Re: RE Die Falken


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 07. April 2002 10:57:35:

Als Antwort auf: RE Die Falken geschrieben von Merlin am 07. April 2002 09:55:37:

Es ist offensichtlich, dass die Diskussion auch und nicht zuletzt von der Israel-Lobby emotional geführt wird.

Zum ersten: Weder der Anschlag auf das WTC noch sonstige Selbstmord-Attentate können meine "Gutheißung" finden. Diesbezügliche Unterstellungen weise ich als nicht sachgerecht zurück.

Zum Zweiten. Die genannten Beispiele Deutschland, Österreich usw. die nach verlorenen Kriegen erheblich kleiner wurden. Nahm man hier das als "Schicksalsbedingt" so ohne weiteres hin? Ich glaube kaum. Naturgemäß habe ich die Zeit nach 1945 nur als Kind mitbekommen. Dennoch ist mir durchaus noch jene Propaganda in Erinnerung, wo namentlich der Osten die Vertriebenenverbände im Westen und ihre politischen Aktivitäten scharf attackierte. Wenn denn jene Kreise so gekonnt hätten, wie sie denn gerne gemocht hätten. Ich wage nicht mir das auszumalen. Entschärfend kam allerdings hinzu, dass das sogenannte "Wirtschaftswunder" in "deutschen Kreisen", manchen auch auf diese Art half, seine Ressentiments herunterzuschlucken.

Unter Einbeziehung von Lexikondaten ein kurzer Rückblick:
Am 29.11. 1947 beschlossen die UN die Teilung des palästinesischen Mandatsgebietes in einen jüdischen und einen palästinensisch-arabischen Staat. Wegen ihrer Ablehnung dieses Teilungsplanes wollten die Palästinenser die 1948 erfolgte Gründung des Staates Israel nicht hinnehmen. Lexikon-Zitat:

"Es setzten sich die israelischen Streitkräfte gegen die arabischen Armeen aus Ägypten, Transjordanien, Irak, Syrien und Libanon durch und behaupteten etwa 77% des früheren Mandatsgebietes als ihr Staatsgebiet, das damit über das im Teilungsplan von 1947 den Juden zugedachte Gebiet hinausging. Ostpalästina (einschl. Ostjerusalem) wurde von Transjordanien annektiert, der Gazastreifen kam unter ägypt. Verwaltung. Die palästinensischen Araber wurden aus dem israelischen Staatsgebiet vertrieben oder flohen. Ihre Situation in den Palästinenserlagern in den arabischen Aufnahmeländern (bes. Ägypten, Jordanien, Libanon, Syrien) wurde dort zunehmend zu einem polit. und sozialen Problem. Der israelisch-arab. Konflikt verschärfte sich in den 1950er Jahren ständig."

An diesem Punkt ist in der Tat zu konstatieren, dass die arabischen Länder keine ernsthaften Anstrengungen machten, die von Israel Vertriebenen zu integrieren. Im Gegenteil, ihre missliche Lage wurde als Faustpfand instrumentalisiert. Radikale arabische Organisationen (wie Hamas und andere) die in ihren gleichfalls extremistischen Forderungen weit über Arafat hinausgehen, haben in diesen nicht integrierten Flüchtlingslagern ihre Wurzel.

Die nächste kriegerische Verwicklung Israels 1956 (Suezkanal-Konflikt).
1967 dann der "Sechs-Tage-Krieg".
Im Mai 1967 hatte der ägypt. Prässident Abd el-Nasser den Abzug der UN-Friedenstruppe erzwungen. Im Sechstagekrieg (3.Israelisch-Arab. Krieg, 1967) konnte Israel den Gazastreifen, die Halbinsel Sinai (bis zum Sueskanal), Westjordanien (einschl. der Altstadt von Jerusalem) und Teile Syriens (Golanhöhen) besetzen.

Nach 1967 verschärfte sich der Nahostkonflikt. Palästinens. Guerillaorganisationen (u.a. Al-Fatah) weiteten ihre Aktionen gegen Israel auch auf dessen Einrichtungen im Ausland aus. Mit dem Angriff Ägyptens und Syriens auf Israel erfuhr der Nahostkonflikt eine neue militärische Zuspitzung (Jom-Kippur- oder 4. Israelisch-Arab. Krieg, 6.22./25.10. 1973).

Schließlich kam es zum Abschluss eines ägyptisch-israel. Friedensvertrages (am 26.3. 1979 unterzeichnet; Verzicht Israels auf Sinai zugunsten Ägyptens). Die Erklärung ganz Jerusalems zur Hauptstadt Israels (1980), die Annexion von Teilen der Golanhöhen und die Besiedlung der Westbank (Westjordanland) durch Israel stießen auf den wachsenden Widerspruch der arab. Staaten und auf Kritik in der Weltöffentlichkeit.

Mit dem Einmarsch seiner Truppen in den Libanon (Libanonfeldzug oder 5.Israelisch-Arab. Krieg, Juni 1982) suchte Israel v.a. seine durch starke Guerillatätigkeit gefährdete Nordgrenze zu sichern. 1985 räumte Israel Libanon (bis auf eine Sicherheitszone im Süden). Am 9.12. 1987 brach im Gazastreifen und im Westjordanland ein Aufstand (u.a. jugendl.) palästinens. Araber (Intifada) aus. Am 15.11. 1988 rief die PLO in Algier (Algerien) einen unabhängigen Palästinenserstaat in den von Israel besetzten Gebieten aus (Präs.: J.Arafat), nachdem Jordanien im Juli 1988 zugunsten der PLO auf das Westjordanland verzichtet hatte.

Mit dem Stopp staatl. und der Unterbindung privater Siedlungsprogramme (1992) legte die Regierung Rabin unter dem Leitgedanken »Land gegen Frieden« die Grundlage für ein besseres israelisch-arab. Gesprächsklima, bes. zw. ihr und der PLO. In Geheimverhandlungen vereinbarten beide unter norweg. Vermittlung die gegenseitige Anerkennung und ein Rahmenabkommen über die Teilautonomie der palästinens. Araber im Gazastreifen und im Gebiet von Jericho (»Gaza-Jericho-Abkommen« vom 13.9. 1993). In weiteren Abkommen (vom 4.5. 1994 und vom 28.9. 1995) legten Israel und die PLO den (als vorläufig aufgefassten) territorialen Umfang und den stufenweisen Rückzug der israel. Streitkräfte aus diesen Gebieten fest.

Die palästinensisch-israel. Ausgleichsbemühungen wurden ständig begleitet von Versuchen extremist. Palästinenser (u.a. Hamas und Hisbollah) und radikaler Israelis, den Friedensprozess zu torpedieren. Während MininsterPräsident Simon Peres nach der Ermordung Rabins (Nov. 1995) die mit der PLO geschlossenen Vereinbarungen Zug um Zug realisieren wollte, sucht sein Nachfolger B.Netanjahu (seit 1996) diese zu modifizieren. Israel. Bauprojekte im Bereich des von Palästinensern bewohnten Teils Jerusalems sowie palästinens. Selbstmordattentate führten 1997 den Friedensprozess auf einen Tiefpunkt."
Soweit ein bis 1997 reichender Lexikon-Rückblick.

Ohne Zweifel ist die Lage verfahren. Keine Zweifel kann es meines Erachtens auch darüber geben, dass die Größmachte (Israel = USA bzw. Araber = Sowjetunion) im Hintergrund kräftig mitmischten. Für ihre eigenen Interessen respektive um dem Gegner eins auszuwischen.

Dennoch, ich bleibe dabei. In dieser Lage überzieht Israel namentlich mit seiner Siedlungspolitik. Das ist zwar keine "Germanisierung bolschewistischer Untermenschen"; aber in der Tendenz doch eindeutig. Ein Groß-Israel als Zielstellung. Möglichst viele Juden aus anderen Ländern zur Einwanderung nach Israel zu bewegen. Die Araber die dem im Wege stehen haben gefälligst zu verschwinden.

Auch wenn ein Arafat, möglicherweise schon bald von der politischen Bühne verschwunden ist. Auch wenn unter seinen Nachfolgern das große Nachfolge-Chaos anbricht. Die soziale Wurzel des Konfliktes ist damit keineswegs beseitigt. Sie wird immer aufs neue ausbrechen und dass auch in Formen, die vermeintlich Unbeteiligten lehren (werden), dass sie es letztendlich doch nicht sind, auch wenn sie es gerne wären!

Was die religiöse Motivierung der Selbstmord-Attentäter anbelangt, ist festzustellen, dass ähnliches auch in anderen Kulturkreisen nachweisbar ist. Namentlich beispielsweise im 2. Weltkrieg japanische Kamikazi-Flieger die schon lange vor dem Fallbeispiel WTC in ähnlicher Weise agierten. Sicherlich wird keiner unterstellen wollen, die schintoistischen Japaner seien religiös "Islamisten".

Je hoffnungsloser die Lage für ein Volk, um so besser auch der Nährboden für allerlei religiöse Erklärungsversuche und darüber hinausgehende Aktivitäten. Als die Pest im Mittelalter ausgebrochen war, suchten etliche auch ihr "Heil" in der Selbstgeisselung. Objektiv fügten sie sich damit nur noch zusätzlichen Schaden selbst zu, ohne das Übel (die Pest) damit an der Wurzel treffen zu können. Ähnliches darf man auch ihren neuzeitlichen Nachfolgern attestieren.


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