Re: Gibt es einen Gott?


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 17. September 2002 10:26:19:

Als Antwort auf: Gibt es einen Gott? geschrieben von Claudia am 17. September 2002 09:07:54:

Herzlich willkommen, erst einmal. Vielleicht darf ich meinerseits so antworten. Die geschichtlich nachweisbare Menschheit, existiert ja mittlerweile schon einige Jahre. In all den Jahren hat es immer wieder mal Gotteskritiker gegeben. Trotz dieser Kritiker hat sich der Gottesglaube bis zum heutigen Tage erhalten. Zwar in wandelbarer Form, wovon die verschiedenen Religionsgemeinschaften durch ihre Existenz, unterschiedliches Zeugnis ablegen. Aber eben doch. Der Gottesglaube blieb allen Kritikern zum Trotz, bis heute erhalten. Warum ist das so?

Antwort: Weil Religion zugleich auch soziale Wurzeln hat. In der Datei "Online und Links" ist in Faksimile auch eine Stellungnahme zu Karl Marx aus der Zeugen Jehovas-Zeitschrift "Der Wachturm" wiedergegeben. Marx ist in erster Linie in die Geschichte eingegangen als Kritiker ökonomischer Verhältnisse auf dieser Erde. Er bot auch entsprechende Rezepte zu deren Veränderung an. Einige Jahrzehnte lang haben sich einige Staaten dieser Erde um deren Umsetzung bemüht. Aber auch dort gab es "Gleichere als die anderen Gleichen". Summa summarum. Seine Ökonomierezepte haben sich als untauglich erwiesen. Seine Ökonomierezepte mache ich mir nicht zu eigen. Auf diese Feststellung lege ich ausdrücklichen Wert.

Marx hat sich aber auch - mehr beiläufig - zu Fragen der Religion geäußert. Unter anderem mit dem Satz:
"Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes".
Meines erachtens werden hier schon die sozialen Wurzeln des Fortbestandes der Religion beim Namen benannt.

Noch etwas. Fast jeder der in Neukontakt zu Jehovas Zeugen tritt (gilt im Prinzip auch für einige andere Religionsgemeinschaften) macht die relativ angenehme Erfahrung des "Lovebombing". Der Neuling wird mit nicht wenigen, von ihm als Liebesbeweisen gedeuteten, Erfahrungen überschüttet. Sitzt der Fisch erst mal fest an der Angel, wird sich auch das noch mit Sicherheit ändern. Dann heißt nämlich die Devise der Leitung der Zeugen Jehovas, der sich auch der Neubekehrte letztendlich zu unterwerfen hat. Die Zitrone wird ausgepresst, bis zum allerletzten Tropfen.

Weiter. Das "Lovebombing" ist das, was erst mal anspricht. Dann gibt es natürlich auch die Argumentation in der Gottesfrage. Den Hinweis auf diverse Lücken der Evolutionstheorie, die im Gegensatz zu ihr steht. Das beeindruckt natürlich. Es gibt wohl keinen mit vormaliger Zeugen Jehovas-Karriere, der nicht auch in einer bestimmten Phase diesbezüglich gleichermaßen "beeindruckt" war. Dennoch auch dies ist zu sagen. Für das Alltagsleben besitzt die Gottesfrage keine wesentlich Relevanz mehr. Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer etwa, qualifizierte die diesbezüglichen Argumente als Lückenfüller; auf die jederzeit verzichtet werden kann. Mit der einen Ausnahme vielleicht, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das Geborgenheit sucht. Die niedrigste Stufe dieser Suche ist beispielsweise die bewusste Gründung einer Familie. Aber damit ist die Geborgenheitssehnsucht des Menschen durchaus noch nicht "voll befriedigt". Er möchte auch mit Gleichgesinnten kommunizieren. Genau an diesem Punkt setzt das Angebot der Religionsgemeinschaften ein.

Dennoch bleibt rückblickend die Frage. Ob dieses Bemühen mit Gleichgesinnten zu kommunizieren, nicht auch beispielsweise (dass ist jetzt ein willkürliches Beispiel) durch einen Kegelklub befriedigt werden .kann. Das Schicksal hat es so gelenkt, dass viele hier eben nicht mit einem "Kegelklub" in Berührung gekommen sind, sondern statt dessen mit den Zeugen Jehovas. Es wäre für viele besser gewesen, es wäre anders herum gelaufen!

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