Re: Herr Pohl wäscht sich die Hände in "Unschuld"


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 05. Februar 2008 07:20:26:

Als Antwort auf: Re: geschrieben von Drahbeck am 12. Juli 2007 13:26:19:

Auszugsweise zitiert aus der CV 228 (1988) (über einen Kongressbesuch in München)

In München angekommen ... waren wir ja von einer Zeugenfamilie eingeladen. Man hatte für uns schon Ansteckkarten mit besorgt. Nun gehörten wir als Gäste einer Versammlung an. Auf der Karte war unser Name und die dazugehörende Versammlung, damit jeder sehen konnte, daß wir Zeugen sind. Diesmal waren alle Geschwister sehr ernst und gespannt, denn es war ja gesagt worden, daß die Kongreßleitung sich über das Ausbleiben von Harmagedon äußern werde. Es lief auch hier alles normal. Anmelden und Essenkarten empfangen. Der Kongreß war mäßig besucht. Er fand in der Olympiahalle statt. ...

Am dritten Tag vormittags wurde getauft. Es waren wohl an die achtzig Personen. Das ist für einen Bezirkskongreß nicht viel, denn es wird ja nur während des Kongresses getauft.
Nun sind wir doch von unseren Frauen gewohnt, daß sie sauber und ordentlich angezogen sind. Die Täuflinge waren lebende Tuschkästen. Wir machten darauf aufmerksam. So etwas wird getauft? Diese Frauen unterscheiden sich doch in nichts von der Welt! Die Antwort war einfach: Wir taufen erst. Dann nach und nach achten wir darauf, daß auch diese Schwestern äußerlich normal werden. Wenn wir sie so nicht zuließen, hätten wir keine Täuflinge mehr.

Überhaupt sagten einige Zeugen, von uns aus könnte Harmagedon kommen. Wir haben schon lange alle Menschen angesprochen. Auf uns hört ja kaum noch jemand. Da, wir werden sogar rausgeworfen. München ist zu sehr katholisch eingestellt. Das einzige, wo man von uns Kenntnis nimmt, ist, wenn wir schweigend in einer Hand den Wachtturm und in der anderen den Erwachet haltend, auf der Straße stehen.

Nun war Bruder Pohl mit seiner Abschlußrede an der Reihe. Es war sehr still bei den Zeugen. Er sagte, da waren doch einige voreilige Zeugen, welche sagten, 1975 würde das Ende der Welt kommen. Leider haben wir in unseren Schriften diese These noch unterstützt. Das war ein Fehler der Leitung. Jehova wird uns sicherlich auch zur Rechenschaft ziehen.

Wir haben ja 1975 erlebt, geschehen ist nichts. Nun hatten also die voreiligen Zeugen Jehovas die Schuld. Sie haben alle gegen den Heiligen Geist gesündigt, das aber bedeutet den Tod ohne Auferstehung. Daran ist die Organisation Schuld, sie haben es gefördert. Bestraft aber werden immer die einfachen Verkündiger. Wer aber tastet die Leitung der Organisation an? So, nun wußten wir alle, daß wir, die einfachen Zeugen Jehovas, die Schuld an 1975 haben. Bedrückt gingen wir nach Hause.

Offenbar den selben CV-Autoren ist auch der nachfolgende Bericht zuzuorten, entnommen der CV 230:
Über „Jehovas Fußballwunder" und einiges mehr

Zwei Jahre waren ins Land gegangen, als wir wieder nach München zu einem stattfindenden Kongreß fuhren.
Obwohl wir im Königreichssaal schon etwas bekannt waren, verhielten wir uns anfänglich doch etwas schüchtern. Dies veranlaßte unsere Gastgeberin, uns auf dem Kongreß den Rat zu geben, indem sie sagte:
"Ihr müßt die Leute ansprechen, sonst wissen sie ja gar nicht, daß ihr aus der 'Zone' kommt."
Diesen Rat befolgend ist es uns nach einigen Anfangsschwierigkeiten dann auch gelungen, unsere Schüchternheit abzulegen.

Auch dieser Kongreß brachte kaum etwas Neues. Alle Anwesenden wurden aufgefordert, noch mehr für Jehova zu tun. Denn sonst kämen wir nicht in den Genuß des ewigen Lebens hier auf der neuen Erde. Auf dem Kongreß wurden auch drei Bücher herausgegeben. Ein Buch gab es bereits am Vormittag. Schon am Nachmittag sprach der Redner davon und lobte: "Es gibt doch einige eifrige Schwestern unter uns, sie haben trotz des Anstehens beim Mittagessen schon das Buch durchgelesen. So etwas liebt Jehova und belohnt es auch. Das soll zum Ansporn für alle gesagt sein."
Es gab heftigen Beifall.

Einen besonderen Höhepunkt gab es jedoch in der Schlußansprache. An diesem Nachmittag fand im Stadion nebenan ein Fußballspiel statt. Nun ist man es gewöhnt, daß es beim Sieg einer Mannschaft hoch hergeht, sehr laut ist und recht störend wirkt. Das Fußballspiel war noch eher zu Ende als unser Vortrag. Die Zuschauer kamen zurück, zogen mit Pauken und Trompeten an uns vorbei. Es störte auch ein wenig, aber unsere Ordner hatten alles im Griff. Als wieder Ruhe eingetreten war, sagte unser Redner Bruder Pohl:

"Wie ihr wißt, war heute ein Fußballspiel nebenan. Wenn es für eine Mannschaft gut läuft, dann gibt es Radau ja sogar Schlägereien. Es scheint uns fast so, als ob Jehova das Spiel geleitet und auf beiden Seiten einen Engel ins Tor gestellt hat, damit es unentschieden verläuft. Denn so hat keine Mannschaft Grund sich aufzuregen. So hat also Jehova für uns gesorgt, daß wir kaum belästigt wurden."

Da wurde wieder Beifall geklatscht. Wenn man aber so recht bedenkt, ist das, was Bruder Pohl hier anführte, ohne Sinn und Verstand. Jehova hat doch sicher genug anderes zu tun.
Hieraus sieht man aber wieder, für die Verkündigung ist jedes Mittel recht.

Nun war auch dieser Kongreß zu Ende. Wir blieben noch ein paar Tage bei unseren Gastgebern. So gingen wir auch mit zum Verkündigen von Haus zu Haus. Dort erlebten wir eine Tragödie. Wir sprachen bei einem alten Mann vor. Der aber entbrannte vor Wut und schrie uns an. Er sagte er sei katholisch und bleibe es auch. Wir sollen ihn nicht immer wieder belästigen. Wir seien frech und er verbitte sich das. Überhaupt sagte er, hier müsse die Polizei her. Wir leben ja schließlich in einem freien Staat. -

Siehe da, es kam auch ein Polizeioffizier vorbei. Der fragte, was gibt es denn, liebe Leute? Der Alte sagte, das sind Zeugen und sie belästigen mich laufend. Nun, sie werden staunen, meinte der Offizier, ich bin auch ein Zeuge Jehovas. Wir sind friedliche Leute und tun niemandem Böses. Er sagte es und ging weiter. -

Als wir nun wieder unter uns waren, fragten wir, wie ist das möglich, Polizei und ein Zeuge? Er trägt doch eine Waffe? Da, das ist ganz einfach, er hat eine Waffe, aber er benutzt sie nicht. Das sind doch Widersprüche in der Lehre. Da hatten wir aber zuviel gesagt. Es ist halt so, die Lehre muß sich immer den Gegebenheiten anpassen. Nun fragen wir uns: ist zweierlei Maß richtig? Bei uns darf ein Zeuge nicht einmal Bausoldat werden. Dort darf man eine Waffe tragen? Denken wir doch nur an die Schweiz. Dort durfte ein Zeuge Soldat werden. Das alles bestimmt die Organisation der Zeugen Jehovas, die WTG.


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