Geschrieben von Drahbeck am 09. September 2002 18:08:34:
Als Antwort auf: Re: Heinzmann geschrieben von Drahbeck am 05.
September 2002 11:40:55:
In einem anderen Forum gelesen (auszugsweise):
"Hier will ich (LuckyX) als bekennender Aussteiger ebenso bekennen, daß ich, obwohl
kein Christ, christlich wählen werde.
Die Umverteilung wird ja in jedem Fall irgendwann mal aufhören
a) wenn die Christen gewinnen, weil Leistung sich wieder lohnen soll
b) wenn die Roten gewinnen, weil irgendwann alle mal gleich arm sein werden."
Dieses Bekenntnis fordert mich wiederum zu einer Antwort heraus. In der Gestalt ein
paar Zitate aus einem Zeitungsartikel der "Berliner Zeitung" vom 31. 8. 2002
(Magazinbeilage). Unter der Überschrift "Kirche ohne Schatten. Macht und
Frömmigkeit in der Bundesrepublik" berichtete ein dortiger Autor in rezensiver Form
über das Buch von Carsten Frek mit dem Titel: "Finanzen und Vermögen der Kirchen in
Deutschland". Erschienen im Alibri-Verlag Aschaffenburg ISBN 3-932710-39-8.
Ein paar Sätze aus der dazugehörigen Besprechung:
"Die kirchlichen Finanzberater können unbesorgt sein - so tief wie die
Legitimationskrise, in der sich die Kirchen seit langem befinden, kann ihre Finanzkrise
vermutlich gar nicht werden.
Das Grundgesetz behauptet, es gebe keine Staatskirche (Artikel 140 GG in Verbindung mit
Artikel 137 Abs. 1 Weimarer Reichsverfassung), doch sind Staat und Kirchen immer wieder
bemüht, das Gegenteil zu beweisen.
Ein fast kurioses Beispiel dafür ist die Einrichtung von 21 Konkordatslehrstühlen
außerhalb der theologischen Fakultäten - Soziologie, Pädagogik, allgemeine Philosophie
- an bayerischen Universitäten. Es handelt sich um Professuren, deren Inhaber vom Staat
erst ernannt werden (dürfen), wenn vom zuständigen Diözesanbischof keine Einwendungen
gegen die Person erhoben werden. So macht der Staat zwar die Kirche nicht zu einer
Staatsanstalt ("Staatskirche"), aber er macht seine freien Universitäten zu
Veranstaltungen der Kirche
"
Und was die These anbelangt: CDU = gleich wirtschaftlicher Aufschwung. SPD = gleich
Umverteilung zu gleicher Armut.
Ich lebe in Berlin. Hier hat lange Jahre nach 1990 ein CDU-geführter Senat unter dem
Herrn Diepgen das sagen gehabt. Einer der Glanzstücke, namentlich auch von Herrn Diepgen
forciert, war die Schaffung einer Großbank. Letztere stand zwischenzeitlich schon
mehrmals vor dem unausweichlichen Bankrott, der nur dadurch abgewendet werden konnte, um
noch schlimmeres zu verhüten, dass dieses marode Institut massiv aus Steuergeldern
subventioniert werden musste. Hingegen beim näheren Hinsehen stellte sich heraus.
Wirtschaftlich völlige Fehlkalkulationen. Praktisch aber haben ihre Spitzenmanager die
allerfettesten Gehälter kassiert. Mehr noch, namentlich die gehobene Politikerklüngel
hat überdimensioniert von diesem Institut partizipiert. Erst kürzlich ging noch als
neueste Meldung (nur zur Veranschaulichung) aus dem Ticker. Der (zwischenzeitlich
verstorbene) Herr Ignatz Bubis, in Personalunion auch ein hoher Funktionär der Jüdischen
Gemeinde, gehörte mit zu dem von diesem Institut begünstigten Spekulanten
(Immobilienspekulanten). Als persönlich haftend hätte er auch dafür eintreten müssen
(mit seinem nicht ausreichend vorhandenem Vermögen), dass bei negativem Verlauf der
Spekulationswelle, auch er haftet. Der negative Verlauf trat tatsächlich ein. Doch da
wurde in letzter Minute ein "Gentlemenagreement" geschlossen. Die Bank kaufte
Bubis Anteile zurück und bewahrte ihn so davor, den finanziellen Offenbarungseid ablegen
zu müssen.
Unterm Strich hat der kleine Steuerzahler (nicht die großen Herren), auch dieses Deal
mitzubezahlen.
Das zur wirtschaftlichen "Kompetenz".
Ich habe eher den Eindruck, dass unpopuläre Entscheidungen von jedem Wahlsieger
"nach Tisch" getroffen werden müssen, aus wirtschaftlichen Zwängen heraus. Und
dass dieser Zwang nicht nur für die "Roten", sondern gleichermaßen für die
"Schwarzen" gilt. Auch bei denen ist der Filz weit verbreitet. Und ob das
"Musterländle" Bayern auf Dauer ein solches bleibt? Am Filz sind schon ganz
andere zugrunde gegangen!
Die FDP beliebte sich mal als "Partei der Besserverdienenden" zu verkaufen.
Eigentlich könnten die "Schwarzen" bezüglich dieses Slogans neidisch sein.
Gibt er doch auch ihre eigene Stimmungslage wieder. Nun, wer sich diesem Club zugehörig
weiß, der wird auch entsprechend wählen. Ob seine Spekulation indes aufgeht, weiter so
"rosige Zeiten" retten zu können, für sich, erscheint mir so ausgemacht noch
nicht zu sein!
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