Re: Ein Opfer seiner Neugier?


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 05. August 2007 18:33:10:

Als Antwort auf: Re: Ein Opfer seiner Neugier? geschrieben von Frau von x am 05. August 2007 17:37:37:

"1920 wurde im Wachtturm gesagt, daß die Klage gegen Rutherford zurückgezogen wurde. Weißt du, in welchem Schriftstück das erste Mal von vollständig rehabilitiert gesprochen wird? Ich habe es im 'Heilige Geist'-Buch von 1976 entdeckt, kann mir aber vorstellen, daß es dort nicht die erste Erwähnung ist."
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Ohne Reproaufwand. Lediglich als einfache Quellenzitate (unkommentiert):

„Der Wachtturm (deutsch) Jg. 1918:
S. 107
Briefe von Interesse
An das teure Volk des Herrn!
Gnade und Friede sei euch allen vermehrt durch unseren Herrn Jesum Christum.
Wir wissen, wie sehr sich Eure lieben Herzen danach sehnen, eine Nachricht von unseren gefangenen Brüdern durch die Zeilen des Wachtturms zu erhalten, und wir hatten gehofft, in der Lage zu sein, einige Briefe von ihnen in den Spalten des Wachtturms abzudrucken, aber nach geflogener Beratung sind wir zu der Ansicht gelangt, dass es besser ist, solches zu unterlassen und bitten euch alle, Eure Seelen in Geduld zu fassen.

Wir glauben, das die lieben Schafe des Herrn den regelmäßigen Besuch des Wachtturms zu ihrer Erbauung und geistigen Auferbauung bedürfen, und wir wünschen, nur das drucken zu lassen, was diesem Zweck dient und gleichfalls nicht gegen die Forderungen des Spionagegesetzes verstößt. Damit wird der geringste Schein einer Opposition gegen die Regierung der in ihrer Stunde der Verlegenheit vermieden.

Manches in ganz harmloser Absicht Geschriebene und Gesagte, dass in normalen Zeiten ganz richtig sein würde, möchte den jetzigen Interessen der Regierung schädlich sein, und wir wünschen nicht, die Regierung in der Verfolgung irgend einer ihrer Pläne in Verbindung mit dem großen Kriege zu hindern. Die Pläne der Notwendigkeit legen unserem Werke Beschränkungen auf. Diese Beschränkung mögen jenen hart erscheinen, die an dergleichen nicht gewohnt gewesen sind, aber laßt uns daran denken, und dass sie Anwendung haben, nicht auf die internationale Vereinigung ernster Bibelforscher, sondern auf jedermann und auf jede andere Organisation. Laßt uns versuchen Beispiele der Unterwerfung zu sein ohne Murren. Ohne Zweifel läßt der Herr diese Erfahrungen als Prüfung für uns alle zu. Wir sind überzeugt, dass ihr die Schwierigkeiten, die dem Komitee entgegentreten, nicht erkennen könnt, und wir möchten euch das uns die Erfahrung fehlt

Daher die Notwendigkeit größerer Vorsicht unsererseits und eurer liebenden Anteilnahme und Gebete.
Wir schätzen eure liebevollen Zuschriften und Versicherungen der Mitarbeit sehr, und möchten Euch daraufhin versichern, dass wir willens sind, den Gesetzen des Landes nachzukommen, damit Ihr fortgesetzt und regelmäßigem Besuch des Wachtturms haben möchtet. Mit viel christlicher Liebe verbleiben wir
Eure Brüder im Herrn
Ausübendes Komitee (Brooklyn)
WT Englisch vom 15. August 1918

Obiger Brief, der auch uns aus dem Herzen gesprochen ist, wurde kürzlich im „Botschafter" ohne unser Wissen und gegen unseren Wunsch veröffentlicht, und diese Veröffentlichung wurde im „Volksboten" besonders empfohlen. Wir erachten es als unsere Pflicht darauf hinzuweisen, dass wir in keinerlei Beziehung zu dem „Botschafter" stehen. Die Geschwister möchten sich durch Veröffentlichung des „Botschafter" sowie durch dessen Notizen im „Volksboten" nicht beirren lassen.
Wachtturm Bibel und Traktat Gesellschaft Barmen.

(Einfügung, Bei genanntem "Botschafter für den Haushalt des Glaubens" handelte es sich um eine frühe deutsche Oppositionszeitschrift zur WTG hrsg. von Friedrich Bösenberg. Bösenberg wie so etliche andere vor und nach ihm, segelte einst auch auf strammen WTG-Kurs. Mit dem Aufkommen des Rutherford'schen Kurses waren dann allerdings auch seine Tage auf "WTG-Linie" gezählt. Weiteres zu Bösenberg auch in der "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte"
Ende der Einfügung. Weiter mit den WTG-Texten)

(Immer noch WT 1918 (S. 107f.)
Kurze Zeitungsnotizen von besonderem Interesse
Die folgenden Artikel aus den Zeitungen werden für unsere lieben Freunde von großem Interesse sein, die aus dem Juni Wachtturm erfahren haben, welches Urteil die Brüder von dem Gerichtshofe erhielten. Wir nehmen dieses Urteil als eine Zulassung vom Herrn an, in dem wir daran denken, dass alle Dinge zum Guten mitwirken müssen, für die, welche ihr Vertrauen in den Herrn setzen: „Euer Herz werde nicht bestürzt, seid auch nicht furchtsam."

Die New York Evening Post vom 22. Juni berichtete über diesen Fall:
„Der Richter begründete das Höchstmaß der Strafe damit, dass derartige religiöse Propaganda für das Wohlergehen Amerikas gefährlicher sei, als eine deutsche Armeedivision. Eine Person die Religion predigt, hat im allgemeinen mehr Einfluss und dieser wird um so größer sein, je aufrichtiger sie es meint." Nach dem Richter A. B. Howe des Gerichtshofes in Brooklyn diese Worte geäußert hatte, verurteilte er jeden einzelnen dieser religiösen Leute zu 20 Jahren Gefängnis mit einer Ausnahme. Er sagte, es sei notwendig, ein Exempel zu statuieren für alle diejenigen, welche gleich den Mennoniten, Quäkern Religion verbreiten, die den Gebrauch der Waffen verbietet. Sie tragen die einfache Schuld, die Menschen veranlasst zu haben, dem nachzufolgen, was sie als die Lehren des Herrn anerkennen und die Gebote des Herrn buchstäblich nehmen: „Du sollst nicht töten." Die Gerichtshof konnte deshalb auch keine andere Schuld an ihnen finden, als nur übertreten der Gesetze des Landes, so korrekt oder unkorrekt ihre Stellung, moralischen und religiösen Gesetzen gegenüber auch sein mochte. Wir vertrauen, dass Religionslehrer überall Notiz nehmen werden von dieser Ansicht des Richters, das das Leben irgendeiner Religion, ausgenommen, sie sei übereinstimmend mit den Gesetzen des Landes ein ernstes Verbrechen ist, welches noch größer wird, wenn er ein Prediger des Evangeliums ist und dabei aufrichtig bleiben sollte.

Ohne Zweifel hat Richter Howe seine Urteile scharf genug getätigt: die Strafe ist doppelt so groß als diejenige, die der Kaiser den Sozialisten auferlegte, die es versuchten, sich gegen sein böses Regiment aufzulehnen und 3 mal so hoch als die Strafe, welche über solche verhängt wurde, die eine Königsmord beabsichtigten."

Die New York Tribüne vom 23. Juni sagt:
„Joseph F. Rutherford und sechs von den anderen sieben Russelliten sind des Spionage-Verbrechens beschuldigt worden zu je 20 Jahren Gefängnis verurteilt, am gestrigen Tage durch den Richter Howe. Das Urteil des 8. Übertreters Giovanni de Cekka, wurde aufgeschoben. Seine Begleiter, jeder mit einer Nelke im Knopfloch marschierten aus dem Gerichtshof, um ihre Strafe anzutreten. Mr. Rutherford sagte auf dem Wege vom Gerichtshof zum Gefängnis: „Dieses ist der glücklichste Tag meines Lebens, eine irdische Strafe für Glaubensüberzeugung ist das größte Vorrecht, dass ein Mensch haben kann."

Wenn sie Kanonen und Schwerter genommen hätten sagte der Richter, und würden sich mit den deutschen Armeen verbündet haben, so wurde es nicht so schlimm gewesen sein, als die Erfolge ihrer Propaganda. Wer Religion predigt, hat großen Einfluss, und desto mehr, je aufrichtiger er es meint. Das Weiseste was man mit diesen Personen kann - schloss der Gerichtshof - ist nur eine ernste Strafe. Das Urteil der Übertreter: Rutherford, van Amburgh, Martin und Mac Millon lautete auf je 20 Jahre Gefängnis. Die Verurteilten bewahrten die größte Selbstbeherrschung, die auch während der ganzen Verhandlung ihr Benehmen charakterisierte. Als die Worte des Richters fielen, änderte sich ihr Gesichtsausdruck nicht im geringsten.

Einer der wunderbarsten Anblicke bot sich in der Marschall-Halle des Brooklyner Gerichtshofes dar, wie sie dort nie gesehen worden sind, als die Familien und intimen Freunde die Gefangenen nach den großen Gerichtsraume begleiteten. Boten wurden ausgesandt für Früchte und belegte Brötchen und nach einer kurzen Gebetsversammlung wurde ein Galafest gehalten, dann wurde von der ganzen Versammlung ein Lied angestimmt, dass in dem alten Gebäude von den Wänden wiederhalte: „Gesegnet Band, das uns bindet."

Es ist Gottes Wille, so sagten sie sich gegenseitig mit strahlenden Angesichtern, der Tag wird kommen, an welchem man dieses alles verstehen wird. Inzwischen wollen wir dankbar sein für die Gnade unseres großen Gottes, der sie auch unsere lieben Brüder und Schwestern begleiten möge, während weiterer Prüfungen und wir wollen vorwärts schauen auf den großen kommenden Tag. Die beantragte Berufung, vorläufig auf freien Fuß gesetzt zu werden, wurde von dem Richter Howe abgelehnt.
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Wachtower (engl.) 15. August 1918 (Dt. Nr. 10-12) S. 108
Brief Rutherfords aus dem Gefängnis vom 28. Juni 1918
An die Bethelfamilie
Geliebte in Christo! - -
Das Gefängnisleben ist sehr befremdlich, und dennoch wird jede Erfahrung mit Freuden aufgenommen, weil wir doch alles vom himmlischen Standpunkt aus betrachten. In der Tat können wir singen:
"Schwind, schwind, all irdischer Tand, Jesus ist mein."
Fürwahr, irdische Freuden haben wir nicht mehr; aber wir blicken in froher Erwartung auf die Heimfahrt ... Wir werden oft in zwiefacher Weise bedrängt - ob wir es vorziehen sollten abzuscheiden oder nochmals für eine kurze Zeit zu Euch zu kommen, ehe wir heimgehen. dein Wille geschehe! Ich fühle ganz bestimmt, daß alle diese Erfahrungen die Kirche reif machen für die letzte, endgültige Sammlung. Eure Briefe sowie die lieben Briefe von allen Lieben hier und dort zeigen uns in lieblicher Weise, wie alle Ausschau´halten nach dem Feuer, welches das Opfer endgültig verzehren soll...

Tut alles, was Ihr könnt, die lieben Schafe des Herrn zu ermutigen. Tröstet Euch gegenseitig mit den lieblichen Verheißungen einer glorreichen baldigen Heimfahrt. Niemals habe ich Euch so geliebt wie gerade jetzt. Wie lieblich aber wird es sein, wenn wir alle um des Vaters Thron versammelt sind und .jauchzen werden für
alle Zeiten mit unaussprechlicher Freude! ,..
Unserm lieben himmlischen Vater danke ich sehr, daß Er so gütig war, mich mit 7 Brüdern hierherzusenden, so daß wir diese Vorrechte gemeinsam genießen. ...
Seid gewiß, daß wir Euch innig lieben. Die Gnade unseres Herrn.

Jesu Christ, sei mit Euch allen!
Durch seine Gnade Euer Bruder und Diener J. F. Rutherford.
Aus: Gottes Tausendjähriges Königreich hat sich genaht, WTG Deutsch
1973 S. 190

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Wachtower (engl.) 1918, S.174
In Übereinstimmung mit der vom Kongreß am 2. April gefaßten Resolution und der Proklamation des Präsidenten der Vereinigten Staaten vom 11. Mai wird angeregt, daß das Volk des Herrn allenthalben den 30. Mai zu einem Tag des Gebets und Flehens mache.
Möge Gott Lob und Dank dargebracht werden für den verheißenen wunderbaren Ausgang des Krieges, für das Sprengen der Fesseln der Autokratie, für die Befreiung der Gefangenen (Jes. 61:1) und dafür, daß es für das gewöhnliche Volk in der Welt Sicherheit geben soll - alles Segnungen, die der Bevölkerung dieses Landes und der ganzen Menschheit durch Gottes Wort verheißen worden sind.
Aus: Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 92
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Wachtturm (deutsch) 1919
S. 77
Der folgende schöne Brief wurde von unserem Präsidenten geschrieben, Bruder J. F. Rutherford, in der Nacht, die dem Fortbringen unserer lieben Brüder nach Atlanta vorausging. Er wurde einem Gliede des Komitees auf der Eisenbahnstation zu New York City bei ihrer Abreise ausgehändigt. Wahrscheinlich hat der Herr seine Veröffentlichung zu einem Zwecke zurückgehalten. Es ist jedoch kürzlich in Zirkularform an verschiedene Versammlungen gesandt worden. Wir geben ihn auch in dieser Ausgabe des Wachtturms wieder, damit als ein Zeichen freudiger Unterwerfung unter den Willen Gottes diene.

S. 78
Am 2. Juni 1907, ein Jahr nach meiner Weihung, trat ich in den Pilgrim-Dienst ein, und am 2. Juni 1918 hielt ich meine letzte Ansprache vor unserer Untersuchung. Es waren elf gesegnete Jahre des Dienstes.
Bruder Russell hatte den siebenten Band versprochen. Die Schrift zeigt das er veröffentlicht werden musste. Als ich, ohne mich selbst zu suchen, sondern durch den Willen Gottes, in die Stellung des Leiters in der Gesellschaft versetzt wurde, welche der Herr für dieses Erntewerk organisiert hatte, fühlte ich es als meine heilige Pflicht und mein Vorrecht vom Herrn, darauf zu sehen, dass der siebente Band veröffentlicht werde. Und als der Herr durch und zwei seiner treuen Diener (jetzt meine Mitgefangenen) das Manuskript herrichten ließ, fühlte ich, das er auf mich das Vorrecht und die Pflicht gelegt hatte, zuzusehen, dass diese Botschaft unter sein Volk gelangte. Das Buch wurde veröffentlicht zu einer Zeit, wo viel Opposition gegen Gesellschaft und ihrer Verwaltung bestand.

Bruder Russells letzter Ausspruch die Ernte betreffend war, dass die Ernte im Frühling 1918 enden würde. Wir glauben dies, und indem wir dies glaubten fühlten wir, das der siebente Band vor dem Ende der Ernte kommen musste.
Zehn Millionen Exemplare von „Der Fall Babylons" habt ihr mit willigen Händen verbreitet. Der einzige Gedanke bei einem jeden von uns war, den Willen des Herrn zu tun und sein Werk zu vollenden, bevor die Nacht kommen würde. Niemals kam in uns der Gedanke auf, der Regierung zu schaden und irgendein Gesetz zu verletzen.
Der Frühling 1918 kam, und die Beweise begannen sich zu vermehren, dass die Ernte zu Ende ging.

Nr. 6 Juni
S. 82:
Gerade als dieser Ausgabe des Wachtturms zur Presse kam, empfingen wir ein Telegramm mit der Nachricht, daß Bruder Rutherford und seine Gefährten zur Bürgschaft zugelassen worden sind, während sie den Ausgang ihres Einspruchs gegen das Urteil abwarten. Es sind genau neun Monate seit sie in Gefangenschaft genommen wurden. Das Urteil wurde am Freitag, 21. Juni 1918, verkündet - dem ersten Tage des Sommers, und die Bürgschaft ist Ihnen jetzt zugestanden wurden, am Freitag den 21. März 1919, welcher der erste Tag des Frühlings ist. Dies bedeutet jedoch nur eine zeitliche Freiheit, bis ihr Fall völlig abgeschlossen ist.

S. 85
Während der vergangenen wenigen Wochen ist eine landeweite Agitation zu Gunsten dieser Brüder in Szene gesetzt worden, die wegen ihrer Aufrichtigkeit nicht nur ein strenges Urteil empfangen haben, sondern denen sogar die Bürgschaft verweigert wurde, während die Berufung die sie eingelegt hatten, schwebte. Dies hat die Aufmerksamkeit der Zeitungsherausgeber, Kongreßmänner, Senatoren und Gouverneure erregt, und viele von ihnen haben Bitschriften unterzeichnet für die Freilassung der Bibelforscher aus dem Gefängnis. Als ein Muster zahlreicher Briefe, welche Kongressmänner als Erwiderung auf am sie gerichtete Briefe geschrieben haben, führen wir den folgenden an von dem Kongressmitglied M. Clyde Kelly von Pennsylvania, der hier am 1. März einging.

„In Erwiderung ihres Briefes vom 25, möchte ich sagen, dass mir daran gelegen ist, Männern Gerechtigkeit zu verschaffen, an denen sie Anteil nehmen. Ich gehe in dem Fall vollständig mit denen, welche die Lage kennen, und ich bitte um vollständigen Bericht mit Übersicht über die Behandlung."

Wir empfingen auch einen Brief von dem Kongressmitglied E. W. Sanders von Virginia, der wie folgt lautet:
„Ich bin im Besitz Ihres Briefes bezüglich des Falles der Bibelforscher, die sich jetzt in Atlanta in Haft befinden. Ich gestatte mir, Ihnen zu sagen, dass sich die Begnadigung dieser Männer befürworte und ich mich freuen werde, in dieser Richtung meinen Einfluss geltend zu machen. Jene Leute sind keine Verbrecher in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes, obgleich sie einer technischen Verletzung des Gesetzes schuldig sein mögen. Aber der Krieg ist jetzt vorüber, und wir sollten versuchen so schnell wie möglich, das in unserem Bereich liegende zu tun."

Wir empfingen die Kopie des Briefes von Major Henry W. Kiel von St. Louis. Mo., welchen er freiwillig an Präsident Wilson richtete, lautend wie folgt.
„Gestatten Sie mir, meine persönlich Bitte der von Seiten anderer bereits an Sie gerichteten hinzuzufügen; Sie ersuchend, dass die Herren Rutherford usw. von der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher zur Annahme der Bürgschaft zugelassen und ihr Fall eine schliessliche Entscheidung durch die höheren Gerichtshöfe erfahrt, und wenn möglich in diesen Fällen Begnadigung verliehen wird."

Wir empfingen viele Briefe mit der Bitte um weitere Aufklärung um mit den Ausdruck wohlwollenden Interesses an dem Fall unserer Brüder von Gouverneuren verschiedener Staaten und anderen Männern im öffentlichen Leben. Viele Kongressmitglieder und andere Beamte, Staatsbeamte und Volksmänner haben das Gesuch für die Freilassung unseres Präsidenten J. F. Rutherford und seiner sieben Gefährten in Banden unterzeichnet.

S. 115
(7.Band) dieses Werk begann im Dezember 1916 und gegen Ende März 1917 war der Band ziemlich fertig
Im April 1917 traten die Vereinigten Staaten in den großen Weltkrieg ein. Im Juni desselben Jahres wurde das sogenannte 'Spionagegesetz' aufgestellt welches Bestrafungen vorsah für alle, die sich verschwören würden um Auflehnung, Meuterei oder Ungehorsam in Heer und Flotte hervorzurufen. Unsere Brüder waren so sehr beschäftigt mit der Verbreitung der Botschaft vom messianischen Königreiche und mit der Fortsetzung des Werkes, welches unser teurer Pastor angefangen hatte, dass sie nicht einmal Notiz nahmen von der Aufstellung des „Spionagegesetzes". Sie wurden angeklagt, sich diesen Gesetze entgegen vereinigt zu haben, das heißt, sich dahigehend verständigt zu haben, der Ausübung und dem Operieren von Heer und Flotte der Vereinigten Staaten entgegenzuwirken.

Man benutzte „Das vollendete Geheimnis" als Begründung für ihre Anklage, Untersuchung und Verurteilung. Ihr Zeugnis bei der Untersuchung ergab, dass sie niemals eine Art Vereinbarung getroffen hatten, um der Regierung entgegenzuarbeiten, und dass sie niemals einer solchen Absicht gewesen waren. Nichtsdestoweniger wurden sie vor dem Distrikt Court der Vereinten Staaten gestellt und am 21. Juni 1918 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, welche sie in der Strafanstalt Atlanta verbüßen sollten.

Ihre Verhandung und Untersuchung wurde geführt in einer Zeit, in welcher die Öffentlichkeit in großer Erregung war. Die Brüder bezeugten, dass sie nie die Absicht gehabt hatten dem Kriege entgegenzuwirken, oder Ungehorsam oder Meuterei im Heer und Flotte zu verursachen, dass sie dem Willen des Herrn völlig geweiht waren und sind, dass Gott durch sein Wort von mehr als 2500 Jahren den großen Weltkrieg vorhergesagt hatte, und sie denselben nicht mit Willen Widerstand leisten und in Übereinstimmung mit ihrem Bunde verbleiben konnten, dass jedoch auch diejenigen, welche sich dem Herrn völlig geweiht haben, ihres Gewissens wegen nicht am Kriege teilnehmen könnten, dass diese sich vielmehr fern halten sollten von allen Streitereien, um all ihre Zeit, ihre Kraft und Energie der Verkündigung der Botschaft um Königreich des Messias zu widmen, indem sie dabei das Volk aufmerksam machen auf die große Freiheit, Freude und Glückseligkeit, welche ihnen zuteil werden würde, nachdem die herrliche Regierung des Messias begonnen hat.

S. 116:
Vor etwa zwei Monaten sowie einige Zeit nach Unterzeichnung des Waffenstillstandes, begann eine Reihe von Zeitungen mit einer Agitation für Befreiung aller Gefangenen, die unter dem Spionagegesetz verurteilt waren. Zu den Zeitungen welche besonders für die Befreiung unserer Brüder eintraten, gehört die „National LaborTribune" (Nationale Arbeiter-Tribüne) von Pittsburg. Freiwillig und ohne Selbstinteresse machten Herausgeber dieser Zeitung eine entschlossene Anstrengung, um die Aufmerksamkeit des Volkes auf die Einkerkerung unser Brüder zu lenken und die Beamten aufzufordern, sie aus dem Gefängnis zu befreien, entweder durch Amnestie oder durch Abweisung des Verfahrens oder gegen Bürgschaft, bis ihr Fall voll entschieden sein würde.

Als der öffentliche Feldzug in den verschiedenen Zeitungen zunahm, hielt es ein Mitglied der Gesellschaft für angemessen, eine Darlegung der Umstände, welche zu der Einkerkerung unser Brüder führten, zu verfassen und diese wodurch das Freiwilligenwerk über das ganze Land verbreitet. Einige der lieben Freunde erhoben hiergegen Einwand, die Mehrheit betrachtete es aber als eine wunderbare Gelegenheit, die Welt von Neuem auf die großen Segnungen aufmerksam zu machen, die durch das messianische Königreich über die ganze Menschheit kommen werden und sie nahm voller Freude über die Gelegenheit an dem Werke Anteil.

S. 117
Im ganzen Lande verteilten Freunde eine Petition, indem sie anderen Gelegenheit gaben, zu unterzeichnen und die Befreiung unserer Brüder zu fordern. Das Resultat war weit größer als die größten Erwartungen irgend jemanden gewesen waren, und und es unterliegt keinem Zweifel, dass für die Befreiung noch keiner Gefangenen eine so große Petition unterzeichnet worden ist wie für die Befreiung unserer Brüder.

Unsre Brüder waren vor dem District Court der Vereinigten Staaten für den östlichen Distrikt von New York verhört worden, und zwar von dem Richter Harland B. Howe. Als derselbe das Urteil aussprach, sagte er im Wesentlichen, dass eine Person welche Religion predigt und lehrt, gewöhnlich viel Einfluss besitzt und dass sie umso gefährlicher ist wenn Sie aufrichtig ist. Seit der Unterzeichnung des Waffenstillstandes hat eine allgemeine Bewegung zur Befreiung der unter dem Spionagegesetz verurteilten politischen Verbrecher eingesetzt und viele sind befreit worden. Es scheint, daß der oberste Justizminister sich mit Richter Howe in Verbindung gesetzt hat, und daß letzterer Strafmilderung befürwortete. Am 15. März brachten alle Zeitungen des Landes eine New Yorker Drahtnachricht, welche wie folgt lautet:

„Der Bundes-Gerichtshof enthüllte heute in Sachen der acht Nachfolger des verstorbenen Pastor Russells, die während des Krieges zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt worden waren, dass das gesetzliche Verfahren zum Zwecke der Begnadigung durch Richter Howe, der bei der Verhandlung den Vorsitz führte, unterstützt wird."

Am 21. März 1919 machte der Anwalt unserer Brüder ein Gesuch um Freilassung gegen Bürgschaft bis zur Wiederaufnahme der Akten
Durch falsche Berichte ist in der Öffentlichkeit viel böse Stiammung gegen unsere Brüder gemacht worden. So hatten zum Beispiel Feinde der Wahrheit fälschlicherweise berichtet, unsere Gesellschaft habe einen mächtigen drahtlosen Apparat im Bethelheim aufgestellt, mit dem es möglich gewesen sei, Nachrichten über den atlantischen Ozean zu senden, und durch welchen die Gesellschaft in Verbindung mit dem Feinde, gestanden habe. Dieser verleumderische Bericht wurde in der ganzen Welt veröffentlicht, er war aber von unaufrichtigen, unehrlichen Menschen verfaßt worden. Tatsache ist, daß es im Bethelheim zu keiner Zeit ein Instrument zur Aufgabe von Nachrichten gegeben hat. Als Bruder Russell noch lebte, hatte ihm ein Bruder einen Apparat zur Aufnahme von drahtlosen Nachrichten geschenkt, und zu der Zeit, als die Vereinigten Staaten in den Krieg eintraten, war er völlig unbrauchbar. Niemals war im Bethel-Heim eine drahtlose Nachricht aufgegangen oder aufgegeben worden. Das Instrument war praktisch genommen für niemanden von Wert und im Frühjahr 1917 wurde es abmontiert.

Ein weiters Beispiel falscher Darstellung war, dass Bethel-Heim, das Hauptquartier der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher diene deutschen Agenten zur Unterkunft. Am 4. Mai 1918 wurde dahingehend vor einem Komitee des Senats Mitteilung gemacht, welches in den Kongressbericht aufgenommen wurde. Es handelt sich zweifellos um das Ergebnis eines Berichtes, der von einem übereifrigen Gerichtsbeamten gemacht worden war. Die Wahrheit ist, dass niemals ein deutscher Vertreter oder irgend jemand der vorgab, die deutsche Regierung zu repräsentieren, die Grundstücke der Internationalen Vereinigung ernster Bibelforscher oder das Bethel-Heim betreten hat.

Man kann sich aber unschwer vorstellen, wie diese falschen Berichte die vom Volk natürlich geglaubt wurden, in der öffentlichen Meinung Feuer entzündet und bei allen ehrlichen Menschen Entrüstung hervorgerufen haben. Es unterliegt keinem Zweifel dass diese falschen Berichte bei der Verhaftung Verfolgung und Einkerkerung unserer Brüder eine Rolle spielten.

Unseren Brüdern war die Freilassung gegen Bürgschaft zweimal verweigert worden, und auf Darlegung der Petition und Argumente hin, wurde am 21. März 1919, genau neun Monate vom Datum ihrer Verurteilung an gerechnet, angeordnet, dass sie gegen Bürgschaft freigelassen würden.
Am Donnerstag dem 25. März brachen unsre Brüder von Atlanta nach Brooklyn auf.

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Wachtturm (deutsch)
1920, Nr. 6 Juni
S. 96
Wir machen den lieben Geschwistern die hocherfreuliche Mitteilung, dass die Regierung der USA die Anklagen gegen Bruder Rutherford und die sieben anderen Brüder vollständig zurückgezogen hat. Wir freuen uns sehr darüber und danken dem Herrn für seinen starken Schutz und seine große Hilfe.

Unseren Brüdern war bekanntlich eine neue Revision des Prozesses bewilligt, und als diese am Mittwoch dem 5. Mai beginnen sollte, ungefähr zwei Jahre nach Anfang des ersten Prozesses beantragte der Regierungs-Staatsanwalt Niederschlagung der Anklage unter Hinweis auf eine Erklärung des Richters Howe, dass das von ihn verhängte schwere Urteil den Zweck gehabt habe, während des Krieges einen starken moralischen Eindruck zu machen. Demnach verfügte Richter Chatfield im Brooklyner Bundesgericht völlige Aufhebung der Anklage und schon eine Viertelstunde nach Beginn dieser Gerichtssitzung konnten unsere Brüder ganzlich frei den Gerichtssaal verlassen.


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