststellen, daß es kein Alternativsystem gibt, zumindest, daß
es nicht statt Kirche X jetzt Kirche Y um die Ecke ist, sondern daß man selbst und für
sich herausfinden muß, was ewige Wahrheit ist. (Für mich als gebürtigen Mormonen eine
schier unvorstellbare Situation, denn die Kirche gibt den Mitgliedern haarklein vor, was
zu tun ist,«
Auch bei Jehovas Zeugen kann gesagt werden: »die Kirche gibt den Mitgliedern haarklein
vor, was zu tun ist,«?
»Begonnen habe ich mit dem deutschen Freimaurertum,«
Da würden jedem Zj wohl ebenfalls die Augen aufgehen, würde er sich mit dem
Freimaurertum und den Russellschen Lehren, Auffassungen und Ansichten beschäftigen.
Interessant auch diese Aussage:
»Von meinem Freund erhielt ich ein Buch über die Anfänge der Kirche, das aber von einem
glaubenstreuen Geschichtsprofessor sehr zeugnisstärkend geschrieben wurde. Es klärte
mich endlich einmal über die wirkliche Geschichte der Kirche auf und zeigte mir, daß
diese in der Kirche völlig verschleiert und verschwiegen wird und war daher für mich
keineswegs zeugnisstärkend.«
Trifft das nicht allzusehr auch auf Jehovas Zeugen zu, dass »die wirkliche Geschichte
der Kirche ... in der Kirche völlig verschleiert und verschwiegen wird«?
Ehrlich prüfende ZJ würden sicher ebenfalls hinsichtlich ihrer eigenen Gemeinschaft
zu genau der selben Erkenntnis kommen, wie sie dieser junge Mormone für seine
Gemeinschaft gewonnen hat:
»Als Ergebnis meines Studiums wußte ich, daß die Informationen meines Freundes und aus
dem Internet zuverlässig waren und daß offizielle Kirchenliteratur beschönigend und
unvollständig geschrieben ist, Geschichte geändert und doch als absolut hingestellt
wird, etwas, was in der einzig wahren Kirche nicht sein kann.«
Ich bin überzeugt, dass ein Zeugen hinsichtlich Russell und seiner Bibellehren zu
einer ähnlichen Überzeugung gelangt:
»Mit der Zeit erkannte ich dann auch die Zusammenhänge zwischen der Umgebung von Joseph
Smith und der Entwicklung der Lehre der Kirche. Es wurde mir klar, daß er alles, was er
an Wissen dazubekam, irgendwie mit in die Kirche eingeflochten hatte.«
hat nicht auch Russell mit all seinene dubiosen Lehren und Ansichten dem Zeitgeist der
damaligen Zeit entsprochen, gefärbt von dem was Russell selbst erlebt hat?
Und auch davon bin ich überzeugt, dass dies auch bei einem prüfenden Zeugen Jehovas
eintritt: »mein Horizont öffnete sich durch die neue Herangehensweisein unglaublichem
Maße.«
Die Konsequenz von alledem?
Auch ein Zeuge Jehovas mag davor stehen:
»Mein Herz raste.
Meine Hände zitterten. Ich sprach ruhig und sah den Mitgliedern in die Augen. Doch meine
Gedanken kreisten jetzt nur noch um eines. Den gesamten Stand, den ich mir in der Kirche
erarbeitet habe, meine Freundschaften und mein gesellschaftliches Leben, das sich fast
ausschließlich in der Kirche abspielte, sollte ich das wirklich aufgeben,...?«
Ein Fazit:
»Natürlich wurden mit dieser Aktion alle bisherigen freundschaftlichen und familiären
Beziehungen in Frage gestellt. Die Situation war anfänglich sehr angespannt. Aus vielen
seither geführten Gesprächen mit Familien- und Kirchenmitgliedern konnte ich
heraushören, daß man sich oftmals einer wirklich objektiven Einschätzung der eigenen
offiziellen Kirchenlehre entzieht.
Offensichtlich haben sich viele Mitglieder mit Diskrepanzen zwischen dem Anspruch der
Kirche und der Wirklichkeit arrangiert, indem sie Abstriche auf beiden Seiten machen. Daß
dies nicht geht selbst aus Kirchensicht scheint für diese Mitglieder nicht
sehr wichtig zu sein, ...«
Und auch das dürfte ähnlich sein: Erkennt ein ZJ die Wahrheit über seine Gemeinschaft
und sagt dies öffentlich, wird es ihm sicherlich so ergehen wie jenem jungen Mormonen:
»Etwa eine halbe Stunde später wurde mir das Urteil verkündet: der Ausschluß aus der
Kirche.«
Nur geht man bei JZ mit Ausgeschlossenen weit weniger anständig um. »Im schriftlichen
Bescheid ...« Auf einen schriftlichen Bescheid kann ein ZJ nicht hoffen. Einzig der
religiöse Verlag erhält einen schriftlichen Bericht mit dem Ergebnis.
Und auch dies mag für einen ehemaligen ZJ ebenso zutreffen:
»Auf einen Widerspruch gegen diesen Akt der Willkür verzichtete ich jedoch, denn
letztlich wäre das Ergebnis das gleiche gewesen, sei es nun durch Ausschluß oder
Austritt.
Etwa zwei Jahre später erfuhr ich den wahren Grund für meinen Ausschluß: die
Hohenpriester einigten sich auf meine Abtrünnigkeit von dieser von mir einst so kühn
verteidigten Kirche.
Heute kann ich allerdings sagen, daß ich mein Leben genauso lebe wie zuvor, glücklicher
bin und die Kirche gar nicht so vermisse, wie ich das anfangs eigentlich erwartet hatte.
Im Gegenteil, ich genieße die neugewonnenen Freiheiten im Denken und Handeln sehr, ja sie
sind sogar schon zur Gewohnheit geworden. Das Leben geht also weiter, oder mit anderen
Worten: Es gibt ein Leben nach der Kirche.«
www.ex-mormonen.de/index.html?/erfahrungen/ber001.html
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