Re: BLUT und Argumente !!!


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von X am 08. August 2007 15:20:04:

Als Antwort auf: Re:Fundstücke in Sachen Blut geschrieben von + am 08. August 2007 01:03:44:

Tiefsinnige Worte eines jungen Menschen.

Weitergeleitet an die Wachtturmführung.

>Sollen wir auf ein neues Verständnis warten, was dann vielleicht zu spät ist.

Wieviele Menschen mußten sterben ..."

Hallo "+"!

Zur Schnelligkeit, zur sagenhaften Darstellung der WTG-Bilder und zur Zeit des Postings (01:03 Uhr) zitiere ich Manfreds Worte, auf dein Geschenk, zum Forumsgeburtstag:

>Da bin ich ja mal wieder fast sprachlos.<

Sie geben meine Gedanken wieder verbunden mit einem ganz herzlichen Dankeschön für deine Hilfe.

Blut

Zitate aus:

"Brücke zum Menschen" 118/II 2.Quartal 1994

S.5 Bevor wir auf die religiöse Begründung dieser Haltung durch die Zeugen Jehovas eingehen, soll kurz der medizinische Aspekt erwähnt werden.

Obwohl die Wachtturmführung immer wieder betont, daß biblische Gebote maßgebend seien, stellt sie in ihren Schriften das ANGEBLICH hohe Behandlungsrisiko der Bluttransfusion heraus.

Insbesondere die Diskussion um AIDS und HIV-infizierte Blutprodukte wird benutzt, um den eigenen Standpunkt zu untermauern.

Dies ist aber IRREFÜHREND;

Raymond Franz weist in ... seinem Buch

'In Search of Christian Freedom' (Auf der Suche nach christlicher Freiheit Atlanta/USA 1991) darauf hin, daß die Wachtturmführung seit Ende der 1970er Jahre Faktor VIII-Bluterpräparate als ZULÄSSIG für Jehovas Zeugen erklärt habe.

Die MEISTEN Bluter wurden aber durch eben DIESE Präparate mit HIV infiziert.

Das Befolgen der Richtlinien der Organisation führte also KEINESWEGS zum Schutz vor AIDS, wie den Anhängern nahegelegt wird.

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Interview des 'Spiegel' Nr.43/93, S.22 f. mit Professor Volker Kretschmer, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie.

Er räumt ein, daß in der Bundesrepuplik bei notwendigen Bluttransfusionen vielerorts zu hoch dosiert wird, was ein entscheidender Schwachpunkt im Umgang mit Blut und Blutprodukten sei. Dennoch darf das TATSÄCHLICHE Gesundheitsrisiko NICHT aus den Augen verloren werden.

Den Zeugen Jehovas wird von ihrer Führung EINSEITIG NUR die Risikolage bei Bluttransfusionen vermittelt.

Prof. Kretschmer erklärt:

'Aber zum Beispiel ist das Narkose-Risiko bei einer Operation VIEL größer als das Risiko, durch eine Bluttransfusion mit HIV infiziert zu werden'. ...

In der Bundesrepublik beträgt das Sterblichkeitsrisiko durch HIV im Rahmen einer Fremdblutransfusion etwa eins zu einer Million, das für Hepatitis ... eins zu 150.000.'

Wie wir sehen werden, sind DIESE Risiken wesenlich geringer als die durch die Verweigerung von Bluttransfusionen.

Die Argumentation der Wachtturmgesellschaft

Für die Zeugen-Führung spielt erklärtermaßen die religiöse Begründung in der 'Blutfrage' die entscheidende Rolle.

In dem Buch

"Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben" (Selters 1982) wird auf Seite 216 unter Bezugnahme auf 1.Mose 9:3,4 und 3.Mose 17:10 eklärt, daß "Gottes Wort es verbiete, Blut zu essen'. Wie verhält es sich dann mit Bluttransfusionen? Einige Personen mögen argumentieren, eine Bluttransfusion sei nicht dasselbe wie Blut zu 'essen'. Aber ist es nicht so, daß ein Patient, der keine Nahrung mehr durch den Mund aufnehmen kann, von den Ärzten oft in derselben Weise ernährt wird, wie man Blut überträgt? Die Bibel gebietet uns, 'uns des Blutes zu enthalten', (Apostelgeschichte 15:20,29). ...Und so bedeutet auch das Gebot, 'sich des Blutes zu enthalten', überhaupt kein Blut in sich aufzunehmen" (a.a.O.,S.216).

Ganz so einfach, wie der ZITIERTE Abschnitt es nahelegt, ist die Sache für den gläubigen Zeugen allerdings nicht.

Während ursprünglich ein Verbot JEDER Aufnahme von Blut, sei es Vollblut oder Blutbestandteile, vertreten wurde, ist dies inzwischen durch ein Regelwerk von verbotenen und erlaubten Bestandteilen ersetzt. ...

Das den Zeugen Jehovas als sogenanntes HAUPTBESTANDTEIL verbotene Blutplasma macht 55% der gesamten Blutmenge aus.

Es besteht aber selbst bis zu 93% aus Wasser.

Die restlichen 7% sind Albumin, Globuline, Fibrinogen und Gerinnungsfaktoren (z.B.Faktor VIII und IX).

Und genau diese erlaubt die Wachtturmgesellschaft als Bestandteile!

Franz merkt dazu an, diese Regel wäre so, als würde ein Arzt dem Patienten die Anweisung geben, kein Sandwich mehr zu essen, ihm aber erlauben, das Brot, den Schinken und den Käse EINZELN zu essen.

Um einem Bluter die von der Zeugen-Organisation erlaubten Hämophiliepräparate (Faktor VIII und IX) während seines Lebens zu Verfügung zu stellen, benötigt man Auszüge aus ca. 100.000 Liter Blut.

Die Regeln der Wachtturm-Gesellschaft erlauben also in diesem Fall die LAGERUNG sehr großer Blutmengen, die doch, folgt man IHRER Argumentation, nach 3.Mose 17:13 'ausgegossen' werden müssten.

Selbst wenn wir die äußerst fragwürdige Auslegung des biblischen Befundes durch die Zeugen-Führung akzeptieren würden, ist die Argumentation inkonsequent und keineswegs schlüssig.

Dabei darf nicht übersehen werden:

Es handelt sich NICHT um für die Praxis belanglose religiöse Dogmen;

die Anweisungen der Führung berühren das Leben von Millionen Zeugen Jehovas.

Die ... Ausgabe der 'Comments from the Friends' [von ehemaligen Zeugen Jehovas herausgegebene amerikanische Zeitschrift / Ausgabe Winter 1994, S.1] stellt (auf S.5) heraus, daß, nach den Angaben der Wachtturm-Literatur SELBST, das Risiko, wegen einer Bluttransfusion zu sterben, 1:13.000 ist, während ein 0,15% bis 1,5% (also ca.1:100) höheres Operationsrisiko wegen Blutfusionsverweigerung besteht.

Obwohl es dafür keine Statistiken gibt, ist davon auszugehen, daß bereits Tausende von Zeugen aufgrund dieser Wachtturm-Unterweisung ihr Leben verloren haben.

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