Re: Wieder einmal ...


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 02. August 2002 15:32:57:

Als Antwort auf: Jo Conrad geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2002 11:41:44:

Wieder einmal liest man an anderer Stelle über den "garstigen Graben" zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden. Wieder einmal wird deutlich, dass es eigentlich keine echte Überbrückungsmöglichkeit gibt. Warum ist das so? Ist man ehrlich zu sich selbst wird man zugeben, dass das ausbrechen aus einem althergebrachten Trott, vielen schwer fällt. Ja wenn es so wäre, dass man das "blaue vom Himmel" versprechen könnte. Das aber können auch die Kritiker nicht. Und sie tun auch gut daran, es nicht zu versuchen.

Eine "heile Welt" suggerierte die WTG ihren Schäfchen. Nach bitteren Lektionen ist manchem dann doch einmal gedämmert: Nichts da - mit "heiler Welt".
Aber auch außerhalb der WTG gibt es mit Sicherheit keine "heile Welt". Das Orientierungsbestreben zeitigt durchaus unterschiedliche Ergebnisse. Manch einer sucht mit Gewalt einen neuen Hafen, der möglichst dem Mief der WTG entsprechen soll. Angebote diesbezüglich liegen en mass vor. Im Alltag stört einem der dort sein Heil sucht, doch so manche Kröte. Einige mag er runterzuschlucken bereit sein. Andere übersteigen sein "Schluckvermögen".

Für einige offenbar der "Königsweg" ein "privatisiertes Christsein". Konventionelles Christentum ist in der Regel mit festen Organisationsstrukturen verbunden, in die der einzelne sich als kleines Rädchen einzuordnen hat. Das behagt einigen von der WTG gebrannten Kindern nun durchaus nicht mehr. Ergo zimmern sie sich ihr eigene Form von Christentum. Ja "Christen" wollen sie wohl immer noch sein. Es gibt ja dort durchaus einige anerkennswerte moralische Grundsätze. Monatliche Zehntenzahlung oder Kirchensteuern ect. Da verblasst ihr "Interesse" schon zusehends.

Und dann gibt es da noch den Aspekt mehr grundsätzlicher Art. Als Zeugen Jehovas wurde ihnen "bei ihrer Seligkeit" eingebläut. Die Evolutionstheorie ist nicht haltbar. Und auch heute, wo sie sich nicht mehr als Zeugen Jehovas sehen, sagen auch die allermeisten von ihnen. Die Evolutionstheorie hat soviele Löcher, die keineswegs befriedigend gefüllt sind, dass wir sie auch heute nicht annehmen können. Faktisch kommt diese Position einem "Korb erteilen" an die Adresse der Atheisten gleich. Damit haben die Betreffenden erst mal einer realen Alternative eine Absage erteilt.

Wer der A sagt muss und sollte auch mal B sagen. Lehnt man Evolution ab, kommt man wieder auf den Punkt. Also war es Schöpfung. Jetzt kann man sich damit trösten: Gott "ruht immer noch" von seiner Schöpfungsanstrengung. Er lässt den wilden Haufen Menschheit völlig freie Hand, auch bei solchen Entgleisungen wie Holocaust und anderes mehr. Wenn Esoteriker im Kaffeesatz lesen und dort die abenteuerlichsten Entdeckungen hervorzaubern. Warum soll Christen nicht ähnliches möglich sein. Sie haben ja einen historischen Kaffeesatz namens Bibel. Und wer sie "richtig" mixt kann da vielleicht "Prophezeiungen" entdecken. Peinlich, dass es zwar auf diesem Felde schon so viele falsche Prophezeiungen gab. Aber wie der Lottospieler unerschütterlich hofft, dass seine Zahlen, nur seine, den großen Treffer bringen werden, so hoffen auch sie.
Ihre nicht abgelegte Prämisse bleibt weiter. Wir wissen mehr als die Nichtglaubenden. Und vor allem eines meinen sie zu wissen. Das ihr spezieller Gott, doch noch aus seinem langen Winterschlaf demnächst erwacht.

Dann gibt es die, welche auch die Evolutionstheorie als unbefriedigend ansehen, aber das Vertrauen zu dem aus dem Winterschlaf erwachenden Gott mittlerweile verloren haben. Weil sie sich aber nicht zu atheistischen Positionen durchringen können; aber auch nicht wissen: Wie war das denn nun mit der "Schöpfung" wirklich, sind sie ganz Ohr, bringt da einer etwas "Neues" zum Vortrag. Glauben Christen an Gott, so glauben diese Esoteriker auch an UFOs und ähnliches. Auch sie glauben mehr zu wissen, als der Rest der Menschheit.

Ich fürchte, dieses Thema wird noch in hundert Jahren ein ungelöstes sein. Aber sicherlich gibt es auch Nutznießer jeder dieser Thesen. Seien es die, die den monatlichen Zehnten kassieren, seien es die, die für ihre abstrusen Thesen ein kaufwilliges Publikum finden. Jeder verteidigt seinen Besitzstand mit Händen und Klauen. Auch nichts Neues auf diesem Planeten. Wie auch immer der Einzelne in dieser Frage sich entscheidet. Für mich ist die Lösung. Es gibt Fragen, die kann man derzeit nicht beantworten. Das stört natürlich die Illusion von der "heilen Welt". Jedoch kann man auch ohne Beantwortung solch strittiger Fragen, ausreichend gut durchs Leben kommen. Und Menschen die an einer Dogmatik zerbrochen sind, auch Albert Schweitzer beispielsweise war solch ein Fall, müssen deshalb noch lange nicht zu "unmoralischen" Wesen mutieren.

Albert Schweitzer


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