Ein Zeuge Jehovas schreibt einen Brief


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 31. Januar 2006 08:25:37:

Als Antwort auf: Es ist leichter einen Krieg zu gewinnen … geschrieben von D. am 30. Januar 2006 07:53:53:

„Den Zeugen Jehovas wurde zwar verboten, mein Buch "Leben in der Wahrheit" zu lesen, einige haben es allerdings doch getan. Andere haben Zeitungsartikel oder Rezensionen darüber gelesen oder im Rundfunk darüber gehört. Einer schrieb mir daraufhin einen bösen Brief.

"Sehr geehrte Frau Waß!
Sie haben vor einigen Wochen an einer Radiosendung mitgewirkt, in welcher die Zeugen Jehovas kritisiert wurden. Abgesehen von der perfide anmutenden journalistischen Absicht (für die Sie vielleicht mißbraucht wurden), durch geschickt zusammengestellte, unklar formulierte Beschuldigungen, die nicht eine einzige konkrete Tatsache enthielten, die Suggestion zu erzeugen, die Zeugen Jehovas seien auch eine jener zweifelhaften Sekten mit verwerflichem geistigen Inhalt, sagte u. a. der Sprecher folgenden Satz (wie anzunehmen ist, auf Ihre Information hin):
"Den Zeugen Jehovas ist es verboten, fremde religiöse Schriften zu studieren."

Diese Behauptung ist eine Unwahrheit. Wäre sie wahr, dann wäre die Botschaft der Zeugen Jehovas ohne weitere Prüfung sofort zu verwerfen. Die Lehre der Zeugen Jehovas abzulehnen, muß Ihnen unbenommen bleiben, aber den Versuch, die Zeugen Jehovas durch offene Lügen in Verruf zu bringen, wird auch der Gleichgültigste als unehrenhaft und verwerflich verurteilen. Wenn Sie auch nur einen Augenblick lang an der Berechtigung Ihrer Ablehnung der Zeugen Jehovas zweifeln, so müssen Sie sich sagen, daß Sie durch die Verbreitung einer Unwahrheit vielleicht Tausende daran gehindert haben, die Zeugen Jehovas überhaupt anzuhören.

Sollten Sie dies mit Ihrem Buch sogar beabsichtigt haben, so frage ich mich, welches Entgelt Sie von wem immer dafür erhalten haben. Ich kann Sie daher nur bitten oder es ansonsten Ihrem Gewissen anheim stellen, zu veranlassen, daß die durch Ihr Dazutun ausgebreiteten Unwahrheiten über die Zeugen Jehovas in der Öffentlichkeit widerrufen werden.
Mit vorzüglicher Hochachtung"

Nachdem ich den Schreiber in einem Antwortschreiben gefragt habe, was ihn eigentlich veranlasse solche Anschuldigungen zu erheben, wie z. B. ich sei dafür bezahlt worden, den Zeugen zu schaden, und ihn aufgefordert habe, doch einmal anzufragen, ob er Schriften anderer Religionen lesen darf, bekam ich einen weiteren, recht ausführlichen Brief und die Cassette mit dem Rundfunkinterview. Das Buch hatte er nach eigenen Angaben aus folgendem Grund nicht gelesen:
"Dies geschieht aber nicht aus Selbstgerechtigkeit, sondern weil es mich Qualen kostet, immer wieder dem Geist der Böswilligkeit und Verleumdung zu begegnen, der sich bis jetzt in allen Veröffentlichungen über die Zeugen Jehovas gezeigt hat."

Sein Brief hätte sich ausschließlich auf die Rundfunksendung bezogen. Seinen Unmut hat darin besonders ein Satz erregt. Auf die Frage der Journalistin, womit ich im nachhinein schwer zurechtkomme, hatte ich geantwortet: "daß man den Gehorsam höher setzt als den eigenen Verstand. Und wenn ich heute daran denke, da muß ich sagen, wird mir manchmal ganz übel dabei, weil ich fürchte, mit der Einstellung wären wir unter Umständen auch gute Nationalsozialisten geworden, und das ist wirklich ein schlimmer Gedanke."

Der Zeuge Jehovas behauptete in seinem zweiten Brief, ich hätte sinngemäß gesagt:
"Zeugen Jehovas hätten ergebene Parteigänger Hitlers abgegeben".
In seinem Haß - oder besser gesagt wohl in seiner Angst vor allen "Abtrünnigen" - die ja nichts anderes im Sinn haben, als den Glauben wahrer Diener Gottes zu untergraben und ihnen zu schaden - hat er das, was ich einzig und allein auf mich bezogen habe, auf andere projiziert. Eine abtrünnige Schwester kann ja schließlich nichts anderes im Sinn haben wollen, als andere zu verleumden und den ehemaligen Brüdern Schaden zufügen wollen. Sein Schreiben endet mit den Worten:

"Ich schicke diesen Brief dennoch ab, weil ich kein Mittel zur Besinnung versucht lassen möchte, möchte Sie aber bitten, mir keinen Antwortbrief mehr zu schreiben, da ich mich nicht befähigt fühle, mit jemandem, dessen Phantasie solch abgrundtief bösartige Beschuldigungen ersinnt, in geistige Auseinandersetzung zu treten."

Also habe ich den zweieinhalb Seiten langen Brief nicht mehr beantwortet. Dieser Zeuge wird es sehr schwer haben, jemals aus der Wachtturmgesellschaft herauszukommen, denn dann müßte er ja solche Aktionen vor sich selber verantworten. Aber er war immerhin ehrlich genug, seinen Namen und die volle Adresse anzugeben.

Im Gegensatz zu einem anderen, katholischen Briefschreiber (oder einer Briefschreiberin), der anonym bleibt. Bei ihm steht statt einem Absender auf dem Brief offensichtlich ein Zitat, das allein schon wie ein Gerichtsurteil anmutet. Im Brief selber kann man das Höllenfeuer geradezu riechen.

Hier der Absender und ein Teil des Briefes, der zwei Seiten lang ist und drohend mit drei Rufzeichen endet.
"Absender:
P. Wennfried o. Straaten: Die größte Not der wahren Kirche, ist die Untreue ihrer Kinder u. der dumme Stolz, vom Satan verblendet.

Sehr geehrte Frau Waß!
Eigendlich lohnt es sich nicht, Ihnen zu schreiben, den wenn Sie heute noch nicht wissen, wo der wahre Glaube ist, trotz Ihrer Katholischen Erziehung, dann sind Sie arm dran. Sie hatten, wie man liest, immer das Glück in jungen Jahren in geborgene Hände zu fallen. - Arm sind heute alle, die niemanden haben, der sie führt, diese fallen den Verführern, so auch Zeugen Jehovas leichter hinein. Weil sie Liebe vorgeben u. wer braucht sie nicht. - Der Satan weiß sich zu geben wie er es braucht. Fangen Sie endlich an, statt "groß" zu reden u. schreiben zu beten an. Dann werden Sie zur Demut finden. Beten Sie auch für alle Zeugen Jehovas. Deren Trick wir alle kennen. Das wäre Liebe zu Ihren Brüdern u. Schwestern dort. Damit alle, auch Sie, die Gnade finden, in die wahre Kirche zurück zu kehren.

Aber wie man sieht, geht es Ihnen noch viel zu gut (ist es Ihnen auch immer gegangen), und reden groß, weil Sie wieder nicht wissen zu welcher Sekte sie gehen sollen. -
Wie verblendet u. vom Stolz!!! verfinstert sind Sie den noch?

Dieser Briefeschreiber ist offenbar ein geübter Kämpfer mit dem Schwert des Geistes, leider ist er nicht der einzige. Es ist kaum zu glauben, mit welchem Kampfgeist manche Menschen angebliche Wahrheiten verteidigen. Anziehend ist dieser Eifer wohl kaum. Erhebt sich wieder die Frage: wo ist nun Jesus wirklich in ihrer Mitte…?"
Gelesen in Barbara Waß „Wenn Religion zur Waffe wird"

Man vergleiche als thematisch ähnlich auch:

Käse aus deutschen Landen

Parsimony.15641


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