Re: Hans Conrad Zander


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 01. Juni 2002 12:55:52:

Als Antwort auf: Re: Hans Conrad Zander geschrieben von Drahbeck am 27. Mai 2002 14:17:56:

Zander, vormaliger dominikanischer Mönch und nach Ablauf dieser Phase seines Lebens, nunmehr Journalist, nennt sein Buch laut Untertitel "Einen Anschlag gegen den neuen religiösen Kitsch". Einer der von ihm mit diesem Etikett bedachten ist auch der Fernsehjournalist Franz Alt, der der in der Tat seinen Beitrag zum religiösen Kitschmarkt hinzugetan hat. Diesbezüglich habe ich keinen Dissenz. Die Thesen des Herrn Alt, sind nicht die, die mich beeindrucken oder gar "überzeugen" würden.

Auf seine eigene Biographie eingehend, bezugnehmend auf das Zweite Vatikanische Konzil, äußert er "Kirche schlecht, Jesus gut": Was war das damals doch für ein scharfsinniger theologischer Keil, um die steinharten Strukturen in der Katholischen Kirche aufzusprengen! Dreißig Jahre danach aber ist dieser scharfe Keil weich geworden. Windelweich. In beiden Konfessionen ist er verkommen zum dümmsten aller bigotten Gemeinplätze."

Sieht man in dieser Aussage eine Ernüchterung über die Entwicklung der Großkirchen, so vermag ich ihm auch in dieser Aussage noch zu folgen.
Er nennt noch ein paar mehr der "Kirche schlecht, Jesus gut"-Vertreter. Beispielsweise Eugen Drewermann Rudolf Bultmann oder Dorothee Sölle. Auch über sie ergießt er seinen Spott. Auch meinerseits akzeptiert.

Aus der Galerie der "theologischen Koryphäen" die von ihm zerrissen werden, ragt nur ein Name heraus, den Zander positiv bewertet: Albert Schweitzer. Zitat:
"Durch Albert Schweitzer habe ich Hermann Samuel Reimarus kennengelernt und David Friedrich Strauß, die beiden genialen Wegbereiter der Leben-Jesu-Forschung. Zweifel an Jesus, die in meinem katholischen Gemüt bislang nichts anderes waren als ein dumpfes Gemurkse von "schlechten Gefühlen", haben sie, hat der liberale deutsche Protestantismus vor einem, ja schon vor zwei Jahrhunderten in klaren Worten ausgedrückt." Mein Kommentar dazu. Akzeptiert.

In seinen journalistisch griffigen Begriffen kommt auch der "Tennisstar Boris Becker" mit vor. Formal hat letzterer nichts mit Religion zu tun. Dennoch hat auch er seine "Fangemeinde". Würde man die "Boris Becker-Fans" näher analysieren, musste man sagen, dass ihre Euphorie nur eine sehr geringe materielle Grundlage hat. Sinngemäß vergleicht er nun die Anhänger des Christentums mit den "Boris Becker-Fans". Man kann und sollte mal vielleicht auch über diesen Vergleich nachdenken! Denn um die Rationalität der "Christentums-Bekenner" ist es in der Tat mal sehr schlecht bestellt!

Apostrophiert man die Christen als eine "Fangemeinde", so bleibt doch die Frage offen. Warum gerade Fan desjenigen und nicht eines anderen? Sicher spielt hier der Faktor Erziehung und Umwelteinflüsse die entscheidende Rolle. Aus dem "Tennisfan" wäre möglichwerweise auch ein Fußballfan geworden, wären die Weichen so gestellt gewesen. Da sie aber eben anders gestellt waren, wurde es eben ein "Tennisfan". Auch darüber sollte man weiter nachdenken!

Die Drewermann's und Franz Alt sind für Zander die eigentliche Herausforderung, die ihn zum verfassen dieser Schrift veranlassten. Ihrer These "Kirche schlecht, Jesus gut" widerspricht er mit Entschiedenheit. Nachdem ich die Schrift von Zander nun auch selbst gelesen habe, kann auch ich bestätigen, dass ich mich diesem Protest in der Sache nur anschließen kann. Auch ohne Zander war das schon vorher klar. Aber er hat es erneut in journalistisch griffiger Form zum Ausdruck gebracht.

Seinen Schlußabschnitt überschreibt er: "Gott ja, Jesus nein". Mein Kommentar dazu, dass ist wohl die obligate "Eselsbrücke" die er jenen baut, die sich durch seine Thesen angefochten fühlen. Wer da meint ihrer zu bedürfen, der mag es so halten. Was ich bei Zander vermisst habe, ist ein näheres Eingehen auf den Satz, dass man Religion auch als den Seufzer der bedrängten Kreatur bewerten kann. Weil dem so ist, deshalb auch meine letztendliche Erkenntnis. Es bringt nichts, nun auch noch mit Gewalt die "Eselsbrücke" einreißen zu wollen. Dies ist ein Kompromißangebot aufgrund der Faktenlage. Jedoch kein Kompromißangebot aus Überzeugung!


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