Geschrieben von Drahbeck am 28.
Oktober 2001 09:23:00: Wachtturmgesellschaft - instrumentalisiertes
Werkzeug der CIA ?!
Der Fall der DDR machte es möglich. Die Hinterlassenschaft des
Mielke-Ministeriums wurde (in begrenztem Umfang) auch für die
wissenschaftliche Forschung zugänglich. Und was mancher schon vorher
"erahnt" hatte, wurde nun zur Gewissheit, zur dokumentierbaren Gewissheit.
Auch Kirchen und Religionsgemeinschaften wurden von der DDR-Stasi
infiltriert. Man braucht nur die Namen des vormaligen Magdeburger
Konsistorialpräsidenten Detlef Hammer, oder einige "Blüten" aus Thüringer
kirchlichen Kreisen zu nennen, um exemplarische Beispiele dafür zu haben,
die um ganze Legionen weiterer Namen ergänzt werden könnten.
Man weiß auch (darüber gibt es nichts zu deuteln), dass das auf die Zeugen
Jehovas angesetzte Blatt "Christliche Verantwortung" gleichfalls im
Stasidienste stand.
Für die wissenschaftliche Forschung war es ohne Zweifel ein Glücksumstand,
dass ihr die DDR-Stasiakten zum Teil zugänglich wurden.
Wie verhält es sich aber mit der Gegenseite? Namentlich mit dem
US-amerikanischen Dienst CIA? Pech für die wissenschaftliche Forschung,
dass deren Akten eben nicht in analogem Umfang "zugänglich" sind, dass man
auf einzelne "Heraussickerungen" und Indizien angewiesen ist. Also für
mich steht es einwandfrei fest, dass auch die CIA kein Waisenknabe ist;
dass sie in ihrer Infiltrierungspolitik durchaus mit der DDR-Stasi
vergleichbar ist. Und wie die Stasi DDR-Kirchen infiltrierte, so eben die
CIA auch besonders solche mit "amerikanischer Kinderstube", von der die
WTG bekanntlich eine der bedeutenderen ist.
Wenn in der Überschrift neben dem Ausrufungszeichen auch noch ein
Fragezeichen steht, so lediglich aus dem Grunde, dass die Aktenbasis für
diese These aus genannten Umständen nicht zugänglich ist. Man mehr oder
weniger auf Indizien und auf "Erahnungen" angewiesen ist.
Dennoch, die CV wurde schon charakterisiert. Man kann ihr durchaus
bescheinigen, dass sie aufgrund ihres genannten Backgrounds durchaus ein
hohes Maß an einschlägiger Sensibilität besitzt. Ein Niederschlag dessen
ist auch in ihrer Ausgabe Nr. 74 (September 1975) nachlesbar. Darin findet
sich auch der Satz: "Der genannte WT-Artikel vom 1. März 1975 ist genau
darauf abgestimmt, die Black Panther bloßzustellen, zu spalten, zu
irritieren oder zu neutralisieren." Genau dies war auch das Stasimetier.
Schon verständlich, wenn die Stasi-Herrschaften analoges bei der
Konkurrenz genau registrierten. Der fragliche Artikel leitet mit dem
gescheiterten DDR-Ziel ein, die Zeugen Jehovas zu "nationalisieren". Weil
das nicht gelang und auch keinerlei reale diesbezügliche Aussicht bestand,
wurde die CV in ihren Ausführungen deutlicher. Nachstehend, ohne weiteren
Kommentar jene Passagen aus der CV:
Warum aber sollen Jehovas Zeugen die "Kontrolle ablehnen",
d. h. weiter schriftwidrig antikommunistisch in religiös-politischem
Untergrund bleiben? Warum sollen sie nicht aufhören, "1975" vergessend,
mit dem WTG-Antikommunismus in der Verkündigung gegen die "Obrigkeit" bzw.
"die Menschen betreffende Ordnung" des Sozialismus vorzugehen?. Wir müssen
hier einen schweren Verdacht erheben, wenn wir die Stellungnahmen der WTG
selbst zu ihrer antikommunistischen Politik prüfen. Man lese: "Die
Botschaft, die diese Schriften enthalten, hat nichts mit der Politik der
Länder zu tun, in denen sie gedruckt werden. Jehovas Zeugen sind in
politischen und militärischen Fragen neutral. Die Watch-Tower-Society hat
es immer wieder abgelehnt, politische Propaganda in ihre Schriften
aufzunehmen, obwohl ihr schon materielle Vorteile angeboten wurden, wenn
sie dies täte". (WT 1. Jan. 1974, S. 31, dt.). Ja, das ist richtig
zitiert! Ein einziges Beispiel, das für viele steht, soll die Frechheit
und Skrupellosigkeit dieser Neutralitatsbehauptung beweisen. In dem
zitierten "Erwachet"-Artikel vom 8. Juni 1955 heißt es für Jehovas Zeugen
nach wie vor gültig: "Heute bedroht der mächtige Kommunismus alle Völker .
. . seine Macht und Gewalt von niemande anderem als vom Drachen, Satan dem
Teufel . . . Jehovas Zeugen stellen mit der Bibel den Kommunismus als eine
eitle Hoffnung bloß … Distanzieren Sie sich vom Kommunismus". Bücher kann
man inzwischen mit solcher antikommunistischen politischen Propaganda in
der WT-Verkündigung vollschreiben! Der Sachverhalt beweist also, daß die
WTG es nicht abgelehnt hat, politische Propaganda in ihre Schriften
aufzunehmen. Die materiellen Vorteile sollen uns hier nicht interessieren.
Es erhebt sich vielmehr die Frage, wer diejenigen sind, die "immer wieder"
an die WTG herantreten oder herangetreten sind, um sie dazu zu
veranlassen. Wer hat das Interesse daran, daß die Massenmedien der WTG,
ihre Zeitschriften, Bücher und Broschüren in politischer Hinsicht
antikommunistisch ausgerichtet bleiben? Es erhebt sich der schwere
Verdacht, daß hier amerikanische Nachrichten- bzw. Geheimdienste eine
entscheidende Rolle spielen.
Sehen wir zuerst einige veröffentlichte Fakten über die Rolle der
amerikanischen Geheimdienste CIA, FBI u. a. im Hinblick auf Kirchen und
Religionsgemeinschaften. Die BRD-Zeitschrift "Junge Kirche", Dortmund,
berichtete am 10. März 1967 z. B. von "antikommunistischen Programmen des
CIA nicht nur an den Universitäten, sondern auch in den Gewerkschaften,
Stiftungen, im Verlagswesen". Nach einer Veröffentlichung der "New York
Times" in diesem Zusammenhang stand auf der CIA-Bestechungsliste auch die
amerikanische "Christliche Vereinigung Junger Frauen" (ND 5. 3. 67). In
der USA-Zeitschrift "Political Affairs" vom Mai 1975 wird schließlich
berichtet: "1967 wurden die geheimen Verbindungen der CIA mit gewissen
Stiftungen, Verlagen und anderen Körperschaften aufgedeckt". "Die CIA war
immer daran interessiert, Dissidenten in Osteuropa und in der Sowjetunion
anzusprechen und zu ermutigen". Die größte CIA-Abteilung ist der
"Untergrunddienst". "Ein früherer CIA-Agent, Stuard H. Loory, enthüllte,
daß der Geheimdienst massiv die Massenmedien der Vereinigten Staaten
infiltriert hat … einschließlich den Christen Science Monitor"
(christliche Presse). "Die Organisationen der CIA, des FBI und ähnlicher
Geheimdienste" - es werden u. a. noch "Armee Marine Corps und die
Geheimdienste der Flotte und Luftwaffe" genannt - trügen die Verantwortung
"für die schmutzige Zersetzung der Volksbewegungen im Land und für die
Unterminierung von Regierungen im Ausland". (Die CIA Instrument der
US-Außenpolitik, Einheit 8/1975, S. 952 ff Berlin).
Die "Süddeutsche Zeitung", München, BRD, berichtet am 11. Sept. 1974 über
die Religionsgemeinschaft der Mormonen in den USA: "Ein besonderes
Lieblingsgebiet der Absolventen der Mormonen-Universität sind die Justiz
und Polizeibehörden, vor allem die FBI und der CIA." Ein bekannter
Mormone, W. C. Skouson, zugleich prominentes Mitglied der rechtsradikalen
John-Birch-Society, ehemaliger FBI-Agent", sei Autor "so bedeutender
rechtsextremistischer Lehrbücher wie 'Der nackte Kommunist', 'Der rote
Angriff auf die Polizei'." Der. mögliche neue Präsident der Mormonen, E.
T. Benson, USA, sprach von "unserem Kampf gegen den schleichenden
Sozialismus und gottlosen Kommunismus" und von den "Sklaven hinter dem
Eisernen Vorhang". - Wenn wir nun die antikommunistische politische
Propaganda in den WT-Schriften zum Vergleich heranziehen, so gibt es
grundsätzlich keinen Unterschied, zu diesen CIA- bzw. FBI-Inspirationen.
Soll man davor die Augen verschließen? Soll man das nicht sehen?
Schauen wir uns nun eine Reihe von Fakten an über die geheimdienstliche
bzw. nachrichtendienstliche Verwicklung der WTG, der Watch-Tower-Society.
1917 unterhielt WTG-Präsident J. F. Rutherford persönliche Beziehungen zu
US-General J. F. Bell in Sachen der geplanten Änderung des
USA-Spionagegesetzes (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 79).
"Im Februar 1918 leitete der geheime Armee-Nachrichtendienst der
Vereinigten Staaten eine Untersuchung ein über die Zentrale der Watch
Tower Society in Brooklyn". Ein Funkgerät für Verbindung mit Deutschland
wurde beschlagnahmt (WT 15. Juni 1955 dt.) Die Sache wurde dann
niedergeschlagen (Jahrbuch 1973, S. 107. dt.).
1936 wurden die Berichte für die WTG aus Hitlerdeutschland über den
Nachrichtendienst des USA-Konsulats in Berlin nach der Schweiz geleitet
(Jehovas Zeugen. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft, S.
142). 1947 verhandelte die WTG mit dem USA-Militärnachrichtendienst in
Wiesbaden, um die amerikanische "Militärpost" zu nutzen.
N. H. Knorr, M. G. Henschel und H. C. Covington wurden unter
USA-Regierungskontrolle in einem Hotel für US-Heeresoffiziere
untergebracht (WT 1. 2. 48 dt.) (WT 15. 2. 48 dt.) 1949 wurde die WTG
offensichtlich provokatorisch in einem Memorandum des US-Marine Corps als
"mit dem Kommunismus verbunden" bezichtigt. Die Folge war zur eigenen
"Rechtfertigung" ein internationales Aufleben des WTG-Antikommunismus (WT
1. 11. 50 dt.)
Der ständige Vertreter der WTG beim US-State Department in Washington
(Außenministerium und Leitstelle für die US-Geheimdienste) ist 1964 Anton
Koerber, (Erwachet 8. 11. 1964 dt.)
Auffällig wurde im WT vom 1. März 1975 dt. der antikommunistische Bericht
einer ehemaligen Angehörigen der amerikanischen revolutionären
Negerbewegung "Black Panther" veröffentlicht, die zu den Zeugen überging.
Das fällt zusammen mit der Tatsache, wie die zitierte US-Zeitschrift "Political
Affairs" vom Mai 1975 berichtet, daß der "FBI neue
Spionageabwehrbemühungen" unternimmt, um insbesondere die
"nationalistischen afroamerikanischen Organisationen und Gruppierungen,
wie Black Panther, ihre Führung, ihre Sprecher, ihre Mitglieder und ihre
Helfer bloßzustellen, zu spalten, irrezuführen oder zu neutralisierend
ähnlich wie der CIA im Ausland. (Einheit 8/1975, S. 930, Berlin).
Der genannte WT-Artikel vom 1. März 1975 ist genau darauf abgestimmt, die
Black Panther bloßzustellen, zu spalten, zu irritieren oder zu
neutralisieren". Wer von den Zeugen liest jedoch die genannten anderen
Zeitschriften, um zu sehen und sich zu vergewissern? Wohl niemand. Und die
WTG hütet sich, entsprechend hinzuweisen.
Wenn wir diese Hintergründe von Antikommunismus und Untergrundtätigkeit
allgemein und auf religiösem Gebiet sehen, wenn wir dazu die
WTG-Verstrickungen mit US-Nachrichtendiensten sehen, und wenn man dann die
WT-Forderung liest, in den sozialistischen Ländern unter Mißachtung der
klaren Aussagen der Schrift jede staatliche Kontrolle weiter "abzulehnen",
um untergrund antikommunistisch weiterzuarbeiten, muß man da nicht stutzig
werden?
|