Re: Die SED und die Zeugen Jehovas


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 30. April 2006 03:59:27:

Als Antwort auf: Die SED und die Zeugen Jehovas geschrieben von Wachtturmforscher am 29. April 2006 22:48:48:

Werter Herr sogenannter "Wachtturmforscher".
Neulich musste ich ein deutliches Wort an die Adresse des Herrn Gloeckel sprechen. Es betraf sein vermeintliches "Fündlein" in "Sachen Schnurstein". Der Vorwurf dazu lässt sich in einem Wort zusammenfassen:
Kontraproduktiv.
Den gleichen Vorwurf können Sie auch auf sich beziehen.
Was Sie da mal wieder "zum besten" geben ist schlechtweg haarsträubend.
Das fängt schon damit an: Zeugen Jehovas erhielten keinen KdöR-Status, weder von einer SED, wie sie fälschlich schreiben, noch von einer PdS, noch von dem damaligen Staat "DDR".

Was sie im März 1990 erhielten, ausgesprochen vom Amt für Kirchenfragen der DDR, war lediglich die staatliche Anerkennung, inklusive der Fähigkeit Rechtsgeschäfte zu tätigen. Diese Anerkennung war so formuliert, in Übereinstimmung mit der Verfassung der DDR ...
Diese Verfassung sah eindeutig (seit 1968) keinerlei KdöR-Ansprüche für keinerlei Religionsgemeinschaft mehr vor. Demzufolge haben auch die Zeugen von der Modrow-Regierung keinerlei KdöR-Status erhalten.

Der KdöR-Status ist ein alter "Bundesrepublikanischer Zopf". Frankreich ist seit 1905 konsequenter. Die nachfolgende Auseinandersetzung drehte sich dann um das Privileg, eben jene Bundesrepublikanischen Vergünstigungen auch zu erhalten, obwohl keinerlei zwingende Notwendigkeit dazu bestand. Die Rechtsfähigkeit hat der WTG in der alten BRD noch niemand abgesprochen. Mitte der 60er Jahre anlässlich des Urteiles in Sachen Kongressverpflegung und seiner steuerlichen Behandlung, verzichtete die WTG noch ausdrücklich darauf, irgendeinen "Staatlichen Status" zu beantragen. Der Sinneswandel erfolgte dann in der Tat erst in den 90er Jahren.

Die staatliche Anerkennung der Zeugen Jehovas durch die Modrow-Regierung war mehr als überfällig. Es bestand überhaupt keine Chance in der politischen Großwetterlage ihr zu entgehen. Schon seit den 80er Jahren hatte Polen etwa, seine Zeugen Jehovas-Politik drastisch geändert. Stichwort: Große Massenwirksame Kongresse und anderes mehr, die dort wieder durchgeführt werden konnten.
1985 etwa, führte Honecker höchstpersönlich, durchaus im Widerspruch zu gewissen DDR-Hardlinern, auch einige begrenzte Kirchenpolitische Liberalisierungen durch. Stichwort. Genehmigung für die Mormonen für ihren damaligen spektakulären Tempel-Neubau in Freiberg (Sachsen). Stichwort. Im Buhlen um die wirtschaftliche Meistbegünstigungsformel auch durch die USA. Die Berufung eines Rabbiners mit USA-Pass, die Honecker höchstpersönlich durchsetzte, obwohl ihm seine Apparateschicks sagten. Wenn es denn schon ein ausländischer Rabbiner sein soll, dann möge er doch einen aus Ungarn nehmen, der sich auch im "Angebot" befand.
Honecker setzte damals durchaus gegen Widerstände, seine Entscheidung durch.
Das alles ist einschlägigen Forschern sehr wohl bekannt. Offenbar aber nicht der Sorte "Gossenforscher".

Auch die Zeugen Jehovas profitierten um 1985 indirekt von der damaligen "Tauwetterperiode". Etwa in der Wehrdienstfrage, indem sie ab jenem Jahr systematisch und planmäßig "vergessen" wurden.

Dennoch gab es weiterhin Widerstände, namentlich aus dem Bereich der Stasi. Zu einer weitergehenden Liberalisierung etwa nach polnischem Beispiel, kam es nicht. Insofern kann der Entscheidung der Modrow-Regierung keineswegs eine besondere Bedeutung zugemessen werden. Sie war eigentlich schon 1985 überfällig. Damals konnten die Hardliner sie aber noch blockieren. Eine echte Chance diese Blockade auch 1990 noch aufrecht erhalten zu können, indes bestand nicht im geringsten. Damals war die Modrow-Regierung bereits Getriebener. Keinesfalls aber einer, der irgend etwas gegen den "Zug der Zeit" noch länger blockieren konnte.

Was die von Ihnen bemühte Pressemeldung aus dem Jahre 2001 anbelangt, ist es allgemeiner Standard (allerdings wohl nicht für Gossen"forscher"), das Äpfel und Birnen eben nicht mit einander verglichen werden können.
Wenn Sie denn nur solche Gossenmeldungen zu präsentieren haben dann könnten Sie mir noch einen großen Gefallen tun.
Und der heißt ich einem Satz zusammengefasst.
Tschüss! auf Hoffentlich nie wiederlesen. Jedenfalls nicht auf dieser Plattform!


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