Re: Signal to Noise


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 25. Januar 2008 13:04:04:

Als Antwort auf: Signal to Noise geschrieben von + am 24. Januar 2008 21:42:

Vielleicht der ergänzende Hinweis:
Bei dem Ausschnitt aus einem WTG-Video, welches in dem Film von „+" mit Verwendung fand, handelt es sich um Charlotte Tetzner.
Selbige auch bereits von unzähligen, kaum zählbaren „Standhaft"-Veranstaltungen der Zeugen Jehovas, als dort mit auftretende Zeitzeugin, bekannt.
Die WTG versäumt es also nicht, sich bietende Gelegenheiten, etwas zu „vermarkten" auch beim Schopfe zu ergreifen.

Das Schicksal der Frau Tetzner ist insofern ungewöhnlich und nicht Zeugen-typisch, als sie als Nicht Zeugin Jehovas zusammen mit ihrer Mutter ins KZ eingeliefert wurde. Auch den Vater ereilte ein ähnliches Schicksal. Nur, der Vater kam dann bereits nach etwa einem Monat KZ-Haft dort ums Leben. Diese Zäsur wirkte auch für das weitere Leben beider Frauen bestimmend.
Halt in dieser sie belastenden Situation fanden sie offenbar bei den Bibelforschern.
Jetzt aber trennten sich die Wege beider Frauen - durch äußere Umstände veranlasst - in der Tat.

Die Mutter hatte keine Skrupel, jene berüchtigte Abschwörungs-Erklärung zu unterschreiben, die ihr ein Entkommen aus dem KZ ermöglichte.
Der Tochter hingegen war genau dieses eben nicht möglich. Ihre Verweigerung der Unterschrift unter diese Abschwörungserklärung hatte eben auch zur Folge, im Gegensatz zu ihrer Mutter, weiter im KZ zu verbleiben.

Nun verschrieb sich die Tochter erst recht „mit Haut und Haaren" den Bibelforschern, mehr noch deren Fraktion der „Extremen". Es ist lediglich wohl dem Umstand zuzuschreiben. Getaufte Zeugin Jehovas war sie ja auch dann noch nicht (das kam erst nach 1945).
Sie war zu der Zeit eine junge Frau. Die Eigenschaft sympathisch auf ihre Umwelt zu wirken, kann man ihr damals sicherlich nicht absprechen. Eben auch sympathisch wirkend auf die verantwortlichen SS-Scherginnen, die ihr einen Job in der Schreibstube zuschanzten. Insofern ergeben sich durchaus gewisse Parallelen etwa zum Fall Hermine Schmidt.

Nur dieser Konstellation dürfte es wohl zuzuschreiben sein, dass sie trotz ihrer zeitweiligen Zugehörigkeit zu den „Extremen", das KZ überhaupt überlebt hat.
„Extreme" die nicht mehr ganz so jung und in der Blüte ihres Lebens waren, pflegte die SS nur in Ausnahmefällen überleben zu lassen. Wer nicht zu diesen Ausnahmefällen gehörte, den erwischte in der Tat das andere Schicksal dieses Spektrums.

Es ist sicherlich legitim, Trauerbewältigung bezüglich des Schicksales der Zeugen Jehovas im NS-Regime zu betreiben. Artet selbige dann in offensichtliches Markeeting aus, will zumindest bei mir, ein ungutes Gefühl dabei einfach nicht weichen



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