Geschrieben von Drahbeck am 16. Februar 2002 08:50:29:
Mord in Albanien
Albanien bezeichnete sich zu kommunistischen Zeiten als der "erste atheistische
Staat". Ich würde für dieses Regime viel lieber eine andere Bezeichnung wählen. D
e r erste (erste im Sinne von führend) t o t a l i t ä r e Staat in Europa nach 1945.
Und was das angebliche "atheistisch sein" anbelangt, so war dies unter anderem
durch diverse Stalindenkmäler gekennzeichnet, und dies noch zu einer Zeit, wo andernorts
in Osteuropa Stalin schon zur Unperson abgedriftet war. Das dazu erstmal.
Da konnte man im "Wachtturm" vom 1. 1. 2002 S. 28 auch die schauerliche
Geschichte lesen:
"Sie (albanische Zeugen Jehovas) erwähnten den Fall eines lieben Bruders, der
entschlossen gewesen war, bei einer bevorstehenden Wahl politisch neutral zu bleiben. Da
der Staat alles und jeden kontrollierte, hätte das für seine Angehörigen bedeutet, dass
sie keine Lebensmittelrationen mehr zugeteilt bekommen hätten. Seine verheirateten Kinder
und deren Familien wären alle ins Gefängnis gekommen, obwohl sie die religiösen
Ansichten ihres Vaters nicht teilten. Wie berichtet wurde, brachten verängstigte
Verwandte den Bruder in der Nacht vor der Wahl um. Sie warfen die Leiche in einen Brunnen
und behaupteten später, er habe sich aus Angst das Leben genommen."
Die WTG schildert diesen Vorgang im Stile von "Standhaft trotz
Verfolgung". Weiteres dazu weiß sie nicht zu sagen. Ist mit dieser Sprachlosigkeit
das Thema schon vom Tisch? Ich meine nein. Warum gibt es den Grundsatz der
"theokratischen Kriegslist", den die WTG auch in Recht zweifelhaften Situationen
anwenden lässt. Warum nicht auch unter solchen Konstellationen wie den vorher
geschilderten? Warum bremst sie nicht in solchen Fällen und sagt den Betreffenden
(sinngemäß); sofern ihr formal an der sogenannten "Wahl" teilnehmt, ist dies
lediglich Ausdruck des Zwanges der in eurem Lande herrscht, jedoch keine echte
gewissensbedingte Befürwortung jenes Regimes.
Warum ließ die WTG 1943 als es auch in Schweiz um i h r Sein oder Nichtsein ging, durch
ihre Vertreter eine Erklärung abgeben "man leiste ja Wehrdienst", um so die
drohende Schließung ihres Berner Büros und möglicherweise darüberhinausgehend
vielleicht gar noch ein Gesamtverbot zu verhindern?! Da wo es um die eigentlichen
WTG-Interessen ging, konnte man flexibel sein. Indes im Falle kommunistisches Osteuropa
sind die dortigen Zeugen Jehovas für die WTG nur als Verheizungsmaterial interessant.
Auch der Fall Albanien belegt dies.
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