Mettmann (Rheinland)

Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 30. Oktober 2007 11:19:09:

Einem Bericht der Zeitung  zufolge, soll der Gedenksteinverleger Günter Demnig nunmehr in Mettmann (Rheinland) vier weitere solche verlegen, mit Zeugen Jehovas-Bezug.
Der fragliche Bericht notiert unter anderem:

„Der Graveur Ehrhard Clausnitzer wurde bereits seit 1936 von den Nazis beobachtet, seine Post beschlagnahmt. Es gab Hausdurchsuchungen. Clausnitzer lehnte den Dienst an der Waffe aus religiösen Gründen ab. 1943 meldete der Landrat an die Gestapo: „Die nationalsozialistische Idee wird von ihm abgelehnt. Er grüßt grundsätzlich nicht mit Heil Hitler." Im Februar 1944 wird Clausnitzer in Torgau zum Tode verurteilt. Am 31. März am Tag seiner Hinrichtung, schreibt er den letzten Brief an seine Frau und seinen Sohn: „Heute nachmittag nach 5 Uhr trete ich an, ich bin nicht traurig, sondern freudig, also sollt ihr meine Lieben auch sein." Schließlich wird er am 31. März 1944 um 17 Uhr mit dem Fallbeil ermordet. Erhard Clausnitzer wurde gerade 32 Jahre alt. Sein Sohn Herbert (geboren 1936) wird heute bei der Verlegung der Stolpersteine anwesend sein

Als weitere, so Geehrte werden genannt:
Mathilde (geboren 1912 in Solingen-Wald) und Wilhelm Hengeveld (geboren 1906 in Bruchhausen) – das Ehepaar lebte an der Düsseldorfer Straße 124 – , wird ebenfalls seit 1935 polizeilich beobachtet. 1940 werden beide inhaftiert. Es folgen sieben Monate Gefängnis, anschließend Schutzhaft. Im August 1944 kommt es zur Hauptverhandlung im Volksgerichtshof in Berlin. Am 7. August wird wird das Todesurteil bestätigt. Am 11. Dezember wird Wilhelm Hengefeld mit der Guillotine ermordet, seine Frau stirbt einen Monat später unter dem Fallbeil.

Eine Widersprüchlichkeit kann hierbei allerdings nicht geklärt werden.
Gemäß einem englischssprachigem Text von Richard Singelenberg in der Zeitschrift „Journal of Law & Religion", sei Wilhelm Hengefeld 1941 in den Niederlanden verhaftet worden. Nach Unterzeichnung der berühmt-berüchtigten Abschwörungserklärung, kam er doch noch mal frei, bévor er 1944 erneut verhaftet wurde.

Finally, the reason could be rather pragmatic, as exemplified by a Dutch survivor who stated in a recent radio interview "it's not about what you say, it's about what you do." For him, signing the statement did not necessarily implicate strict adherence to its contents. After his release, he continued his religious practices as before: an example of "theocratic war strategy" in the jargon of the Jws After Wilhelm Hengeveld from the Netherlands was arrested in Germany in 1941, he signed the statement repudiating his belief. Nevertheless, he continued his missionary activities until the Gestapo apprehended him again in 1944. This time he was sentenced to death and decapitated. Unfortunately, this study does not address these questions; evidently, obtaining reliable information on this sensitive matter may be a major obstacle.... .


Über eine weitere Ehrungskandidatin liest man:
Johanne Gesink, geboren 1892 in Homberg, wurde im Jahr 1935 festgenommen. Es kam zum Prozess in Remscheid, es folgte Schutzhaft. Johanne Gesink wurde nach Holland ausgewiesen. Nach der Besetzung Hollands mit deutschen Truppen wird sie 1940 in Rotterdam verhaftet und nach Auschwitz transportiert. Auf einem Todesmarsch im Jahr 1945 nach Bergen-Belsen stirbt sie an Thyphus und Entkräftung.

Auch bei diesem Namen bleiben Fragen offen.
Ich interpretiere den Vornamen „Johanne" als weiblich. War sie nun die einzigste Zeugin Jehovas in dieser Familienlinie? Wohl eher nicht. Für letzteren Umstand spricht der Bericht des Hermann Bach über den Fall Dietschi in der CV 131. Letzter schreibt:

"Ich schwöre vor Gott und Menschen, ich schwöre im Angesicht Jesu Christi, unseres Erlösers, daß mir Bruder Willi Wittkowski aus Heiligenhaus, seinerzeit Versammlungsdiener in Velbert (Rheinland) bestätigte, daß Bruder Ditschi mit ihm zusammen im Konzentrationslager Buchenwald war."

Ebenso sagte mir Bruder Gesink, damals Hilfsversammlungsdiener (oder Schuldiener - ich weiß es nicht mehr genau) der Versammlung Mettmann (Rheinland), als ich dort als Beauftragter der WTG den Vortrag hielt: "Das Geheimnis der Seele lüften", daß Bruder Ditschi wie er in Buchenwald war. Beide Brüder sind im WTG- Glauben bis zuletzt verblieben.

Demzufolge wäre also auch ein männliches Glied der Familie Gesink im KZ interniert gewesen. Warum gibt es in vorstehendem, oder auch anderen WTG-nahen Texten dazu keine näher erläuternde Hinweise?


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