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Geschrieben von Drahbeck am 25. November 2001 18:00:04: Buch: "Vergewissert euch über alle Dinge" In der Sache behandelt der Artikel das WTG-Buch "Vergewissert euch über alle
Dinge". Das erschien in Englisch erstmals im Jahre 1953, die deutsche Übersetzung
wurde 1957 publiziert. Dann gab es noch eine revidierte Fassung davon. In Englisch 1965
und in Deutsch 1974 erschienen. Stein des Anstoßes für die CV ist darin besonders der
Artikel über den Kommunismus. Namentlich seine "Definition" und diverse
Zwischenüberschriften in der ersten Auflage. Jene inkriminierte "Definition"
war in der zweiten Auflage dann nicht mehr enthalten. Und die CV meint bemängeln zu
müssen, dass besagte zweite Auflage so bewusst spät auch in deutscher Sprache herauskam. Wir erinnern uns an ein Interview, das der "Beauftragte der Wachtturm-Gesellschaft" W. Amann zum Kongreß in Dortmund, BRD, am 26. Juli 1960 dem Dortmunder "Westdeutschen Tageblatt" für die Öffentlichkeit gab. Darin stellte er u. a. dar, daß "die Kongresse der Zeugen Jehovas Bollwerke gegen den Kommunismus" seien. Damit war einmal mehr die Rolle aufgezeigt, die die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas unter der WTG in der bewegten "Landschaft" der christlichen Kirchen, Gemeinschaften und Bewegung in politischer Hinsicht zu spielen haben. In der Tat, seit Beginn des neuzeitlichen kalten Krieges 1947 bemühte sich die WTG vollauf, in nichts hinter den Hieben und Seitenhieben gegen Sozialismus und Kommunismus zurückzubleiben, wie sie von den tonangebenden kapitalistisch-imperialistischen Kräften ausgeteilt wurden.... Dabei kann man natürlich nicht übersehen, daß die WTG selbst erklärt, schon seit ihrer ersten "Wachtturm"-Ausgabe im Jahre 1879 gegen den Kommunismus zu kämpfen (Babylon die Große ist gefallen, S. 536).... Eines der Lehrbücher zur entsprechenden antikommunistischen Ausrichtung der Verkündigung war das Buch "Vergewissert euch über alle Dinge", in den USA in der hysterischsten Zeit des kalten Krieges 1953 veröffentlicht. Im deutschen Sprachgebiet wurde es 1957 als religiös-politischer Beitrag ins Schlachtfeld des kalten Krieges geworfen. Unter dem Stichwort "Kommunismus" wurde auf 7 Seiten in Stil und Jargon gegen den Kommunismus zu Felde gezogen, wie es die anderen antikommunistischen Kräfte nicht besser taten. Die Grundlage bildete eine "Definition" des Kommunismus im Sinne der bekannten imperialistischen Nachkriegs-Totalitarismus-Doktrin mit besonderer Charakterisierung des Kommunismus als "falsche Religion", eine auch von anderen praktizierte Methode, um zu übertölpeln. Die Pressekonferenz mit W. Amann 1960 in Dortmund demonstriert, wie die WTG auf dieser politischen Linie öffentlich wirkte.... Im Ergebnis wurde 1965 eine Neuauflage und Neufassung des Lehrbuches "Vergewissert euch über alle Dinge" herausgebracht. Mit einigen anderen Veränderungen gab es jetzt, eingeschränkt auf nur noch 4 Seiten, eine radikale Abschwächung der bisherigen aggressiven antikommunistischen Ausrichtung der Verkündigung. Die Kommunismus-"Definition" im Sinne der imperialistischen Totalitarismus-Doktrin wurde gänzlich entfernt. Auch die Untertitel wurden stark entschärft und ihres offenen hetzerischen antikommunistischen Charakters entkleidet, eine radikale Dämpfung der bisherigen antikommunistischen Aggressivität in der Verkündigung. Was ging vor? Gott können wir hier völlig ausschalten, es geht um rein politische Erwägungen. Wir müssen den politischen Hintergrund sehen, die mit Beginn der sechziger Jahre heraufziehende Veränderung der politischen "Großwetterlage". Der kalte Krieg gegen die sozialistischen Länder hatte sich als verfehlt erwiesen. Durch die Konsolidierung der sozialistischen Länder wurde klar, daß auf die Politik der friedlichen Koexistenz zwischen Ost und West eingegangen werden muß, und zwar in historischen Dimensionen. Auch die Kirchenpolitik mußte letztlich entsprechend umgeschaltet werden. Wer das Zusammenwirken der WTG in Brooklyn, New York, mit dem USA-Außenministerium in Washington kennt (siehe "Blaubuch"), wundert sich nicht, daß die WTG in dieser Situation auf einmal begann, ihre Lehrbücher politisch zu verändern. Allerdings blieben die vorgenommenen Abschwächungen des Antikommunismus auf den englischen Sprachraum des Werkes beschränkt. Andererseits gibt es fast kein WTG-Buch von Bedeutung, das nicht sofort nach seiner Veröffentlichung in den USA auch in die deutsche Sprache übersetzt und im deutschen Zweig verbreitet wurde. Die Neufassung des "Vergewissert"-Buches von 1965 als wichtigste umfassende Lehrzusammenfassung für die unmittelbare Verkündigung wurde jedoch nicht ins Deutsche übersetzt. Wie in der WTG-Politik nichts ein Versehen ist, so hatte auch dies seinen Grund. Der deutsche Zweig sollte aus mehreren Gründen weiter in unverminderter Aggressivität seine antikommunistische "Bollwerk"-Rolle spielen. Die "Deutschen" sollten einstweilen noch weiter wie bisher politisch "verheizt" werden. Man muß sich völlig davon frei machen, zu glauben, die Verantwortlichen in Brooklyn seien "liebende Brüder", christliche "Hirten" auch für die "geringsten der Brüder Christi". Die WTG-Politik beweist, daß in Brooklyn Taktiker und Strategen sitzen, die um ihres politischen Kurses willen, ist er entschieden, bedenkenlos über Unglück, Verzweiflung, ja über Tod der Verkündiger hinweggehen, um ihren Kurs "im Namen Jehovas" durchzusetzen.. Und wenn sie ihn später wieder ändern müssen. "Vergessen wir auch nicht, daß sich Jehovas. Organisation nicht ändern kann, um sich einzelnen Personen anzupassen", hieß es, deutlich genug im WT vom 1. Oktober 1974, S. 605, Abs. 26.... Hauptgründe für die Nichtübersetzung des "Vergewissert"Buches zur Verwendung durch den deutschen Zweig waren u. a. "Bedenken" im Hinblick auf die antikommunistische Untergrundtätigkeit des deutschen "Bollwerkes" in der DDR und anderen sozialistischen Ländern, für die das Zweigbüro in Wiesbaden "zuständig" ist. Könnten die dort zur Illegalität Verpflichteten nicht aufhorchen? Könnten sie nicht am Ende gegen die Untergrundtätigkeit "rebellieren"? Hatte nicht der damalige Leiter der Untergrundtätigkeit in der DDR, Werner Liebig aus Dresden, "gefährliche" Gedanken einer Weglassung der antikommunistischen politischen Hetze aus Literatur und Verkündigung in den sozialistischen Ländern? (Einfügung
von mir: Wie soll man jene Aussage über Liebig bewerten? Jener Liebig der 1965 erneut in
der DDR verhaftet wurde?! Jener Liebig über den die CV 11 einstmals geschrieben hatte: Das bedeutet, wer wählt, ist ein "NV" und wird einfach isoliert und beiseitegeschoben. Ihn trifft die gleicht Verachtung, wie einen, der dem "GE"-Bannstrahl unterliegt. Mit der Familie ist die illegale Organisation gemeint. Gegen diese Neutralitätsverordnung der WTG handelte Liebig ohne ausgeschlossen zu werden. Warum? Den höheren Dienern ist es erlaubt, dieses als "theokratische Kriegslist" anzuwenden, damit sie nicht auffallen. Mithin gilt diese heuchlerische NV-Verordnung, der WTG aus politischen Gründen nur für die kleinen Brüder und Schwestern, wo sie erbarmungslos angewandt wird. Dies sollte allen zu denken geben und zum Erkennen der "Hirten ohne Liebe" beitragen. - Ende der Einfügung) Erst Anfang der siebziger Jahre kam es bekanntlich zu den grundsätzlichen Vereinbarungen zwischen der DDR und der BRD im Hinblick auf eine völkerrechtliche Anerkennung der DDR und einen entsprechenden Abbau des kalten Krieges gegen die DDR. Nun wurde auch der deutsche Zweig aus seinen extremsten antikommunistischen Positionen zurückgepfiffen. Die "Vergewissert"-Neufassung von 1965 wird auch für den deutschen Verkündigungszweig freigegeben, noch fast zehnjähriger Zurückhaltung. Fassen wir zusammen. Wie mit kaum einem anderen WTG-Buch läßt sich Schicksal des "Vergewissert"-Buches mit seiner Ausrichtung für antikommunistischen Bibelmißbrauch die vorsätzliche politische Rolle aufzeigen, die die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas unter der WTG zu spielen hat. Selbstverständlich birgt jede Kursänderung der WTG das Risiko, die Gefahr in sich, daß man die WTG durchschaut. Und der deutsche Zweig ist in der "religiösen Landschaft" wichtig. Da 1975 ohnehin der Endzeitkurs geändert werden muß, mit allen Risiken und Gefahren, kommt es auf ein Risiko mehr auch nicht sonderlich an. Es "fügt" sich, um mit über die Bühne zu gehen. Man wird sehen, was übrig bleibt, und wer übrig bleibt. |