Antwort an R. U.


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 18. November 2001 17:51:25:

Bei InfoLink-Forum schrieb R. U. die nachfolgenden Zitate. Da dort unter einem (inzwischen recht umfangreichen) Thread doch recht unterschiedliche Themen angerissen wurden, möchte ich mal hier antworten. Vorab erstmal die mir wesentlich erscheinende Aussage:

"Wenn es darum geht, daß der Mensch nicht in der Lage sei, "seinen eigenen Weg zu richten", dann kann man dem bis jetzt nichts entgegen setzen.

Wenn wir uns einmal wieder die Amerikaner anschauen, dann möchte ich behaupten, daß sie durch das Ausmaß ihrer Umweltverschmutzung ebenfalls den Rest der Welt terrorisieren. Der große Aufschrei am 11. September geschah ja eigentlich auch nicht, weil jemand versucht hat, die USA anzugreifen, sondern weil die selbstgemachten Spielregeln der Amerikaner verletzt wurden.

Nach Vorstellung der Amerikaner wollen sie ja einen Schutzschirm haben, bevor "Schurkenstaaten" sie ernsthaft angreifen können. Dadurch prallt jeder Versuch, die Amerikaner zu bekämpfen, schon im Weltraum ab, während die Amerikaner den gesamten Planeten weiter als Müllhalde benutzen. Das Bestürzende für die Amerikaner war ja, daß man sie selbst im Herzen ihres Landes empfindlich treffen kann. Wenn man Strichlisten darüber machen würde, wer bisher wieviel Zivilisten getötet hat, dann hätten die Amerikaner allerdings bestimmt keinen Grund zur Beschwerde.

Warum ich das alles schreibe? Weil über den 11. September gesagt wurde, er habe die Geschichte verändert. In Wirklichkeit sehe ich davon nichts. Und deshalb kann es einem passen oder nicht, daß in der Bibel behauptet wird, der Mensch steuert auf seine Vernichtung zu, dadurch, daß man an der Bibel alles mögliche bemängelt, ändert sich die Situation der Menschen und der Erde nicht." Soweit R. U.

Was wäre dazu zu sagen? Sicherlich auch dies, dass die Weltgendarmpolitik der USA und ihrer dienstbeflissenen Lakaien z. B. im Berliner Bundeskanzleramt, mit ihrem vorauseilendem Gehorsam, auch nicht meinen "Beifall" findet. Eher das Gegenteil davon.

Sicherlich sind solche Tagespolitische Ereignisse auch (wieder mal) Wasser auf die Mühlen jener, die da glauben sie in das Korsett vermeintlicher "Bibelprophezeiungen" hineinzwängen zu können. Dass es solche Auslegungen (unterschiedlichster Art) nicht erst seit heute gibt, ist zur Genüge bekannt. Als Russell in den 1870-er Jahren anfing, glaubte er unter Hinweis auf seine tagespolitischen Erfahrungen, auch nur die Zukunft in den düstersten Farben ausmalen zu können. Den großen "Kampf zwischen Kapital und Arbeit" wähnte er als unausweichlich. Lag er mit seiner Einschätzung völlig schief? Das wird man so nicht sagen können. Russell reflektierte tatsächliche Spannungen und verbrämte sie religiös. Das ihm gewidmete Buchkapitel endet mit dem Satz:

"Sein 'Glück' ist es gewesen, dass in der Politik immer gravierende Fehler begangen wurden, die sich zu seiner Zeit im Ersten Weltkrieg entluden. So konnte er einen aufnahmebereiten Boden für seine Theorien besonders dort registrieren, wo der Boden aufgrund politischen Fehlverhaltens dafür vorbereitet war." (S.38)

Ein solches politisches Fehlverhalten, war Anspruch der deutschen Politik, als vermeintlich zu kurz gekommen, einen "Platz an der Sonne" zu erzwingen; auch um den Preis kriegerischer Auseinandersetzungen.

Sorry, es tut mir leid. In meinen Augen sind die politisch Verantwortlichen in den USA heute dort angelangt (im übertragenem Sinne) wo sich einst das kaiserliche Deutschland schon mal befand. Die Arroganz der USA-politischen Ansprüche nimmt sich diesbezüglich nicht viel, von der Arroganz wie sie seinzerzeit das kaiserliche Deutschland beseelte. Gerade der USA-Plan einer Weltraumgestützten "Absicherung" ist ein diesbezügliches Veranschaulichungsbeispiel, dass bekanntlich durch die jüngere Zeitgeschichte konterkariert wurde.

Mit dieser Feststellung sind die Terrorangriffe vom 11. 9. keineswegs "entschuldigt". Da gibt es nichts zu "entschuldigen". Dennoch ist die Bereitschaft der USA nicht zu übersehen, die Eskalationsschraube weiter voranzudrehen. Auch Ludendorff im Ersten und Hitler im Zweiten Weltkrieg kannten nur das gleiche Ziel. Ihre vermeintlichen Interessen um den Preis radikalster Rücksichtslosigkeit zu eskalieren.

Summa Summarum. Die Weltlage kann einem in der Tat in vielerlei Hinsicht bedrohlich erscheinen, und Organisationen wie die WTG sind bestens darauf trainiert, dabei ihr "Süppchen" zu kochen.
Dennoch gibt es meines Erachtens keine Alternative zu der (in der Legende) Luther zugeschriebenen Aussage: "Und wenn morgen der Jüngste Tag anbricht, so will ich doch heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen."

Die Menschheit erleidet nur das Schicksal, dass sie sich selbst bereitet. Organisationen wie die WTG haben jahrzehntelang besonders den Opiumcharakter der Religion betont und kultiviert. In diesem Kontext kann ich ihre zeitweilige Liaison mit einer Unterorganisation der Vereinten Nationen, im Gegensatz zu anderen, daher so negativ nicht bewerten. Allerdings sehe ich auch, dass die WTG diesbezüglich schon wieder den Rückzieher gemacht hat. Womit sich dieser mögliche positive Ansatz wieder verflüchtigt hat. Vielleicht sollte man es eher kritisieren, dass die WTG diese Verbindung wieder abgebrochen hat, als wie darauf herumhacken, dass sie ihre eigene Ideologie damit konterkariert.


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