Re: Hajo


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 08. Oktober 2002 06:06:07:

Als Antwort auf: Re: Hajo geschrieben von Prometeus am 07. Oktober 2002 23:44:39:

Es ist sicherlich richtig, wenn man es begrüßt, schafft es einer sich neuen Interessen in der Nach-ZJ-Zeit gezielt zuzuwenden. Indes im konkreten Fall drängt sich mir doch ein anderer Eindruck auf. Es war nicht die erste Webseitenlöschung von Hajo. Das hatte er davor schon einmal gemacht. Damals in relativ geordneter Form, in dem er einen Teil seiner Dateien InfoLink zur Verfügung stellte. Dann bekam er nach längerer Pause erneut Lust wieder eine eigene Webseite zum ZJ-Thema aufzumachen. Er sah sich auch gar in der Rolle eines "Aktionsorganisator" indem er für eine Presseaktion Geld sammelte und dem (wohl in Spanien sitzenden) Ausführenden zur Verfügung stellte. Das war vielleicht sein "Höhepunkt". Dann ging er über auch zusätzlich ein eigenes Forum zu eröffnen. Musste aber die auch andernorts bekannte Erfahrung machen. Die Schreibfrequentierung ist nicht so, wie man sie sich wünschte. Er warb gar sogar um Ko-Moderatoren für sein Forum. Alles ohne gewünschte Resonanz.

Es drängt sich mir eher der Eindruck auf, dass er wegen fehlendem "Feedback" erneut das Handtuch warf.
Sicherlich ist niemand, der sich einstmals auf diesem speziellem Gebiet engagierte genötigt, dies auf unabsehbare Zeit zu tun. Auch bei den sonstigen Nutzern in den einschlägigen Foren registriert man es: Nach einiger Zeit verschwinden einige Namen wieder, so wie sie einst gekommen waren. Dieses Recht bleibt jedem unbenommen. Auch einem Webseitenbetreiber. Was man sich jedoch hatte vorstellen können, wäre ein etwas geordneteres Ausscheiden. Ob ein "Knall-auf-Fall-Hinschmeißen" wirklich die Lösung ist, kann man zumindest kritisch hinterfragen.

Vielleicht noch eine persönliche Reminiszenz. Zu "DDR"-Zeiten war ich in der Fernleihabteilung der Ostberliner Deutschen Staatsbibliothek "bekannt wie ein bunter Hund". Einige dortige Bibliothekarin machte auf mich einen äußerst zwiespältigen Eindruck. Eine gewisse Distanziertheit war nicht zu übersehen. Aber man hatte auch den Eindruck. Irgendwie berührt sie das ZJ-Thema, ohne dass sie das ausspricht.
Jahre später, nach dem DDR-Mauerfall sprach mich diese Bibliothekarin einmal direkt an. Äußerer Anlass war. Sie hatte eine Fernsehsendung (war wohl so eine Meiser-Talkshow) gesehen. Und ereiferte sich nun über das Detail das Zeuginnen Jehovas "keine Hosen tragen dürfen". Es stellte sich heraus, dass sie eine Schwiegermutter hat, die Zeugin Jehovas ist. Und nun ereiferte sie sich über das Verhalten dieser Schwiegermutter. Das das Familienverhältnis, bedingt durch den ZJ-Einfluss doch sehr, ja äußerst gespannt sei. Das besagte Schwiegermutter auch zu ihrem Enkelkind kein vernünftiges Verhältnis und anderes mehr aufzubauen vermöge.

Ihr Sohn (also ihr Mann) war aber auch als Zeuge Jehovas erzogen worden. Einmal nur (mehr zufällig) habe ich den zu Gesicht bekommen. Auch nur eine distanzierte Begegnung im vorübergehen (Guten Tag und das war's dann). Der Mann dieser Bibliothekarin dürfte doch wohl sicherlich im laufe der Jahre via seiner Frau, über meinen Fall etwas mitbekommen haben. Hält aber streng an seinem Grundsatz der Distanziertheit fest. Und noch etwas scheint mir bemerkenswert. In seiner persönlichen Biographie brachte er es zum Doktortitel. Er, der da mal als Zeuge Jehovas erzogen wurde, hat offenbar diesen Abschnitt seiner Biographie gekonnt bewältigt. So gekonnt bewältigt, dass seine Frau die Frage, ob Zeuginnen Jehovas Hosen tragen dürfen oder nicht als "weltbewegend" ansieht.

Bitte schön. Es steht jedem frei, die Entscheidungen zu treffen, die er in seiner Nach-ZJ-Zeit als angemessen erachtet. Ob indes eine totale Verdrängung dieses Biographieabschnittes, als habe es ihn nie gegeben, wirklich d i e Ultimo Ratio sein kann? Ich wage ein Fragezeichen dazu hinzuzufügen.


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