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Geschrieben von Drahbeck am 27. November 2007 07:50:07: Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 10
1937) geschrieben von Drahbeck am 27. Oktober 2007 04:47:49: In ihrem
Geschichtsbericht über die Schweiz im 1987er ZJ-Jahrbuch,berichtet die WTG auch über den
Fall Toedtli. Letzterer hatte die WTG als Strohmann, wegen Herabwürdigung der
Religion" verklagt. In erster Instanz nicht sonderlich erfolgreich. Es gab aber noch
eine Revisions-Verhandlung. Über letztere notiert genanntes Jahrbuch: Es ist schon verständlich, dass die WTG alles andere als gut" auf
diesen Toedtli zu sprechen ist. Jetzt kam (auch) der WTG der Kommissar Zufall"
zu Hilfe. Durch Indiskretionen gelangte eine ganze Reihe von Briefen (geschriebene als
auch empfangene) in die Schweizer Presse. Nun kann in Zweifel gezogen werden, ob jene Briefe welche über Toedtli in der Schweizer Presse veröffentlicht wurden, identisch mit der Freyenwald-Collection" sind. Zumindest finden sich in beiden Quellen inhaltlich ähnliche Dokumente. Indem nun Toedtli durch jene per Indiskretion in die Presse gelangten Briefe, zum
politisch toten Mann befördert wurde, verwundert es nicht, dass auch die WTG dieses
gefundene Fressen rezipierte. Ein solcher Fall liegt (unter anderem) in der Ausgabe des
Goldenen Zeitalters" vom 1. 11. 1937 vor. Der Berner päpstliche Nuntius gibt einem Nazi-Agenten Empfehlungsbriefe. "Herr Ruef (Anwalt der eingeklagten Frontisten im Zionistenprozeß. Red.) riet mir, ich soll Ihnen schreiben und Sie um Entlohnung meiner Arbeit bitten. Er denkt, daß die deutsche Devisenstelle doch verstehen wird, daß wir in erster Linie für Deutschland kämpfen und deshalb auch einen Gegendienst beanspruchen dürfen. Herr Ruef bat mich, den Kampf nicht aufzugeben, da wir hier keine zuverlässigen Leute haben, die die Sache übernehmen könnten. Ich überlasse es Ihnen, diese Frage zu entscheiden. Ich habe mir bis jetzt gute Beziehungen bei Katholiken verschafft für die Bibelforschersache. Ich wurde auch vom Papstnuntius empfangen und besprach mit ihm die ganze Angelegenheit. Er gab mir zwei Empfehlungsbriefe nach Zürich und St. Gallen. Mit dem Einverständnis von Ruef werde ich diese Woche hinfahren. Es wäre ratsam, bereits heute ein Mitteilungsblatt für die Presse erscheinen zu
lassen, indem wir verschiedenes über die Bibelforscher veröffentlichen. Das Blatt sollte
zweiwöchentlich erscheinen und als Herausgabeort Bern nennen. Deutschland sollte besser
nicht genannt werden, da dies der Unparteilichkeit schaden könnte." Für die langjährigen Leser des GZ ist diese Nachricht keine besondere Neuigkeit mehr, haben sie doch schon des öfteren in den Spalten dieser Zeitschrift lesen können, daß die Hierarchie und das ganze Nazisystem in gewissen Unternehmen zusammen paktieren. Wir führen diese Zeitungsnotiz auch nur an, weil sie neues Licht in den gegen die Zeugen Jehovas seitens Tödtli und Konsorten geführten Prozeß bringen. ..." Ergänzend noch; "Im Herbst 1937, noch vor der Appellationsverhandlung, wurde in der Öffentlichkeit bekannt, dass die in den Prozessen um die «Protokolle der Weisen von Zion» angeklagten Berner Frontisten vom Erfurter Weltdienst Gelder bezogen. Die so genannten Tödtli-Briefe wurden in verschiedenen, vorwiegend sozialdemokratischen Zeitungen publiziert und belegten eindeutig die finanzielle Abhängigkeit der Frontisten von Nazi-Deutschland. Die «Berner Tagwacht» etwa berichtete am 23. September 1937 zum ersten Mal von der «Landesverräter-Front» und veröffentlichte in den folgenden Ausgaben Passagen aus den Briefen. Das umfangreiche Korrespondenzmaterial, in dem meistens mit Decknamen gearbeitet wurde, gibt ein schönes Bild über die Versuche einiger führenden Frontisten, mit nationalsozialistischen Stellen zusammenzuarbeiten. Wie mehrere unerfreuliche Briefe nach Erfurt zeigen, erfüllten sich die Hoffnungen der Frontisten auf grosszügige finanzielle Unterstützung aber nicht. ... Die sechs Schachteln Korrespondenzmaterial entstammen einer Hausdurchsuchung bei Boris Tödtli (19011944), dem Kassenwart des Gaues Bern der Nationalen Front. Durch den Prozess um die «Protokolle der Weisen von Zion» war der Russlandschweizer mit Ulrich Fleischhauer in Kontakt gekommen, der nach der Publikation seines Gutachtens im Berner Prozess zum prominenten Sachverständigen und gesuchten Redner über Juden- und Freimaurerfragen avanciert war. Tödtli übernahm die Berner Vertretung des U-Bodung-Verlags, einer Unterabteilung des Erfurter Weltdienstes. Der Weltdienst war eine «seltsame Kombination aus Verlag, Propagandaanstalt und Nachrichtenbüro». Die Institution konnte sich durch den Berner Zionistenprozess profilieren und wurde daher reichlich mit öffentlichen Mitteln unterstützt. Der Weltdienst arbeitete unter anderem mit dem NS-Sicherheitsdienst zusammen. Bereits bevor Tödtli die Vertretung des U-Bodung-Verlags übernommen hatte, nannte er
sich Vertreter der allrussischen Partei, die den Sturz der Regierung der kommunistischen
Internationale und die Gründung eines neuen nationalen Russlands anstrebte. Während Tödtlis Frau in den Ferien weilte, war er zu Hause mit der Gründung der Panarischen Union beschäftigt. Diese Kontakte führten am 13. November 1936 zur Durchsuchung seiner Berner Wohnung im Anschluss an die Verhaftung von Gregor de Pottere, dem ehemaligen Fleischhauer-Mitarbeiter, und dem in Salzburg wohnhaften Schriftsteller Edwin Cooper. Beide waren nach Bern gekommen, um Kontakte mit antisemitisch und antibolschewistisch gesinnten Personen zu knüpften zwecks Gründung besagter Panarischen Union. Da keine Beweise für strafbare Handlungen vorlagen, wurden de Pottere und Cooper
wieder freigelassen und aus der Schweiz ausgewiesen. Fleischhauer benötigte diese Angaben für sein geplantes Buch über den Berner Zionistenkongress. Die Bundesanwaltschaft ordnete eine Strafuntersuchung an und überwies den Fall Boris Tödtli dem Untersuchungsrichteramt Bern zur weiteren Untersuchung. Fürsprecher Boris Lifschitz wurde als Übersetzer der teils in russischer Sprache abgefassten Briefe eingeschaltet, obschon er selbst ein Opfer von Tödtlis Nachrichtendienst war. Aus diesem Grund legte Lifschitz am 2. Juli 1937 sein Amt als Übersetzer nieder. Er behielt sich aber das Recht vor, die Briefe trotz Verzicht auf sein Übersetzermandat für eine Weile bei sich zu behalten und teilte dies dem Gericht auch mit. Lifschitz hatte vor, das Material im Ehrbeleidigungsprozess Leonhardt gegen Loosli, wo er als Looslis Verteidiger wirkte, einfliessen zu lassen. Via Lifschitz und Loosli fanden die Briefe Tödtlis den Weg zu weiteren Kreisen und schliesslich in die Zeitungen. ... Boris Tödtli selber musste sich am 4. April 1938 vor dem Strafamtsgericht Bern
verantworten doch er erschien nicht. Der Russlandschweizer befand sich zu jenem
Zeitpunkt bereits seit einem halben Jahr in Deutschland. Er wurde in Abwesenheit für
schuldig erklärt wegen Widerhandlung gegen den Bundesbeschluss betreffend den Schutz der
Eidgenossenschaft vom 21. Juni 1935. Das Gericht verurteilte Boris Tödtli wegen seiner
Spionagetätigkeit zu drei Monaten Gefängnis unbedingt. Der deutsch-russische Pakt zwang
Tödtli im Dezember 1939, Deutschland zu verlassen und in die Schweiz zurückzukehren, wo
er sofort in Haft genommen wurde. ..". Sowie auf Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" Kapitel 18 Anti-Bibelforscher koryphäen" in Aktion" |