Re: Versuch einer verspäteten Antwort


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 14. April 2007 11:28:12:

Als Antwort auf: Re: Versuch einer verspäteten Antwort geschrieben von D. am 14. April 2007 11:14:01:

Zwar nur indirekt auf das Thema anwendbar, vielleicht aber doch als interessant einzustufen, jener Bericht im „Trost" vom 1. 2. 1939 über den „Mäuseturm zu Bingen".
„Trost" berichtete dort:

Bei Bingen, wo der Rhein gewalttätig die Grauwackeschichten des Gebirges durchbricht und reißender ist als weiter oben bei Mainz, erhebt sich mitten im Strom ein Turm, an den sich eine bedeutsame Sage knüpft, die, obwohl schon tausendjährig, im Gedächtnis des Volkes bis zum heutigen Tage haften blieb.

Vor etwa tausend Jahren regierte auf dem Bischofsitz zu Mainz Hatto II. als Erzbischof. Die armen Mainzer, die von seinem Vorgänger hart bedrückt worden waren, glaubten nun, mit ihm käme das Heil. Sie sahen sich aber bitter enttäuscht in ihren Hoffnungen; der Abgaben wurden nicht weniger, denn der Bischof lebte wie sein Vorgänger, herrlich und in Freuden. Ein besonders gutes Jahr, in welchem nicht der Bischof, wohl aber der Himmel ihnen eine reiche Ernte schenkte, ließ sie endlich ein wenig aufatmen. Sie konnten sich wieder einmal sattessen und taten dies auch nach Herzenslust. Das nächste Jahr aber brachte wieder eine Mißernte. Ihr Bischof war klug gewesen und hatte - eingedenk des Sprüchleins von den sieben fetten und den sieben mageren Kühen - nicht nur seine eigenen Ernten in Vorratshäusern gesammelt, sondern noch soviel fremdes Getreide dazu gekauft als er nur zusammenraffen konnte. Außerdem hatte er alle Mühlen in der Mainzer Umgebung gekauft oder gepachtet und in jede einen seiner Verwalter gesetzt.

Von allem Mahlgut mußten diese nach seiner Weisung den vierten Teil als Mahllohn für seine eigenen Vorratshäuser zurückbehalten.
Die Bauern waren nun infolge der Mißernte vollständig auf den Erzbischof angewiesen und mußten bei ihm zu hohen Preisen das nötige Getreide kaufen. Da die Geschäfte sehr daniederlagen, mußten die Handwerker mit schmalen Bissen zufrieden sein; der Arme aber, der kein Geld hatte, mußte Hunger leiden, - und Hunger tut weh.

"Der Erzbischof muß uns von seinem Überfluß geben!", so sagten die Armen - und
"Herr! hilf uns, wir verderben!", so riefen sie vor seinem Prunkschloß zu Mainz. Der Erzbischof aber gedachte nicht des Prophetenwortes: "Besteht dein Fasten nicht darin, dein Brot dem Hungrigen zu brechen?" - sondern er ließ die Hungernden mit harten Worten abweisen. Und als der Hunger sie am folgenden Tage wieder vor seine Tore trieb, da trat er gar unter sie und rief höhnend: "Ist's nicht genug, daß ich für Vorrat gesorgt habe?
Meint ihr, die viele Mühe und Arbeit, die mir das verursacht hat, wolle ich umsonst auf mich genommen haben? Ihr schützt eure Armut vor! Faule, liederliche Lumpen seid ihr!
Hättet ihr in der guten Zeit tüchtig gearbeitet und gespart, so könntet ihr jetzt Brot kaufen! Von mir bekommt ihr nichts, wenn ihr nicht den vollen Preis bezahlt."

Kein Stäubchen wollte er ihnen geben, sondern er drohte ihnen sogar, er würde sie mit Spießen und Stangen vom Hofe treiben lassen. Da der Hunger aber ein gar schlimmer Quälgeist ist und immer schlimmer wird, so kamen die Armen immer wieder in hellen Haufen vor des Erzbischofs Palast - ihre Klage hätte aber eher einen Stein als des Erzbischofs hartes Herz erweichen können.

Vielmehr ersann dieser einen teuflischen Plan: Er schickte den Verwalter eines bereits ausverkauften Vorratshauses hinunter vor das Schloß. Als dieser mit dem Schlüsselbunde unter die jammernde Menge trat und ihr zurief: "Kommt mit!", da war plötzlich alles Elend vergessen, und hoffnungsfroh ergoß sich der ganze Menschenstrom, Männer, Weiber, Kinder und Greise, in das leere Vorratshaus. Dort sagte der Verwalter: "Hier in dieser Nebenkammer ist noch einiges Getreide, das ich euch geben soll; aber ich sehe, daß ich den Schlüssel vergessen habe. Wartet ein Weilchen, ich will ihn holen!"

Damit ging der Verwalter, verschloß aber von außen den Kornspeicher und berichtete dann dem Erzbischof, daß der ganze Schwarm in dem Vorratshause eingeschlossen sei. Dieser ließ den Holzspeicher an allen vier Ecken anzünden. Als das Geschrei der Erstickenden und Verbrennenden zu ihm drang, da rief der grausame Mann mit teuflischem Hohn: "Hört, wie meine Mäuse pfeifen!"

Eine alte gebrechliche Frau, die zu spät gekommen war und nun am Wege saß, hörte des Bischofs gottlose Worte. Da erhob sie sich und rief, daß es gellend in den Ohren des Hartherzigen klang: "Wehe! Dreimal Wehe dir, du Unmensch! Der allbarmherzige und gerechte Gott wird die Verwünschungen der Unglücklichen erhören, er wird alle deine Vorräte und endlich nach langen Qualen dich selber von Ratten und Mäusen auffressen lassen!" -

Der Erzbischof ging lachend von hinnen.
Am ändern Morgen aber trat sein Mundkoch ohne Frühstück mit sehr verlegener Miene vor seinen Herrn und sagte: "Herr, alle Vorräte der Speisekammer wurden während der Nacht von Ratten und Mäusen verzehrt; ich fand nichts, um euch euren Morgenimbiß bereiten zu können, und muß um Geduld bitten, bis ich das Nötige anderswoher beschafft habe."

Und dann meldeten die Verwalter seiner sämtlichen Vorratshäuser, es seien Heere von Ratten und Mäusen in diese eingebrochen, die alles verwüsteten und verunreinigten, so daß von den ganzen ungeheuren Vorräten nichts mehr zu verwerten sei. So ungeheuer vermehrten sie sich, daß man ihrer unmöglich Herr werden konnte.

"Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen!", meinten die Verwalter.
"Ja, das ist nur eure bequeme Ausrede!", fiel der Erzbischof zornig dem Sprecher ins Wort, "es geht aber wohl mit rechten Dingen zu! Ihr seid nachlässige, faule Verwalter gewesen!
Solches Ungeziefer kommt nicht plötzlich scharen- und herdenweise; aber es vermehrt sich schnell. Hättet ihr, als es deren noch wenige waren, Fallen gestellt und Katzen in die Häuser gesperrt, dann wären sie jetzt nicht in so großer Anzahl vorhanden. Durch eure Liederlichkeit, durch nichts anderes, werde ich zum armen Manne werden; aber ihr sollt mir's büßen!"

Während die Verwalter noch ihre Unschuld beteuerten, kam der Erzbischof auf einen anderen Gedanken:
"Wer von euch kennt das alte Weib, das mir gestern an dem brennenden Speicher den Fluch zuschleuderte? Das ist eine Hexe, die mir das Ungeziefer über den Hals gebracht hat. Schafft sie zur Stelle, sie muß verbrennen." - Das arme Weib aber war während der Nacht vor Hunger gestorben. -

Und dann kam die Nacht, und der Erzbischof lag auf weichem Pfühl - aber einschlafen konnte er nicht. Das huschte, raschelte und trippelte so geheimnisvoll in dem stillen Gemache, das knabberte und nagte an Tischen, Stühlen und an den Bettpfosten - was war das nur? - Da fühlte er plötzlich einen stechenden Schmerz an der großen Zehe, als ob sie angebissen würde, und als er wild mit dem Fuß gegen die Bettpfosten trat, merkte er schaudernd, daß er eine Ratte totgetreten hatte.

Bald darauf huschte ihm eine Maus übers Gesicht, die es wohl auf seine Nase abgesehen hatte.
Da befahl er seinem Diener: "Bleibe an meinem Bett sitzen, damit ich schlafen kann." Aber auch diesem gelang es nicht, die Mäuse ganz von seinem Herrn fernzuhalten. Als sich aber am ändern Morgen der Erzbischof ankleiden wollte, da fielen aus den Ärmeln und aus allen Taschen seiner Kleider Mäuse heraus, und auch in jedem Stiefel hatte sich eine Rattenfamilie einquartiert.

Die nächsten Nächte waren noch schlimmer, und die Plage wurde immer größer. Die Tiere kamen schließlich an seine Tafel und leckten an den Speisen, und wenn er aus seinem Humpen trinken wollte, fand er ertränkte Mäuse in dem Wein.

"Nun", schrie der Erzbischof wütend, "wenn auch ganz Mainz ein Ratten- und Mäusenest ist, so will ich mir doch Ruhe vor dem Ungeziefer schaffen. Sie laufen mir auf der Erde nach; hoffentlich wird sie doch das Wasser abhalten, mir zu folgen!" Sprach's und berief seinen Baumeister, dem er befahl, in möglichster Eile einen festen Turm mitten im Rhein zu bauen.

"Es soll geschehen, Herr!", sprach der Baumeister, "ich werde den Turm unterhalb Mainz, in der Nähe von Bingen, bauen, wo der Strom reißender ist als hier. Da soll kein Ungeziefer hinüberkommen!" Täglich trieb nun der immer mehr geplagte Erzbischof zur Eile an.

Als der Bau endlich fertig war, fuhr Hatto ganz allein in einem kleinen Fahrzeuge über den Strom. Und als die Tür hinter ihm geschlossen und in dem Turmgemach alles still und friedlich war, da fühlte er sich von aller Qual und Angst befreit, legte sich auf das Prunkbett und schlief ein.

Aber mitten in der Nacht schreckte er auf; er fühlte überall an seinem Körper stechende Schmerzen, und als er entsetzt aus dem Bett sprang, da kletterten Hunderte von Ratten und Mäusen an ihm empör und bissen sich an allen Teilen seines Körpers fest. Verzweifelnd schrie er um Hilfe, doch sein Gebrüll blieb ungehört; allein und verlassen war er den Rachegeistern preisgegeben. -

Nun kam die Reue, nun schrie er zum Himmel auf und gelobte Besserung. Aber die Reue kam zu spät - der Himmel blieb taub.

Als am ändern Morgen der Mundkoch über den Strom fuhr, um seinem Herrn das Frühmal zu bringen, da sah er das Entsetzliche: der Erzbischof war tot, er fand nur sein Gerippe; Ratten und Mäuse hatten ihm alles Fleisch von den Knochen gefressen!

Das war das Ende des grausamen und hartherzigen Erzbischofs Hatto II. von Mainz. Heute noch steht im Rhein der Mäuseturm bei Bingen, damit er Zeugnis geben kann von der furchtbaren Strafgewalt des gerechten Gottes. -
Solches erzählt die Sage. ..

Zum Thema Mäuseturm

Nachtrag:
Eine derzeit noch nicht völlig ausgeformte neuere Sage stellt die Frage, welche Rolle oder Stellenwert da noch dem Kongreßzentrum der Zeugen Jehovas, just auch in Bingen von faktischen WTG-Schwazarbeitern errichtet, noch spielt.
Da Sagen sich über Jahrhunderte ausformen, wird man wohl auch in diesem Falle noch etwas Geduld haben müssen.
 


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