Re: Zitat WACHTTURM: "Manche Überzeugungen sind ... gefährlich."


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von kohle am 17. November 2007 17:37:56:

Als Antwort auf: Re: Zitat WACHTTURM: "Manche Überzeugungen sind ... gefährlich." geschrieben von X am 16. November 2007 22:59:

Hallo kohle,

>ich hoffe es macht nichts, wenn ich etwas bruchstückhaft zitiere.
>In deiner Frage zu den Tauffragen der WT-Organisation:
>>Gebe ich der weltlichen Wachturm - Organisation mein bedingungsloses Vertrauen?<
>zeigst du, die Organisation fordert bedingungsloses Vertrauen.

Vertrauen in die geistige Kraft, die hinter der Form (je)der Organisation steht, ist für mich ohne Frage bedingungslose Voraussetzung.
Bedingungsloses Vertrauen in einen Menschen ist als Forderung für mich nicht haltbar, wohl in die Kraft, welche ihn durchfließt und sich mir mitteilt. Menschen neigen dazu, sich für die Kraft zu halten, die sie belebt. Sie sagen: „Ich bin ....“. Doch dieses „Ich bin“ fällt eines Tages wie ein toter Vogel. Nur sein geliehenes Lied steigt zur Sonne auf. Sobald ein Mensch sich mit einer Organisation identifiziert und behauptet, “ Ich bin einer, der von Jehova zeugt und fordere von anderen Interessenten den gleichen Gehorsam“, trennt er sich vom Geist HINTER dieser Organisation. Solche Menschen schaffen dann einen anderen Geist INNERHALB der Organisation. Das führt dann zur Verkrustung, wie es bei allen Organisationen geschieht. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Es sind immer nur Menschen, die Vertrauen fordern. Doch Vertrauen kann nur freiwillig gegeben werden, geschenkt werden. Es ist wie mit der Liebe. Ich kann zwar Liebe fordern und auch lieben wollen. Doch Liebe entzieht unserem Willen.

>>Andererseits macht blinder Glaube an Menschen ... abhängig. ...
>>Halten wir es für wahr, was uns andere sagen ...
>>Ich bin überzeugt, dass jeder konsequente Kirchen-/ Sektenanhänger einmal vor diese Frage gestellt wird.
>>Je früher er sich entscheidet, desto eher beginnen innere Unabhängigkeit und Freiheit. Es ist eine >>unangnehme Frage, welche die eigenen inneren Ängste berührt.<

>Übereinstimmung!

Blindes (=totes) Vertrauen macht uns abhängig. Lebendes Vertrauen in die Kraft hinter der Organisation (und allen Dingen) berührt und verbindet meine innerste Sehnsucht mit dem Quell. Wir müssen sehen lernen, und das kann keine Organisation lehren - nur das Leben. Die meiste Zeit meines Lebens war ich blind und litt darunter. Diese Erfahrung brachte mich jedoch dem Licht einen Schimmer näher. Deshalb bringt die Verzweiflung an einer Sekte immer die Chance für einen Neuanfang mit sich. Das ist der Sinn von solchen Schicksalschlägen – für mich.


>Heilung als Chance, Tod als Gefahr. Die Kontrollinstanz bleibt in mir, auch wenn ich es zeitweise nicht so wahrnehme. Mein seelisches Leben kann ich nicht an andere abgeben.<
>kohle, angenommen du hättest seit Jahren einen Koch.

Meine Frau

>Hast du die Kontrolle, wenn er Gift ins Essen tut ???

Ich habe nicht die Kontrolle über den Koch, nur über sein Essen, sobald es mich berührt. Ich kann schmecken und meine Befindlichkeit prüfen. Andererseit kann ich mich auch von seinen Empfehlungen, der Dekoration und dem Wasser betören lassen, welches mir im Mund zusammenläuft. Die Folgen kann ich abwehren, schwächen oder ertragen. Aber wie es auch kommt, es ist mein Weg.


>Noch mal zu den Tauffragen:
>>Eigenes inneres Empfinden entschlüsselt diese Vermischung.<

>Du meinst die Vermischung von Bibel und Bibelauslegung.

Die Bibel ist eine Auslegung. Ich kann sie in der Zungensprache oder in der inneren Sprache auslegen. So ähnlich steht es auch in der Bibel. Es kommt darauf an, die Bibel in der inneren eigenen Sprache zu verstehen. Erklärungen anderer, das Bibelbuch usw. tragen nur die Worthülsen an mich heran. Ohne innere Augen und Ohren bleibe ich ein Sklave anderer Ansichten.

Woher kommen dein inneres Empfinden, deine Spiritualität ???


Die längste Zeit meines Lebens lebte ich unempfindsam und spirituell dumpf. Es war ein sehr unglückliches Leben und ich psychisch und körperlich sehr darunter. Irgendwann war ich am Ende aller Kräfte. Vom Freitod hielt mich rur der Gedanke „sterben kannst du noch immer“ zurück.
Als nichts mehr ging führte mich mein Lebensweg zum Hatha-Yoga. Innerhalb weniger Wochen erholte ich mich zu einem Zustand, an den ich mich nur in meiner Kindheit erinnere. Fünf Jahre übte ich sehr ernsthaft Yoga und Meditation. So fand ich von selbst zur klassischen Musik, der ich tränenüberströmt lauschte. Nach jedem Fasten legte ich eine meiner Gewohnheiten ab, wie Alkohol, Fleischessen, Fernsehen, Kaffetrinken und andere Dinge. Mein Herz wurde freier, aber in mein Herz kam ich nicht hinein. Es drängte mich von innen her zur Spiritualität und mein Leben führte mich zu den Rosenkreuzern. In dieser Begegnung öffnete sich mein Herz und ich konnte meine seelische Vergangenheit aufarbeiten. In meinem Buch „Zwischen den Lichtern“ (HP s. unten) schrieb ich meine Eindrücke davon in Lyrik. Dieser Prozess der Bewusstwerdung ist endlos.
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>WACHTTURM 1.August 2001 Seite: 5
>So belehrt?

>Viele Lehrer und Kapazitäten auf bestimmten Wissensgebieten verdienen großen Respekt.
>Doch die Geschichte kennt eine ganze Anzahl berühmter Lehrer, die mit ihren Ansichten völlig falsch lagen.

Nicht die Geschichte kennt ..., sondern jene welche die Geschichte schreiben, behaupten es.

>So sagte der Historiker Bertrand Russell über zwei wissenschaftliche Werke des griechischen Philosophen Aristoteles, daß ,kaum ein Satz darin im Licht der modernen Wissenschaft bestehen kann'.

Aus Sicht der modernen Wissenschaft

>Selbst Kapazitäten jüngerer Zeit unterliegen oft gewaltigen Irrtümern.

Die Zeiten ändern sich – und mit ihnen die Irrtümer. Das gilt für nicht nur für unsere jetzt moderne Wissenschaft sondern für alle Vermutungen zur Wahrheit.

>,Flugmaschinen schwerer als Luft sind ein Ding der Unmöglichkeit', behauptete der britische Wissenschaftler Lord Kelvin 1895 selbstsicher.

Zu der Zeit war es auch ein Unding. Der Trick mit dem Auftrieb war noch nicht bekannt.

>Ein kluger Mensch übernimmt deshalb eine Ansicht nicht unbesehen, nur weil sie von einer Kapazität stammt (Psalm 146:3).
>Dieselbe Vorsicht ist bei religiöser Unterweisung geboten.

Darüber schrieben wir im Thema zur Taufe

>Der Apostel Paulus war von seinen Religionslehrern gründlich unterwiesen worden und ,eiferte für die Überlieferungen seiner Väter'.
>Sein Eifer für die überlieferten Glaubensansichten seiner Vorfahren bescherte ihm allerdings Probleme.
>Es ging so weit, daß er ,die Versammlung Gottes fortgesetzt über die Maßen verfolgte und sie verwüstete' (Galater 1:13,14; Johannes 16:2,3).
>Schlimmer noch, über lange Zeit ,schlug er fortgesetzt gegen die Stacheln aus', das heißt, er widersetzte sich den Einflüssen, die ihn zum Glauben an Jesus Christus hinführen sollten.
>Erst eine dramatische Aktion Jesu brachte Paulus zum Umdenken (Apostelgeschichte 9:1-6; 26:14).


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Warum glauben sie das, was sie glauben?
So erzogen?
So belehrt?
Von den Medien beeinflußt?
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Welches Ziel verfolgt der WACHTTURM mit diesen Fragen ???

Ich lese daraus die Ablehnung oder besser die Entmündigung des Althergebrachten zum Zwecke der Missionierung. Das passt in die gesellschaftliche und politisch gewollte Landschaft des Nachkriegsdeutschlands. Ich schrieb einmal zur Bhagavad-Gita, Kapitel 1, Vers 39 meine Gedanken:

ÜBERSETZUNG von Vers 39:

Mit der Zerstörung der Dynastie wird die ewige
Familientradition vernichtet, und so wird der Rest der
Familie in irreligiöse Praktiken verwickelt.

Gedanken dazu:

„Mit der Einordnung der Menschen in ein gesellschaftliches Kastensystem wurden Staatsmacht und Glaubenskraft vermischt und für die Durchsetzung weltlicher Ideologien benutzt. Diese Entwicklung sehe ich auch bei anderen Staatsreligionen. Über den Buddhismus fehlen mir hierfür jedoch Informationen. Jede Regierung achtet auf die Befolgung ihrer Gesetze. Sie kann aber nicht den einzelnen Bürger überwachen. Deshalb ist eine Religion ein wirksames Hilfsmittel, in den gläubigen Bürger ein Tribunal mit Gottesfurcht und schlechtem Gewissen zu implizieren. Daraus entsteht dann ein psychischer Glaube, dessen silberner Faden zur Seele durch Ketten zur Autorität getauscht wird. Aus solcher psychischen Glaubenskraft folgen dann seltsame Entwicklungen wie Dogmatik, Atheismus, Religionskriege, Kreuzzüge usw. . Die Folgen dieser Religionspsychosen sind über die ganze bekannte Geschichte der Menschheit, also auch heute zu beobachten. Es ist die Geschichte der Angst, nicht der Liebe.

Die Bhagavad-Gita hat die älteren Familienmitglieder mit der Unterweisung in Religion und Spiritualität bedacht. Gegenüber dem psychischen Glauben kann seelische Glaubenskraft nicht durch die Logik einer Lehre geweckt werden. Die Seele eines Menschen öffnet sich nur dem passenden Schlüssel. Die Sehnsucht der Seele nach IHREM Licht kann nur von DIESEM Licht erschlossen werden. Es liegt nahe, einem erfahrenen, älteren, weisen (?) und vertrautem Menschen aus dem eigenen Familienbund die Herzensangelegenheit der spirituellen Unterweisung in die Hände zu geben.“


Alles gute

kohlchen



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