so sei er dir wie der Heide und der Zöllner...


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Andre am 07. Januar 2008 11:33:39:

Ein gern zitierter Bibeltext, den ZJ sehr gerne als Begründung für den Umgang mit Abtrünnigen zitieren und den wiederum sehr gerne Ex-ZJ benutzen, um Jesus diese von ZJ vertretene Position unterzuschustern, ist folgende Empfehlung Jesu:

"Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde... Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Versammlung; wenn er aber auch auf die Versammlung nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner." (Matthäus 18, 16f)

Wie ging aber nun Jesus mit Heiden und Zöllnern um? Wie behandelte er Personen, die von Juden allgemein als "Sünder" bezeichnet wurden? Meidete Jesus diese Personengruppe und können wir uns als Christen nicht an Jesu ein Beispiel nehmen, oder fixieren wir uns auf eine Aussage von ihm ohne seine Handlungsweise im Kontext zu seinen Aussagen zu beachten?

Jesus wird als Freund von Sündern bezeichnet: "Des Menschen Sohn ist gekommen, der ißt und trinkt; da sagen sie: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und Sünder Freund! Und die Weisheit ist durch ihre Kinder gerechtfertigt worden." (Matthäus 11, 19)

Jesu aß zusammen an einem Tisch mit Sündern: "Und es begab sich, als er in dessen Hause zu Tische saß, daß auch viele Zöllner und Sünder sich mit Jesus und seinen Jüngern zu Tische setzten, denn es waren viele, die ihm nachfolgten." (Markus 2, 15)

Sünder hörten Jesu sehr gerne zu: "Es pflegten ihm aber alle Zöllner und Sünder zu nahen, um ihn zu hören." (Lukas 15, 1)

Jesus benutzt einen Zöllner als Beispiel für Gottgefälligkeit: " Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner..." (Lukas 18, 10)

Ich hoffe diese Beispiele genügen um zu zeigen, dass Matthäus 18, 16 nicht so ausgelegt werden kann, als ob Jesu damit auch den Umgang mit Heiden oder Zöllnern absolut verbieten wollte.

"Und zwar sollt ihr den Sabbat beobachten, weil er euch heilig sein soll. Wer ihn entheiligt, der soll des Todes sterben; wer an demselben eine Arbeit verrichtet, dessen Seele soll ausgerottet werden aus seinem Volk!" (2. Mose 31, 14)

Diese Art der Bibelauslegung erinnert stark an dem, wie die Pharisäer und Schriftgelehrten zur Zeit Jesu das Sabbatgesetzt auslegten. Starr und Umbarmherzig. Und auch bei dieser Auslegung des Sabbatgesetzes vergaßen die Pharisäer, dass neben dem schriftlichen Gebot auch noch Verhaltensweisen in den Schriften aufgezeichnet wurden, die es eigentlich näher beleuchtet hätten, wie das Sabbatgebot zu verstehen war. Jesus wies sie darauf ganz klar hin: "Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, daß am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen und doch ohne Schuld sind?" (Matthäus 12, 5). "Wenn ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, damit das Gesetz Moses nicht übertreten werde, was zürnet ihr mir denn, daß ich den ganzen Menschen am Sabbat gesund gemacht habe?" (Johannes 7, 23). Wie Jesus hier deutlich macht, kommt es nicht darauf an, ob jemand am Sabbat überhaupt arbeitet, sondern was der Zweck der Arbeit darstellt. Oder sollte ein Arzt, dessen Beruf es ist, andere zu heilen und zu pflegen, am Sabbat seinen Beruf nicht ausüben, wenn davon ein Menschenleben abhängig war? Eine andere Sache wäre es gewesen, wenn der Arzt generell am Sabbat arbeiten würde, um damit mehr Geld einnehmen zu können. Dann würde er nämlich ein Gebot Gottes aus Eigennutz übertreten. Und das galt es überhaupt bei den ganzen Geboten zu beachten, die die Israeliten von Gott als Gesetz erhielten.

Diese beiden Aussagen Jesu zeigen klar und deutlich, dass Jesus nicht einfach nur ein Gebot nannte, sondern auch betonte, dass in der Schrift nicht umsonst auch Beispiele von Einzelnen aufgezeichnet wurden, wie dieses Gebot umgesetzt wurde.

"Wenn einer die Ehe bricht mit einem Eheweib, so sollen beide unbedingt sterben, der Ehebrecher und die Ehebrecherin, weil er mit seines Nächsten Weib die Ehe gebrochen hat." (3. Mose 20, 10)

Was hätte nun Jesus geantwortet, wenn z.B. die Pharisäer dieses Gesetz genauso umgesetzt haben wollten, ohne jegliche Barmherzigkeit? Ich denke, Jesus hätte folgendes geantwortet: "Habt ihr nicht in den Schriften gelesen, dass David mit Batseba die Ehe brach, und beide dennoch nicht sterben mussten, weil David seine Tat bereute?"

Von daher kann ich nur jedem antworten, der Matthäus 18, 16 anführt, um mit Abtrünnigen keinen Umgang mehr zu haben oder der es anführt, um anzudeuten, Jesus selber würde das ja verlangen: "Hast Du nicht gelesen, dass Jesus Umgang mit Sündern und Zöllnern pflegte? Wie also kommst Du darauf, die Bibel aus dem Zusammenhang reißen zu können nur um Deine Meinung zu untermauern? Taten die Pharisäer nicht dasselbe und wurden sie nicht dafür auch von Jesus verurteilt?"


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