N. H. Knorr


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 31. August 2002 18:31:56:

Am 8. Juni 1977 war der WTG-Präsident N. H. Knorr verstorben. Die zeitlich erheblich hinausgezögerte Mitteilung darüber in der WTG-Literatur beschränkte sich mehr oder weniger auf den Satz: "Der König ist tot - es lebe der neue König!" Eine ausführliche, umfassende Würdigung seitens der WTG blieb aus.
In ihrer Nr. 97 geht die CV auf den Fall Knorr näher ein und versuchte die bis dahin vorliegenden Informationen zu bündeln und auch zu werten.

Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass bei einigen dieser Wertungen ein gewisser spekulativer Charakter nicht zu übersehen ist. Spekulationen sind bekanntlich nicht mit erwiesenen Fakten identisch. Da aber wie gesagt das Informationsangebot der WTG dazu noch weitaus dürftiger ist, nachstehend einmal das, was die CV glaubte dazu mitteilen zu können

ÜBER DIE LETZTEN TAGE VON WTG-PRÄSIDENT NATHAN HOMER KNORR
CV-Korrespondenz aus Polen
Zahlreiche Touristen aus Polen, die im Herbst 1976 in den Vereinigten Staaten waren, berichteten wie folgt: Am 1. Oktober 1976 haben verschiedene Fernsehstationen in den USA und Kanada eine Übertragung der jährlichen Mitgliederversammlung der WTG in Pittsburg, USA, gebracht. Hauptredner sei wie jedes Jahr wieder WTG-Präsident N. H. Knorr gewesen. Knorr gab u. a. den Jahrestext für 1977 bekannt. Dann begann er, über die bisherigen Erfolge der WTG zu sprechen, konnte aber diese Rede nicht beenden, er habe wie ein kleines Kind angefangen zu weinen. Daraufhin wurde er von zwei anderen Personen sofort in ein Nebenzimmer geführt und man sah ihn nicht mehr auf dem Bildschirm. Ein Vertreter von N. H. Knorr beendete dann seine Ansprache, allerdings soll es nicht mehr nach dem Manuskript von N. H. Knorr gewesen sein. Den Fernsehzuschauern soll lediglich noch gesagt worden sein, der Präsident fühle sich heute nicht wohl.

Einige Besucher haben dann in den USA die Gelegenheit benutzt, um einen Besuch im Hauptbüro der WTG in Brooklyn, New York, zu machen. Sie haben versucht, sich genauer zu erkundigen, wie es um den Präsidenten stehe. Sie brachten die unbestätigte Auskunft mit, der Präsident leide an einer Gehirnkrankheit. Die ärztliche Behandlung habe nicht geholfen und er sei schon so schwach, Daß er seit ein paar Monaten in der Villa auf der WTG-Königreichsfarm liege. In seinem Büro sitze jetzt Milton G. Henschel, der alles erledige, was gewöhnlich N. H. Knorr tat. N. H. Knorr habe faktisch nichts mehr zu sagen. Es bestehe die Aussicht, Daß er nicht mehr lange zu leben habe.

Weiter seien die Meinungen im Hauptbüro sehr unruhig im Hinblick auf das Ende von N. H. Knorr. Es herrsche eine unsichere Atmosphäre. Man spreche von Spaltungen in der obersten WTG-Führung. Zwei Gruppen würden in Frage kommen Die einen würden die bisherige Tätigkeit mit ähnlichen Methoden fortsetzen wollen. Eine andere Gruppe wurde N. H. Knorr für die Mißerfolge und Irrlehren der WTG verantwortlich machen wollen, besonders für die Irrlehre mit dem Weltende von 1975, um auf diese Weise die Glaubwürdigkeit der WTG in der Öffentlichkeit zu retten.

Was steht und fällt mit N. H. Knorr als WTG-Präsident?
Hauptdaten seines Lebens
N. H. Knorr wurde am 23. April 1905 in Bethlehem, Pennsylvanien, USA, geboren. Er gehörte von Hause aus der Reformierten Kirche an. Mit 16 Jahren schon kam er mit den damaligen Bibelforschem in Berührung. Die WTG ließ veröffentlichen, Daß er im Jahre 1923 "an der Hochschule von Allentown in Pennsylvanien promovierte". Als 18jähriger dürfte er da lediglich eine Art Oberschulabschluß gehabt haben. Im gleichen Jahr 1923 ging er ins WTG-Hauptbüro Brooklyn und nahm dort eine Tätigkeit in der Versandabteilung auf. Er zeigte eine gute organisatorische Begabung und wurde schon nach 9 Jahren im Alter von 27 Jahren Generaldirektor von Verlag und Druckerei der WTG. Mit 29 Jahren, im Jahre 1934, wurde er Direktor der späteren Wachtturm-, Bibel- und Traktat-Gesellschaft e. V. in New York, die J. F. Rutherford schon 1909 neben der Zentrale in Pittsburg geschaffen hatte. 1940 wurde er Direktor und Vizepräsident auch der Pittsburger Zentrale in Pennsylvanien.

Nach dem Tode von WTG-Präsident J. F. Rutherford 1941 wurde M. H. Knorr Präsident beider Körperschaften der WTG, in Pittsburg und New York sowie der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung (IBV) in England, in allen Funktionen auf Lebenszeit. Vizepräsident beider Körperschaften und Vertreter von N. H. Knorr wurde Hayden Cooper Covington, der dann als Oberster Rechtswahrer der WTG in Erscheinung trat, da er sich später als "anderes Schaf" bekannte, den Vizepräsidenten-Posten wieder abgeben mußte und schließlich WTG und Zeugen Jehovas verließ. Neuer Vizepräsident und Vertreter von N. H. Knorr wurde dann Frederic William Franz, der seit Knorrs Präsidentschaft als der eigentlich geistige Kopf der WTG gilt. N. H. Knorr war auch Präsident der WTG-Missionarschule "Gilead" in South Lansing und später in New York.

Mit der Wiedereinführung des durch J. F. Rutherford in der WTG vernichteten "Ältestenamtes" seit 1971/72 im Hinblick auf das Überleben der WTG, wenn die 1914-Generation ausstirbt, verlor das Präsidentenamt mit N. H. Knorr seine bisherige hervortretende Bedeutung, wohl auch aus Gründen einer weitgehenden künftigen Anonymität der WTG-Führung vor anderen. Mit der Umbildung der leitenden Körperschaft der WTG, die ab 1. Januar 1976 in sechs neugebildeten Komitees unter wechselnden Vorsitzenden ihre Arbeit aufnahmen, trat N. H, Knorr endgültig in die Gruppe der Vorsitzenden dieser Komitees zurück. Er war zu dieser Zeit schon unheilbar krank. Wie das WTG-Zweigbüro in Wiesbaden um 20. 6. 1977 bestätigte, ist N. H. Knorr dann am 8. 6. 1977 auf der Königreichsfarm der WTG, New York, nach schwerer Krankheit gestorben. Wie daraufhin bekannt wurde, wurde sein Nachfolger der bisherige Vizepräsident F. W. Franz, da das Amt des Präsidenten offensichtlich juristisch nicht abgeschafft werden kann.

Was geschah unter seiner WTG-Präsidentenschaft?
Die Zeitspanne seiner Präsidentschaft fällt wohl oder übel zusammen mit der Zeit und dem Ende der 3. Generation der WM-Endzeitverkündigung seit 1894. Mit seinem Amtsantritt nach dem Tode von J. F. Rutherford hatte er die heikle Aufgabe, das von J. F. Rutherford auf die Zeit des zweiten Weltkrieges 1939/45 weltweit verkündete Weltende wieder aus den Köpfen aller Zeugen Jehovas zu "verscheuchen". Man wird hier an Vogelscheuchen erinnert. Aber diese Bezeichnung für sein Vorgehen gegen die von J. F. Rutherford stammende WTG-Irrlehre zu Ende der 2. Generation nach 1914, um 1939/45, stammt aus dem WTG-Hauptbüro selbst (Dein Name werde geheiligt, S. 329). Doch irgendwie ist das typisch. Immer hat die WTG-Führung die ihr ergebenen Zeugen wie eine Schar Hühner, wenn auch aufgeregt, in die nächste Generation gescheucht.

In Verschiebung der Endzeit in die 3. Generation ließ N. H. Knorr dann mit dem Buch "Die Neue Welt" (1942) eine neue Nordkönig-Auslegung (Daniel 11) verbreiten, die erstmals den Hitlerfaschismus "einplante". J. F. Rutherford hatte noch die alte Russell-Auslegung auf Napoleon und den ersten WTG-Endzeitbeginn von 1799 predigen lassen. (Die Harfe Gottes, 1922). Als die Nachkriegsentwicklung das neue WTG-Endzeitbild mit Hitler wieder als haltlos erscheinen ließ, begann N. H. Knorr, diese Nordkönig-Auslegung in Einschwenkung zum kalten Krieg des antikommunistischen Mißbrauchs des Christentums auf den Kommunismus weiterzuschieben. Möglicherweise kommt es nicht mehr auf sein Konto, wenn im WT. vom 1. Mai 1976, S. 286 dt. diese Nordkönig-Auslegung für die neue Generation noch 1975 vollends und ausschließlich auf den Kommunismus weiterverschoben wird.

Insgesamt muß zu diesem Punkt gesagt werden, Daß unter N. H. Knorr WTG und Zeugen Jehovas ab 1947 etwa zu einer der gehässigsten antikommunistisch ausgerichteten religiösen Gruppen entwickelt wurden, die es je unter den kleineren Religionsgemeinschaften gab. Die WTG maßte sich unter N. H. Knorr an, die kommunistische Weltbewegung, die sozialistischen Länder und die Sowjetunion insbesondere mit einer religiös-politischen antikommunistischen Propaganda in ihren Zeitschriften in Massenauflagen zu überschütten, die es bis dahin noch nicht gegeben hatte, und die sich in Form, Stil und Karikatur kaum von der antibolschewistischen Propaganda des Hitlerfaschismus unterschied. Die WTG-Verkündigung der Hoch-Zeit des kalten Krieges der 50er und 60er Jahre strotzt von bösartigen und haßerfüllten antikommunistischen Hetztiraden und Hetzkarikaturen. Bedenkenlos ließ N. H. Knorr in diesem Zusammenhang ein falsches Martyrium inszenieren und die Zeugen Jehovas in die vordersten Fronten des antikommunistischen kalten Krieges treiben.

Erster Höhepunkt war die Annahme der WTG-Resolution gegen den Kommunismus, "Resolution against Communism" auf dem internationalen WTG-Kongreß Ende Juli 1950 in New York Im Kongreß-Report heißt es dazu: "Applause after applause followed". Applaus nach Applaus folgte, als Präsident Knorr diese Resolution gegen den Kommunismus vorlegte (S. 6).
Ein anderer schwerwiegender grundsätzlicher Akt seiner Präsidentschaft war der Widerruf einer WTG-Irrlehre, die ebenfalls unüberschaubares sinnloses Leid und Elend über viele Zeugen Jehovas und Menschen guten Willens gebracht hat und die N. H. Knorr zunächst selbst noch etwa 29 Jahre lang praktizierte, ohne Rücksicht auf ihre Opfer. N. H. Knorr ließ in den WTs zu Anfang 1963 die WTG-Irrlehre widerrufen, Daß die in Römer 13 genannten Obrigkeiten nicht die politischen Regierungen, sondern auf Erden die WTG-Führung selbst sei. Bedenkenlos ließ er in den Jahrzehnten zuvor als Vizepräsident unter J. F. Rutherford die Zeugen selbst vor Gerichten diese Irrlehre verteidigen als "göttliche Wahrheit", was auch die Folgen oder Leiden daraus waren. Diese Internationale politische Irreführung der eigenen Zeugen und der Weltöffentlichkeit wahrte über 30 Jahre. Warum N. H. Knorr das selbst 20 Jahre praktizierte und dann 1963 einstellte, ist ein anderes Kapitel.

Auf des Konto der Präsidentschaft von N. H. Knorr kommt auch die Einführung des WTG-Blutkultes in die Organisation der Zeugen Jehovas seit 1945 (Babylon-Buch S. 544), wonach auf Grund der "Heiligkeit" des Blutes keine Bluttransfusion vorgenommen werden dürfe und die Betroffenen im Ernstfall dem Tode zu überliefern seien. Es ist hiermit eine Art Ritual-Mord eingeführt worden, wonach man nur noch um den Betroffenen auf den Knien liegend beten kann, bis er tot ist, weil ihm die gegebenenfalls rettende Bluttransfusion verweigert worden ist. Dieser WTG-Blutkult hat schon zu gerichtlichen Verfolgungen wegen fahrlässiger Tötung oder Mord geführt. Es ist eine gewissenlose Mißachtung des 5. Gebotes "Du sollst nicht töten".

Eine der schwerwiegendsten Irreführungen der Zeugen Jehovas selbst sowie der Vergiftung der zwischenmenschlichen Beziehungen. Denn durch sie war die von J. F. Rutherford übernommene Irrlehre, daß die WTG bzw. die Zeugen Jehovas nichts mit Religion zu tun hätten, Daß Religion vielmehr "jedes Tun" sei, "das dem Willen Gottes widerspricht". Das Schlagwort "Religionist" wurde zur gehässigsten Vokabel in der WTG-Verkündigung, wodurch besonders andere Christen sinnlos verteufelt und die Beziehungen in Familie, Verwandtschaft und Nachbarschaft über alle Maßen vergiftet und die Organisation selbst in eine heillose Sackgasse geführt wurde. N. H. Knorr indoktrinierte dies besonders noch mit dem Buch "Theokratische Hilfe für Königreichssverkündiger" von 1950. Fast 20 Jahre lang wurde diese religiöse Irreführung öffentlich betrieben, bis sie 1953 dahingehend verändert wurde, Daß die WTG die wahre Religion vertrete, alles andere einschließlich des Kommunismus falsche Religion sei. (Was hat die Religion der Menschheit gebracht, 1953). So ließ N. H. Knorr sogleich durch eine nunmehr eingefügte antikommunistische Aggressivität von dieser jahrzehntelangen Irreführung ablenken. Es ist die Methode des pausenlosen Weitertreibens der Organisation, so Daß keine Besinnung möglich wird.

An falschen Weltende-Prophezeiungen kommen auf das Konto von N. H. Knorr eigentlich nur zwei. Nachdem er zwangsläufig den falschen Termin von J. F. Rutherford von 1939/45 "verscheuchen" mußte, ließ er auf den Kongressen von 1945 (Zürich, Schweiz), im Höchstfall noch "zehn oder zwanzig Jahre" nach 1945 versprechen. Als dann jedoch über zwanzig Jahre verstrichen wären, kam er 1967 mit dem neuen Termin von 1975 heraus (WT 1. 1. 1967). Natürlich war das alles auch bei ihm nichts als kalte und zynische Berechnung, Hinhaltetaktik und letztlich religiöse Heuchelei, ein Mitte zur bloßen weiteren "Ankurbelung" der Aktivität der Verkündiger Denn schon unter J. F. Rutherford hatte N. H. Knorr mit dem WTG-Buch "Rechtfertigung" I, S. 332 (1931) selbst gepredigt, Daß die "Getreuen" nach dem falschen Weltende von 1914 und 1925 "gelernt" hätten, "keine Daten mehr festzusetzen"

Aber kann die WTG überhaupt aufhören, neue Endzeittermine festzusetzen, wenn sich die bisherigen immer als falsche Prophezeiungen erwiesen haben? Man durchdenke die Konsequenzen!
Die letzte schwerwiegende Maßnahme unter N. H. Knorr war der Widerruf der WTG-Irrlehre über die "Ältesten", die Wiederhervorholung des "Ältestenamtes" und eine Wiedereinsetzung von "Altesten". Bekanntlich hatte WTG-Präsident J. F. Rutherford, sein Vorgänger, die "Ältesten" Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre aus der Organisation u. a. als "stößige, rücksichtslose Böcke . . . hochnäsige, riechende Böcke . . . fett geworden . . . Egoist, die auf der vom Herrn bereiteten Speise herumtrampeln und sie mit ihren schmutzigen Füßen besudeln" u. a. m. Verjagt.

Als WTG-Direktor hatte N. H. Knorr damals kräftig dabei mitgewirkt. Alles natürlich völlig "biblisch" begründet. (Rechtfertigung 11, S. 239f, 1932). Möglicherweise war die formelle Wiedereinführung das "Ältestenamtes" 1971/72 nach 40 Jahren Irrlehre im Namen Gottes nicht mehr das Werk von N. H. Knorr selbst. War doch dieser Vorgang im WTG-Hauptbüro in Brooklyn selbst mit großen Spaltungen verbunden, worüber der vormalige WTG-Zweigdiener in Wiesbaden, Konrad Franke, in einer Ansprache am 1. November 1972 im Westberliner WTG-Kongreßzentrum in der Hochstraße am Humboldthain berichtet.

Was zeigen diese wenigen Stationen der Präsidentschaft unter N. H. Knorr?
Es ist keine Würdigung der Person von N. H. Knorr als Mensch schlechthin. Es ist eine erste Übersicht über seine grundsätzliche Tätigkeit und Verantwortung als Repräsentant und maßgeblicher Leiter der WTG und Zeugen Jehovas. Eine hinreichende Biografie muß ausführlicher sein und sie wird natürlich geschrieben werden. N. H. Knorr wird hier nicht schlechtgemacht. Es werden tatsächliche Vorgänge unter seiner Verantwortung aufgezeigt, die von grundlegender Bedeutung für die Beurteilung des WTG-Werkes sind. Natürlich war er im Sinne der WTG-Interessen treu bis zur letzten Konsequenz. Was er wirklich bei all den Winkelzügen, Widerrufungen, Irrlehren, Verschiebungen, Täuschungs und Ablenkungsmanövern gedacht und gefühlt hat, kann man vielleicht in seinen persönlichen Tagebuchaufzeichnungen einmal nachlesen. Die wenigen Stationen, die hier aufgezeigt sind, veranschaulichen jedoch unwiderlegbar, Daß es kein Werk Gottes ist, dem N. H. Knorr vorstand und diente.

Die wiederholten falschen Prophezeiungen, die er selbst mitgestaltete, die vielfachen Umdrehungen der WTG-Bibelauslegungen, die er selbst mit ausarbeitete, die wiederholten falschen Weltenden, die er selbst mit festsetzte und weltweit predigte, all dies läßt die Frage aufkommen, ob er überhaupt selbst an die noch außen behauptete "göttliche Leitung" dieses Werkes geglaubt hat. Vielleicht ging er einmal mit jugendlichem Idealismus und gutem christlichen Glauben als 16jähriger in die Reihen der Bibelforscher, wie die Zeugen Jehovas damals hießen.

Die Winkelzüge, Widerrufungen, Irrlehren, Verschiebungen, Täuschungs- und Ablenkungsmanöver und widerspruchsvollen Umdeutungen, die er im Interesse der Erhaltung der WTG vornehmen mußte, damit die Zeugen nicht davonlaufen, können ihn ehrlicherweise nur desillusioniert haben, was eine göttliche Leitung dieses Werkes betrifft. Einen Glauben muß man schließlich nach seinen Werken beurteilen.

WAS BEDEUTET DER TOD DES WTG-PRÄSIDENTEN NATHAN HOMER KNORR?
Wollte N. H. Knorr vor seinem Tode die Wahrheit über die Wachtturm-Gesellschaft sagen?
Es liegen letzte Berichte über das offensichtlich letzte öffentliche Auftreten. von N. H Knorr als WTG-Präsident am 1. Oktober 1976 vor der WTG-Mitgliederversammmlung in Pittsburg, USA vor. Danach habe er sich in einer verzweifelten Situation befunden, so daß er in Tränen ausbrach. Er habe ein Manuskript vortragen wollen, eine Rede, die zuvor niemand gekannt habe, die die Wahrheit über die Organisation enthalten habe. Auf den Eingriff von WTG-Direktor Milton G. Henschel hin sei es zur Unterbrechung des Auftretens von N. H. Knorr gekommen, den zwei andere dann in ein Nebenzimmer geführt hätten. Es liegen bisher keine weiteren Bestätigungen dieses Vorganges vor. Des weiteren sollen die beiden gegensätzlichen Gruppen, die sich im WTG-Hauptbüro entwickeln, einerseits von den WTG-Direktoren Milton G. Henschel und Victor Raimond und andererseits von Grant Suiter und F. W. Franz angeführt werden.

Wir wissen aus den Jahren 1914/18, als die WTG am Ende einer "Generation", der sie auch 40 Jahre lang zuvor das Weltende gepredigt hatte, das dann natürlich nicht kam, wie kurz danach dramatische Auseinandersetzungen und Spaltungen des Werkes eintraten. Eine biblische Generation währt etwa 30 Jahre. Die jetzigen Jahre nach dem erneuten falschen WTG-Weltende von 1975 markieren nicht nur, Daß inzwischen wieder zwei "Generationen" vergangen sind, dieweil es immer nur "diese Generation", also eine einzige dauern sollte. Diese Jahre noch 1975, in denen wir jetzt leben, markieren möglicherweise den Schluß und Untergang des gesamten WTG-Werkes in der bisherigen Form und endzeitlichen Orientierung, das inzwischen seit 1874 über hundert Jahre lang, über drei Generationen, dauert Die Verantwortlichen im WTG-Hauptbüro überschauen das doch auch. Ihr Vorgehen gegen Kritik und Abfall seit 1975 veranschaulicht das nur zu deutlich.

N. H. Knorr wurde 72 Jahre alt. Er lebte etwa zwei Generationen lang. Auf jeden Fall ist er bei genauerem Hinsehen schon Angehöriger der zweiten Generation nach 1914. Nun ist auch er tot. Kam auch für ihn angesichts seines Todes die "Stunde der Wahrheit"? Wie hat er doch blutjung damals noch 1918 die WTG-Prophezeiung "Millionen jetzt lebender Menschen werden niemals sterben!" mitverkündigt! Wo sind diese Millionen heute? Der Jahresbericht der WTG 1977 gab für 1976, zwei Generationen danach, noch 10 187 Überrestglieder an. Ein Rest von diesen vielleicht ist es bloß noch, die von den "Millionen" übrig sind heute. Und in Kürze werden auch sie "vergangen" sein!

N. H. Knorr war in seiner Stellung als Präsident der WTG und Zeugen Jehovas gleichsam der Haupt- und Kronzeuge jener 1914-Generation von der er noch 1968 weltweit anordnete, im Namen Jehovas als göttliche Wahrheit zu verkündigen: "Zählen wir vom Herbst 1967 acht Jahre vorwärts; so kommen wir zum Herbst 1975, zum Ende der 6 000 Jahre des siebenten Tages oder des Ruhetages Gottes. Einige Angehörige der Generation, die den Anfang der Zeit des Endes im Jahre 1914 bewußt miterlebte (wozu auch N. H. Knorr gehörte, Anm.) werden noch leben und Zeugen des Endes dieses gegenwärtigen bösen Systems der Dinge in der Schlacht von Harmagedon sein. Es dauert höchstens noch ein paar Jahre." (WT 1. Aug. 1968, S. 463 ff dt. Nr. 15). Die "paar Jahre" sind seither inzwischen mehrmals vorüber! Und aus den "Millionen jetzt lebender Menschen" von 1918/20, was wurde aus ihnen? Lediglich "einige Angehörige" jener Generation sind es nun noch! Wollte N. H. Knorr nicht mit diesem Millionen-Schwindel auf dem Gewissen sterben? In der Tat ist die Verantwortung ungeheuerlich, der Menschheit falsche Weltenden zu verkündigen! Wollte er diese Schuld angesichts seines sicheren Todes bekennen?

Wir wissen dies noch nicht mit Gewißheit. Vielleicht. Es gibt eine Reue auf dem Sterbebett.
Ja, N. H. Knorr ist in seiner Eigenschaft als Präsident der WTG und Zeugen Jehovas der Haupt- und Kronzeuge jener durch die haltlose WTG-Endzeit seit 1914/18 betrogenen Generation. Sein Tod ist das sichere Zeichen auch ihres "Vergehens", ihres Dahinsterbens, womit diese Endzeitverkündigung noch inzwischen über 100 Jahren Dauer endgültig als verfehlt sinnlos, haltlos und unglaubwürdig erwiesen ist. Sie ist als eine gigantische Täuschung und Irreführung der Menschen überführt. Keine Religionsgemeinschaft der Neuzeit hat sich bisher mit einer derartigen Schuld beladen. Ist N. H. Knorr, im Angesicht seines eigenen Todes und "Vergehens" unter der Last dieser Schuld zusammengebrochen? Es könnte sein.




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