Wer den Schaden hat ...


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 13. März 2006 06:11:11:

... braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Zeugen Jehovas - Ha! Viele Leute sind ja der Ansicht, diese armen Trottel seien auch so schon genug gestraft. Ich nicht. Ich meine, die brauchen es knüppeldick. Andernfalls merken sie nichts. Denn, mal ganz im Ernst, woraus rekrutieren die neue Mitglieder, wenn nicht aus lauter völlig Hirnverdampften, die nichts mehr mitkriegen? Wer, um alles in der Welt, wer, im Besitz mindestens der Hälfte seiner Sinne, wer geht hin, stellt sich vor diese graun, verhärmten Stoiker mit ihren Käseblättern auf der Faust, sieht sie sich von oben bis unten an und denkt:
'Wow, geil, genau so möchte ich auch sein!'?

Ich stellte mich dahinter. Schräg hinter einen, mit Hut und Mantel und Aktentasche zwischen den frisch geputzten Schuhen und einer Miene, die geeignet war, mich direkt in die Arme der Hare-Krishna-Mönche zu treiben. Und scheiß auf den Haarschnitt.

Erst versuchte ich ihn dazu zu bringen, sich umzudrehen, indem ich ihm konzentriert in den Nacken starrte. Dumm von mir. Merkte es natürlich gar nicht. Da hätte es wahrscheinlich ein Brennglas für gebraucht. Dann fuchtelte ich ein bißchen in der Luft herum, bis die ersten Leute ihren Schritt verzögerten, um, noch etwas unentschlossen, aus den Augenwinkeln herüberzugaffen. Laaaangsam, mit wulstigem Grinsen, zippte ich meinen Blouson auf.

Ich trug das gleiche T-Shirt wie vorgestern abend. Einzelne Leute blieben stehen. Ich zippte noch ein Stückchen und starrte wieder den Zeugen an, damit die Zuschauer das gleich taten. Einzelne Buchstabenkombinationen wurden lesbar, die ersten begannen zu raten. Kleine Grüppchen bildeten sich. Ich sah sie mir alle genau an. Ganz genau. Mein Mann war nicht darunter.

Schließlich hatte ich den Reißverschluss ganz unten, wartete noch einen kleinen, dramatischen Moment, riß dann den Blouson ganz auf und rollte mit den Augen. Ersticktes, halbersticktes, offenes Gelächter setzte ein. Als der Zeuge sich umdrehte, machte ich die Jacke hastig zu und blickte unschuldig. Als er sich wieder nach vorn drehte, riß ich sie wieder auf. Irgend jemand in der zweiten Reihe begann, haltlos zu wiehern. Der Sektierer kam zu einem Entschluß, bückte sich, öffnete seine Aktentasche, sortierte den 'Wachtturm' hinein, nahm die Tasche unter den Arm und schritt mit unbewegter Miene davon. 'Ich habe heute vielleicht was erlebt', würde er heute abend am Tresen seines Tempels zu den Kumpels sagen, und er würde es ein bißchen spannend machen und ein bißchen ausschmücken und die Pointe bis zum Schluß aufsparen, und dann würden sie sich alle auf die Schenkel hauen und brüllen vor Lachen.

Gelesen in:
Jörg Juretzka "Prickel"
Ein Kriminalroman
Hamburg 2002, S. 272f.

http://www.manfred-gebhard.de/SZ.jpg



ZurIndexseite