Jo Conrad


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2002 11:41:44:

Als Antwort auf: Re: silentlambs-die Alternative geschrieben von D. am 30. Juli 2002 08:29:00:

"Trau keinem Guru", sagte mal ein kluges Bürschlein. "Gurus" indes waren für ihn die, die es mehr mit der Seriosität halten. Nicht zu den "Gurus" zählte er offenbar einen Herrn namens Jo Conrad. Conrad, dieser Eindruck drängte sich schon damals auf, war für besagtes "Bürschlein" sehr wohl eine Art Guru, eine Ikone die er hoch hielt. Grund genug sich für diesen Herrn Conrad, stichpunktartig mal etwas näher zu "interessieren".

"Über kosmische Gesetzmäßigkeiten und warum sie uns vorenthalten werden", beliebt besagter Herr zu referieren. Das ganze nennt er "Entwirrungen". Vielleicht wäre der Titel "Verwirrungen" ob seines kruden Inhaltes angemessener gewesen.

Laut Umschlagtext berichtet sein Buch "über die Götter der verschiedenen Religionen, das Kennedy-Attentat, Geheimlogen, UFOs, alternative Heilmethoden, AIDS, Terrorismus, verbotene Bücher und viele andere Dinge" über die man sonst, so der Autor "nur gefilterte Informationen" bekommt.

Schon mal den letzten Satz aufnehmend. Das mit den "gefilterten Informationen" hat was auf sich, namentlich in totalitären Staaten und Organisationen, einschließlich Religionsorganisationen. Aber auch Conrad filtert kräftigst, im Sinne der Esoterikwelle. Es ist ein Gläubiger seiner selbst, jedoch kein Objektivist.

Schon einleitend sagt er: "Nicht wahr, diese Welt ist ziemlich verwirrend. Man weiß wirklich kaum noch, was man glauben soll. Und man möchte doch so gerne an etwas glauben".
Hier schon setzt Conrad an, und offeriert faktisch seine Art von Glauben. Ob der "besser" als andere Glaubensformen ist, mag man in der Tat bezweifeln.

Der vormalige Taxifahrer Conrad, nach der Veröffentlichung seiner Bücher hat er diese profane Art des Lebensunterhaltes offenbar nicht mehr nötig. Lässt denn auch alsbald wissen. "Dieses Buch ist auch kein wissenschaftliches Werk; nicht alles wird bewiesen oder belegt … (ich) habe auch nicht die Absicht, um wissenschaftliche Anerkennung zu buhlen."

Wie wahr. Ein solcher Versuch wäre in der Tat vergebliche Liebesmüh. Denn wissenschaftlich ernst kann man den Gläubigen Conrad wirklich nicht nehmen.

Kräftigst reitet Conrad auf der Angstmasche. Zitat:
"Die Mächte, die unseren Planeten kontrollieren, wollen nicht, daß wir frei von Angst werden, daß wir unsere Emotionen frei und freudig ausleben. Deswegen machen sie uns Angst vor der Liebe, indem sie die unselige AIDS-Propaganda verbreiten, die die meisten Menschen gar nicht betrifft…" Ein exemplarisches Argumentationsbeispiel. Guru Conrad beseitigt also unberechtigte Befürchtungen. AIDS womöglich nur ein Hirngespinst. Conrad lebt ja auch nicht in einigen afrikanischen Staaten, wo AIDS eine tatsächliche Geissel ist; abgesehen davon auch andernorts, wenn auch dort nicht so stark dimensioniert. Ein Typisches Beispiel eine Glaubensargumentation. Eine Faktenlage wird verallgemeinert. Notwendige Differenzierungen werden bewusst unterschlagen.

Auch bei Conrad begegnet man en mass Bibelzitaten aus dem Alten Testament, namentlich solche die Gott, Jahwe oder wie auch immer als schreckliches Ungeheuer darstellen. Den Kirchenleuten wirft er vor, dass sie wenig tun, "um die Verwirrung über den Gottesbegriff zu beenden. Sie beharren darauf, daß man die Bibel nur genau genug lesen müsse. Dann könne man alles verstehen und alles mache für den Eingeweihten Sinn."

Auch Conrad schmeckt solche Argumentation nicht. Akzeptiert. Nicht hingegen akzeptiert ist, dass er sich nun als eine Art "Erklärer", als "Alternative" aufbauen will. In Wahrheit "erklärt" er sehr wenig (siehe AIDS-Beispiel). Um so mehr liefert er neue "Glaubensdogmen". Da wird in der Tat, wieder einmal der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben.

Die Auseinandersetzung um die Evolutionstheorie hat es ihm auch angetan. Den konventionellen kirchlichen Schöpfungsglauben, mag er nicht zu folgen. Der materialistischen Evolutionstheorie, ob ihrer unzweifelhaft erkennbaren Schwachstellen aber auch nicht. Aber er w i l l zugleich "Gläubiger" sein. Ergo mixt er sich seine eigene Mixtur. Folgerichtig sind für ihn Götter, UFOs usw. Realbegriffe. Ein typischer Ersatzgläubiger. Einzuräumen, dass es Fragen gibt, die man nicht mit letztendlicher absoluter Sicherheit beantworten kann, ist er nicht gewillt. Die Frage bleibt offen was denn skurriler ist. Der kirchliche Schöpfungsglaube oder Conrads Ufoglaube!

Kirchlich gebunden ist Conrad jedenfalls unter keinen Umständen. Symptomatisch dafür ist auch sein Satz: "Ist nicht die Vorstellung, daß einige Menschen für ewig in die Hölle kommen sollen, unendlich viel grausamer als alles, was es schon an recht ansehnlichen Qualen auf der Erde gibt." Bei diesem Satz, könnte ihm ja fast der Beifall der Zeugen Jehovas sicher sein. Aber eben nur fast. Ihren wunderbaren Harmagedon-Neue Welt-Guru ersetzt er lediglich durch einen der eigenen Strickart. Letzteres dürfte den Zeugen Jehovas dann in der Tat nicht mehr behagen.

Es gibt überhaupt noch ein paar mehr solcher kirchenkritischen Passagen bei Conrad. Etwa in seinem flotten Satz; der aus dem Munde von Vertretern kirchenkritischer Organisationen, denselbigen schon Klagen auf der Basis des berüchtigten Gotteslästerungsparagrapen § 166 eingetragen hat. Nicht aber dem Conrad. Dem gewähren die Kirchen lieber die Narrenfreiheit. Weil sie ihm wohl auch ansonsten nicht ernst nehmen. Conrad lässt denn auch noch wissen:

"Überhaupt irgendwie scheint die Erlösung durch Jesus am Kreuz ja nicht ganz geklappt zu haben. Oder woran merkt man, daß die Menschheit erlöst worden ist? An der Inquisition, den Kreuzzügen, dem Holocaust, Vietnam, Jugoslawien …"

Auch noch so ein flotter Spruch von Conrad der nicht vorenthalten sei:
"Ist es der Sinn unseres Lebens, der uns von Gott vorgegeben wurde, daß wir unsere Lust unterdrücken, daß wir ständig mit einer Kopfbedeckung rumrennen wie die orthodoxen Juden oder mit dem 'Wachtturm' an der Ecke stehen, um auch die anderen 'Ungläbigen' auf den Karren zu ziehen, wo man als einzige Gruppe eine Chance zum Überleben der Apokalypse hat?"

Ergo, er versteht es durchaus, gewisse gefühlsmäßige Ressentiments anzusprechen. Er bleibt aber auf auf der Gefühls- der Glaubensebene. Wissenschaftliches analysieren ist in der Tat nicht "sein Bier". Was aber sehr wohl sein Bier ist, das ist der Glaube an Verschwörungstheorien. Es gibt kaum eine, so abenteuerlich sie auch ansonsten sein mag, die sich nicht auch in seinem Gedankengefüge wiederfinden würde. Ein Beispiel dafür nur. So äußert er auch:

"Wenn wir also glauben, wir hätten heute die Wahl zwischen SPD, CDU, FDP und Grünen, zwischen den Republikanern und den Demokraten in den USA, zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche oder den Zeugen Jehovahs, so täuscht das darüber, daß an der Spitze all dieser Organisationen von übergeordneten Interessengemeinschaften bestimmt werden …" Im Prinzip befindet er sich mit dieser Aussage eigentlich auf dem "Level" der Zeugen Jehovas (denen er das in der deutschen Sprache unübliche h bei der Namensschreibung Jehovahs mit anhängt. Ein Zeichen wie "gründlich" er sich mit ihnen beschäftigt hat).

Erklären die Zeugen Jehovas den Satan zum Strippenzieher dieser Welt. Und stört es die Zeugen Jehovas auch nicht im geringsten, dass auf diese These schon mal die Antithese formuliert wurde:

Die Philosophen und Religionen haben die Welt nur verschieden erklärt. Es käme aber darauf an, sie zu verändern. So benötigt auch Conrad einen analogen "Strippenzieher". Da er mit Gott und Satan, wie schon vorher gesehen nicht mehr viel am Hut hat, muss er ihn in eine sichtbare Gruppe hineinprojizieren. Eigenständig ist Conrad ohnehin nicht. Ergo nimmt er dankbar bereits bestehende Verteufelungstheorien auf.

Gemäß diesen wären die Freimaurer solch ein Buhmann. Wissenschaftlich damit auseinanderzusetzen, dass kann und mag auch Conrad nicht. Alles was er kann ist, Glaubensthesen in neuer Verpackung zu servieren.

Dieser Mann verdient es nicht, in irgend einer Weise ernst genommen zu werden. Leider hat man zu registrieren, dass er im "Bildzeitungs" "gebildeten" deutschen Volk, nebst Helsing eine beträchtliche Kaufanhängerschaft für seine Pamphlete hat. Es ist wirklich ein Trauerspiel, was sich da offenbart!


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