Mysteriöse Funkanlage


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 27. Mai 2001 17:18:54:

Der Kriegseintritt der USA in den Ersten Weltkrieg erfolgte erst 1917. In den davorliegenden Kriegsjahren bestanden sehr wohl noch politische und wirtschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und den USA. In dem Moment, wo das Klima diesbezüglich umkippte, beinhaltete dies auch, dass die deutschfreundlichen Kreise in den USA, sich plötzlich auf der Verliererseite wiederfanden. Man erinnert sich, dass in der WTG-Erklärung vom 25. 6. 1933 an Hitler, unter anderem ostentativ die "Deutschfreundlichkeit" der WTG betont wurde. Man weiß weiter, solange wie Russell lebte, gab es bei den Bibelforschern die grundsätzliche Wehrdienstverweigerung noch nicht. Beliebte doch Russell sich unter anderem mit einem handfesten General, Manley P. Hall, in seiner engeren Umgebung zu dekorieren.
Dies alles im Sinn behaltend, weiß man weiter, dass mit Rutherford's Machtantritt, zugleich die WTG in eine existenzielle Krise geriet. Rutherford und weitere WTG-Funktionäre wurden zu mehr als 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die WTG summiert die einzelnen Anklagepunkte und macht gar 80 Jahre Zuchthaus daraus.
Bei der Analyse der diesbezüglichen Vorgänge stellt sich heraus, dass unter anderem ein mysteriöses Funkgerät im Brooklyner WTG-Gebäude dabei mit einen gewissen Part spielte.
An drei Stellen in der veröffentlichten Literatur wird darauf auch eingegangen. Jeweils Interessengeleitet eingegangen. Möglicherweise liegt die tatsächliche Wahrheit in der Mitte dieser unterschiedlichen Darstellungen.
Die drei Stellen sind:
Einmal das "Jahrbuch 1973 der Zeugen Jehovas". Dort der Großbritannien-Bericht S. 106f.
Zweitens das Uraniabuch von 1970, dort S. 114f.
Und drittens die "Christliche Verantwortung" Nr. 51 vom Juni 1973.
Nachstehend die Dokumentation der diesbezüglichen Passagen, die im nachfolgenden unkommentiert wieder gegeben werden. Wie auch immer man ihre Aussage bewertet. Als einen Beweis "göttlicher Leitung" dieser Organisation kann ich sie n i c h t ansehen.
Das ZJ-Jahrbuch 1973 schrieb:

Zum Beispiel berichtete die Zeitung Northern Echo: „Die Bundesbehörden haben heute im Bethelheim, in der Zentrale der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung an der Columbia Heights in Brooklyn, eine Razzia gemacht und dort ein starkes Funkgerät beschlagnahmt. Das Grundstück liegt am New Yorker Hafen." Ein anderer Bericht fügte hinzu: „Das Gerät sollte vermutlich zur Verbindung mit dem Feind benutzt werden." Mit großer Freude sorgte der Feind dafür, daß dieser irreführende Bericht weit in Umlauf gesetzt wurde.
Aber wie verhielt sich die Sache in Wirklichkeit? Tatsachengemäß wurde sie in der Ausgabe vom 8. März der Zeitschrift Electrical Review folgendermaßen berichtet: „VERBOTENES FUNKGERÄT — Reuter berichtet, daß die Bundesbehörden in New York das Tower-Bürogebäude am Lower Broadway besetzt haben, wo ein Funkgerät entdeckt wurde, das stark genug ist, um Nachrichtenverbindung mit Deutschland herzustellen. Dieser Funkapparat befand sich im Besitz eines gewissen Richard Pfund, ehemals Direktor der Telefunkenwerke in Tuckerton und Sayville. Obwohl der Apparat nicht angeschlossen war, erklärten Experten, er könne innerhalb einer halben Stunde in Gang gesetzt werden. Als Pfund darüber befragt wurde, erklärte er, er experimentiere für die amerikanische Kriegsmarine. Die Richtigkeit dieser Erklärung wurde später nachgewiesen, aber die Behörden stellen jetzt weitere Untersuchungen an."
Das Tower-Bürogebäude am Lower Broadway in Manhattan war vom Bethel an der Columbia Heights in Brooklyn weit entfernt, sowohl geographisch als auch phonetisch und in jeder anderen Hinsicht. Da der Bericht aus New York stammte und von einem erfahrenen Korrespondenten der Central News Agency geliefert wurde, beschrieb Rutherford die Angelegenheit richtig, denn als Erwiderung telegrafierte er an Hemery in London: „BERICHTE ÜBER RAZZIA AUF FUNKGERÄT BÖSWILLIG FALSCH."
Dennoch war dadurch Schaden angerichtet worden, und dies führte zu einer Untersuchung durch den Direktor des Pressebüros in Großbritannien.


Das Urania-Buch von 1970 schrieb:
Die mysteriöse Funkanlage im WTG-Hauptbüro in Brooklyn, New York

Von 1915 bis 1918 arbeitete im WTG-Hauptbüro in Brooklyn, New York, eine Funkanlage für die Übermittlung chiffrierter oder verschlüsselter Nachrichten ein äußerst erstaunliches Phänomen für eine Religionsgemeinschaft wie die WTG, die nicht müde wird, immer wieder ihren angeblich unpolitischen und neutralen Charakter zu beteuern, und die somit nichts »mit dieser Welt« zu tun habe. Zunächst ist es jedoch zweckmäßig zu lesen, was die WTG selbst in dieser Sache zu sagen hat (»Der Wachtturm« vom 15. Juni 1955):

Zitat: "Der WACHTTURM 15. Juni 1955
SPÄTER, im Februar 1918, leitete der geheime Armee-Nachrichtendienst der Vereinigten Staaten in New-York-Stadt eine Untersuchung ein über die Zentrale der Watch Tower Society in Brooklyn. Falsche Berichte waren in Umlauf, gemäß denen die Gesellschaft auf dem Bethelheim eine starke Funkstation installiert gehabt hätte, die Botschaften über den Atlantik senden könnte und dazu benutzt worden sei, mit dem Feinde in Deutschland zu verkehren. Tatsache ist, dass Pastor Russell zu seinen Lebzeiten von einem Bruder einen kleinen Empfänger für drahtlose 'Telegrafie geschenkt erhalten hatte. Ein Sender war nicht
vorhanden. Niemals wurde irgendeine Botschaft vom Bethelheim durch drahtlose Telegrafie gesendet. Dies, war m Jahre 1915 gewesen, vor der Zeit des Rundfunks, als die drahtlose Telegrafie noch in ihren Kinderschuhen steckte. Im Jahre 1918, als zwei Beamte vom geheimen Armee-Nachrichtendienst durchs Bethel gingen, wurden sie auf das Dach geführt, und es wurde ihnen das Schutzdach gezeigt, unter dem der drahtlose Empfangsapparat gewesen war, und darauf, in einem Lagerraum unten, zeigte man ihnen das wohlversorgte Instrument selbst. Mit unserer Zustimmung wurde der Empfangsapparat von diesen
Militärpersonen fortgenommen."
1959/60 geht die WTG wieder auf diese Angelegenheit ein: in ihrem Geschichtsbuch »Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben«, S.76.

Zitat:
"JEHOVAS ZEUGEN IN GOTTES VORHABEN
Der geheime US-Armee-Nachrichtendienst in der Stadt New York führte eine Untersuchung des Hauptbüros der Gesellschaft durch. Es war ihm angezeigt worden, die Gesellschaft sei aufrührerisch und sie stehe unter Verdacht, mit dem Feind in Deutschland Kontakt zu haben. Da sich die Vereinigten Staaten mit Deutschland und den Mittelmächten damals im
Kriegszustand befanden, war dies eine schwerwiegende Anklage. Der Regierung der Vereinigten Staaten war die Falschmeldung gemacht worden. dass das Hauptbüro im Brooklyner Bethel eine Zentrale zur Nachrichtenübermittlung an die deutsche Regierung sei.
LOIS: Auf welche Weise? Durch einen internationalen Spionagering?
JOHANNES: Nein, die Anschuldigung war sogar noch lächerlicherer. Wie du weißt, waren bis zum Jahre 1918, also vier volle Jahre vor der Zeit der Radiosendungen, in der ganzen westlichen Welt Fernsprechverbindungen und ein Telegraphendienst eingerichtet worden, und mit dem Jahr 1915 hatte man angefangen, mit drahtlosen Nachrichtenübertragungen zu
experimentieren Aber diese waren nicht zuverlässig, und drahtlose, verschlüsselte Nachrichten konnten noch nicht auf größere Entfernungen gesandt werden. Im Jahre 1915 hatte jemand Bruder Russell ein kleines Empfangsgerät gegeben, obwohl er selbst nicht sehr daran interessiert war, hatten doch andere Personen im Hauptbüro im Bethel eine kleine Antenne auf dem Dach des Bethels angebracht um zu versuchen, Botschaften aufzufangen, doch ohne viel Erfolg. Im Jahre 1918 wurde das Empfangsgerät in einem Schrank abgestellt. Zu keiner Zeit wurden Botschaften vom Bethel ausgesandt. Als im Jahre 1918 zwei Leute vom Armeegeheimdienst durch das Bethel gingen, nahm man sie mit auf das Dach und zeigte ihnen den Ort, wo der Empfänger gestanden hatte. Dann zeigte man ihnen das Empfangsgerät selbst, das verpackt weggestellt worden war. Die Brüder, waren sogleich einverstanden, dass die Armeeleute den Empfänger mitnahmen und die Antenne beseitigten. Es war offenkundig, dass keiner dieser beiden Gegenstände lange Zeit benutzt worden war."

Wenn man unbefangen diese Erklärungen liest, könnte man der Funkgeschichte zunächst gar keine besondere Bedeutung beimessen, wenn es auch verwunderlich erscheint, dass sich in der Pionierzeit des Funkwesens auch eine Religionsgemeinschaft schon mit der Installierung und Benutzung einer solchen Anlage beschäftigte. So könnte man aus den Darstellungen der WTG annehmen, dass es sich lediglich um ein harmloses Hobby ihres Präsidenten handelte, das zu nichts besonderem getaugt habe und schon gar nicht den Zwecken dienen konnte, die der US-Armeegeheimdienst verfolgte.

Stutzig wird man aber, wenn Fachexperten die Darstellungen der WTG in ganz bestimmten Punkten widerlegen. Man lese, was der ehemalige Chef des amerikanischen Geheimdienstes, Allen Welsh Dulles, in seinem Buch »Im Geheimdienst« (The Craft of Intelligence, 1963), S. 42, über das Aufkommen derartiger Funkgeräte im Ersten Weltkrieg schreibt:

Zitat:
"Der Erste Weltkrieg brachte jedoch eine Reihe von Neuerungen auf dem Gebiet der Spionage. Eine davon war der Gebrauch von Radiosignalen zur Nachrichtenübermittlung in Kriegszeiten; damit bot sich die Möglichkeit, Nachrichten von ungeheurer taktischer und wohl auch strategischer Tragweite zu erlangen, indem man die Radiosignale auffing und die geheimen Codes und Chiffren entschlüsselte."

Genau ein solches Gerät hatte die WTG 1915 in ihrem Hauptbüro in New York installiert.

Weiter ist es Tatsache, dass zu jener Zeit in den USA zwei Funkstationen existierten, die mit Deutschland Verbindung unterhielten, eine in Sayville, Long Island, und die andere in Tuckerton, New Jersey. Über die Station in Sayville stand der deutsche Botschafter in den USA, Graf Bernstorff, schon 1915 mit der Reichsregierung in Berlin in Verbindung, deutscherseits über die Großfunkanlage in Nauen bei Berlin. Die Anlage in Tuckerton hatte Verbindung mit der Anlage in Eilvese bei Hannover, und zwar für Amerikaner, die mit Deutschland in »Geschäftsverbindung« standen. (Ebenda S. 27, 28; Tansill, C. C.
Amerika geht in den Krieg. Stuttgart 1939, S. 480). Das waren in der Hauptsache die deutsch-amerikanischen Finanzkapitalisten bzw. das amerikanische Großkapital um Warburg und Co. Angesichts dieser Tatsachen, die die WTG-Angaben über die 1915 eingeführten Funkanlagen und ihre Reichweite widerlegen, wird man skeptisch und betrachtet
die Einlassungen in dieser Sache genauer.

Die WTG hebt hervor, dass sie niemals irgendwelche Botschaften mit dieser Anlage gesendet habe, womit sie davon ablenken will, dass es nicht ums Senden, sondern ums Empfangen von Nachrichten ging. Man bedenke: Die neueste Entwicklung für Nachrichtenübermittlung in Kriegszeiten, wie Dulles es beschreibt, kaum technisch fertiggestellt, wird schon 1915 im
WTG-Hauptbüro aufgestellt. Damit dürfte klar sein, was hier gespielt wurde. Die WTG lässt durchblicken, dass ihr Präsident Russell »nicht sehr daran interessiert« gewesen sei. Russell war 1915 ein alter, kranker Mann, der nur noch ein Jahr zu leben hatte. Zweifellos wurde er von Rutherford auch in dieser Sache überrumpelt.

Es bleibt nun noch die Frage zu klären, wie es dazu kam, dass man im WTG-Hauptbüro eine solche Nachrichtenanlage installierte, und wer hinter dieser Sache stand, worüber die WTG natürlich ebenfalls schweigt. Dazu muss man wieder einen Blick auf den Konkurrenzkampf der herrschenden amerikanischen Finanzkapitalisten werfen, auf ihre Europa bzw. Deutschlandpolitik. Die Anzeige war gemacht worden, die WTG stehe unter Verdacht, »mit dem Feind in Deutschland Kontakt zu haben«.

Es wurde bereits erwähnt, dass es Morgans Kriegsgeschäft war, England im Krieg gegen Deutschland zu unterstützen. Im Gegensatz dazu wünschte die Gruppe um Warburg »ein siegreiches, aber nicht zu siegreiches Deutsches Reich«, wie Jakob Schiff vom Bankhaus Warburg, ein gebürtiger Deutscher aus Frankfurt (Main), dem Sitz des Stammhauses der Rothschilds, in einem Interview mit der amerikanischen Zeitung "New York Times« im November 1914 erklärte. (Falcke: Vor dem Eintritt Amerikas in den Weltkrieg. Dresden 1928, S. 56) Angeblich, »um eine völlige Neutralität sicherzustellen«, beschlagnahmte die
USA-Regierung im Jahre 1915 jedoch die beiden Funkstationen in Sayville und Tuckerton. Wie aus der diplomatischen Korrespondenz des deutschen Botschafters Graf Bernstorff an Oberst House, USA-Präsident Wilsons Sekretär, vom 15. Oktober 1916 hervorgeht, waren die beiden Funkstationen die einzigen für unkontrollierte Verbindung zwischen den USA und
Deutschland gewesen. (Tansill, C. C.: Amerika geht in den Krieg. Stuttgart 1939, S. 480) Mit anderen Worten, die Finanzkapitalisten um Warburg hatten seit 1915 keine unkontrollierte Funkverbindung mehr für ihre »Geschäftsinteressen« mit Deutschland, wo einer der Gebrüder Warburg Geheimdienstchef war.

Da auf einmal »schenkt« man - den Namen des »Schenkenden« verschweigt die WTG - ihrem Präsidenten Russell eine Funkanlage neuester Entwicklung und baut sie im Hauptbüro der WTG in Brooklyn, New York, unter dem Dachboden auf, und das im gleichen Jahre 1915. Diese Tatsache führt zu der Schlussfolgerung, dass es sich hier um eine Fortsetzung der von
der USA-Regierung unerwünschten unkontrollierten Nachrichtenübermittlung handelte, deretwegen die beiden einzigen derartigen Stationen in Sayville und Tuckerton beschlagnahmt worden waren.

Es erhebt sich nun die Frage, woher die WTG über die in ihrem Hauptbüro seit 1915 installierte Funkanlage Nachrichten »aufgefangen« oder empfangen hat. Kein damaliges WTG-Zweigbüro und schon gar nicht das deutsche in Barmen verfügte über eine Parallelfunkstation, mit der das Hauptbüro in Brooklyn über Funk hätte in Verbindung stehen können. Was man daher mit der Funkanlage im Hauptbüro auffing, war und konnte nichts anderes sein als das, was die Funkanlagen des deutschen Nachrichtendienstes in Eilvese bzw. Nauen nach den USA ausstrahlten. Und die WTG gibt zu, »Botschaften« aufgefangen zu haben! Das ging bis zum Frühjahr 1918, als der amerikanische Armeegeheimdienst davon erfuhr und die WTG-Funkanlage dann sofort beschlagnahmte. Zu jener Zeit wurde die neutralistische Finanzgruppe in der USA-Regierung entmachtet, und ihr Haupt, Paul Warburg, musste zurücktreten, während man die WTG-Führung unter Rutherford verhaftete
und der ganzen Politik, der die WTG diente, in den USA ein Ende bereitete.

Damit wäre einiges Licht in das Dunkel um das Phänomen gebracht, das die Installierung einer solchen geheimen Funkanlage im WTG-Hauptbüro in Brooklyn, New York, ohne Zweifel darstellt, wenn man die WTG nur als eine normale religiöse Organisation betrachtet. Auf Grund der hier aufgezeigten Zusammenhänge und Hintergründe kann man mit Recht sagen, dass die WTG auf diese Weise auch in letzter Konsequenz den herrschenden imperialistischen Kräften in den USA dienstbar geworden ist.


Die "Christliche Verantwortung" Nr. 51 schrieb:
Im Jahrbuch 1973 (dt.) im Bericht über die Britischen Inseln (S. 106f) geht die WTG erneut auf die umstrittene Tatsache eines geheimen Funkgerätes im 1. Weltkrieg, aufgestellt im Hauptbüro in Brooklyn, ein. Das Jahrbuch bringt folgende Erklärung dazu als tatsachengemäß:
"Verbotenes Funkgerät - Reuter berichtet, daß die Bundesbehörden in New York das Tower-Bürogebäude am Lower Brodway besetzt haben, wo ein Funkgerät entdeckt wurde, das stark genug ist, um Nachrichtenverbindung mit Deutschland herzustellen. Dieser Funkapparat befand sich im Besitz eines gewissen Richard Pfund, ehemals Direktor der Telefunkenwerke in Tuckerton und Sayville. Obwohl der Apparat nicht angeschlossen war, erklärten Experten, er könne innerhalb einer halben Stunde in Gang gesetzt werden. Als Pfund darüber befragt wurde, erklärte er, er experimentiere für die amerikanische Kriegsmarine. Die Richtigkeit dieser Erklärung wurde später nachgewiesen, aber die Behörden stellen jetzt weitere Untersuchungen ein."
Bevor zu diesem Jahrbuch-Bericht mehr gesagt wird, ist es gut, einige andere bekannte WTG-Erklärungen hierzu zu betrachten.
Im WT vom 15. Juni 1955, "Neuzeitliche Geschichte der Zeugen Jehovas", 8. Teil, hieß es: "Tatsache ist, daß Pastor Russell zu seinen Lebzeiten von einem Bruder einen kleinen Empfänger für eine drahtlose Telegrafie erhalten hatte. Dies war im Jahre 1915 gewesen . . ."
Im WTG-Geschichtsbuch "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben" (dt. 1960) S. 76 hieß es dazu: "Der geheime US-Armee-Nachrichtendienst in der Stadt New York führte eine Durchsuchung des Hauptbüros der Gesellschaft durch . . . Im Jahre 1915 hatte jemand Bruder Russell ein kleines Empfangsgerät gegeben . . . Antenne auf dem Dach des Bethels angebracht, um zu versuchen, Botschaften aufzufangen, doch ohne viel Erfolg . . . Als im Jahre 1918 zwei Leute vom Armeegeheimdienst durch das Bethel gingen . . . Die Brüder waren sogleich einverstanden, daß die Armeeleute den Empfänger mitnahmen . . ."
In dem 1970 in der DDR und BRD veröffentlichten Werk "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft". Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin, Abschnitt "Die mysteriöse Funkanlage im WTG-Hauptbüro . . ." wurde dies näher behandelt. Es wurde dargelegt, daß es sich bei dem Funkgerät nach Vergleich mit Aussagen des USA-Geheimdienstchefs A. W. Dulles tatsächlich um ein Spionagegerät gehandelt hat. Weiter, daß Russell dieses Gerät erhielt, als im gleichen Jahr 1915 die USA-Regierung die zwei einzigen Funkstationen in Tuckerton und Sayville zur Verhinderung illegalen Funkverkehrs mit dem kriegführenden Deutschland beschlagnahmte. Die Stationen hatten u. a. für das Bankhaus Warburg gearbeitet, deren Gebrüder einer in Deutschland im Geheimdienst arbeitete.
Mit der Jahrbucherklärung, daß der Besitzer des Funkgerätes, der es Bruder Russell nur schenken konnte, der ein "Bruder" war, und zugleich Direktor der Werke in Tuckerton und Sayville, werden die Angaben in der Dokumentation von 1970 bestätigt. Wenn weiter richtig ist, daß der Bruder Pfund mit dem Funkgerät für die amerikanischen Kriegsmarine experimentierte, so ist nicht mehr verwunderlich, daß WTG-Präsident Rutherford vor seiner Verhaftung 1918 enge Beziehungen zu Offizieren der amerikanschen Marine hatte .... Einer der Gebrüder Warburg saß im Aufsichtsrat der Hamburg-Amerika-Schiffahrtslinie, deren Generaldirektor Dr. Bünz auch 1918 in den USA wegen Spionage verhaftet wurde.


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