Re: "Erwachet!" 8. 4. 1947 (Vor sechzig Jahren)


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 09. April 2007 04:45:25:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 4. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. April 2007 06:06:13:

86 Prozent der Bevölkerung in der kanadischen Provinz Quebec zählten sich im Jahre 1945 als zur katholischen Kirche zugehörig. Mehr noch. Ihre Position ausnutzend übte die katholische Kirche dort, auch einen maßgeblichen politischen Einfluss aus. Symptom dafür ist auch die Angabe in "Erwachet!" vom 8. 4. 1947:

"In der gesetzgebenden Körperschaft von Quebec ist über dem Stuhl des Sprechers das Kruzifix angebracht, und in dem Parlamentsgebäude Quebecks ist an der Seite des Thrones für den Lieutenant-Governor von Quebeck ein Thron für den Kardinal aufgestellt."

Auch in dieser katholisch geprägten Gegend, wollten Jehovas Zeugen "es wissen". Beispielhaft dafür die Versammlung von WTG-Präsident N. H. Knorr mit ungefähr 120 Vollzeitdienern, wobei er den Anwesenden mitteilte, "dass fünfzig von diesen Pionierpredigern die nächste Klasse der Wachtturm Bibelschule Gilead besuchen werden; sie sollen die französische Sprache erlernen und dann zurückkehren, um in dem durch Priester gequälten Quebeck und den Seeprovinzen zu predigen."

Offensichtlich war die katholische Kirche vor Ort, nicht gewillt, die Invasion dieser Eindringlinge tatenlos hinzunehmen. Und mehr noch. Ihre Sprecher konnten auch ihr Fußvolk mobilisieren. Wie scharfe Hunde auf die Zeugen angesetzt. Als Veranschaulichungsbeispiel eine von den Zeugen Jehovas einberufene Versammlung. "Erwachet!" berichtet:

"Ungefähr 125 Personen waren zum Vortrag gekommen, aber zur Zeit des Beginns war eine Pöbelmenge von 1200 gekommen, um die Versammlung zu sprengen. Sie hatten einen mit Tomaten und Kartoffeln beladenen Wagen mit sich gebracht, und zu diesen Wurfgeschossen fügten sie eine große Menge von Steinen hinzu, als das Sperrfeuer begann."

Das alles spielte sich etwa im September 1945 ab. Damit war der Status fast bürgerkriegsähnlicher Verhältnisse erreicht. Zu einem Streit gehören bekanntlich immer zwei. Und auch der Spruch, dass der Klügere nachgibt, mag da durchaus bedenkenswert sein. Wollte die WTG ihrerseits nachgeben? Nie und nimmer, so ihre Parole. Ganz im Gegenteil. Weiteres anheizen des Konflikts hatte sie auf ihre Fahnen geschrieben. Eigens eine reißerisches Traktat mit dem Titel: "Quebecks lodernder Hass gegen Gott Christus und Freiheit ist eine Schmach für ganz Kanada" verfassen lassen. 1 Million Exemplare davon in Englisch 500.000 in französisch und 75.000 in Ukrainisch, sollten gemäß WTG-Planung schlagartig am 15. 11. 1945 in ganz Kanada verbreitet werden.

Die WTG tat also alles, um ihrerseits diesen Konflikt weiter zu eskalieren. Aber das ist man ja von ihr auch andernorts zur Genüge gewohnt. So war das schon immer mit den Kolonialherren, egal ob politisch oder religiös akzentuiert. Wer sich ihnen nicht willfährig zeigt, lernt ihre aggressive Fratze noch näher kennen!


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