Es ist leichter einen Krieg zu gewinnen …


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 30. Januar 2006 07:53:53:

Als Antwort auf: Der „vergessene" Bücherkarton geschrieben von D. am 29. Januar 2006 07:34:27:

„Die meisten ehemaligen Zeugen Jehovas sind bemüht, neuen Bekannten nichts davon zu erzählen, daß sie einmal Zeugen waren. Auch mit denen, die davon wissen, wird kaum darüber gesprochen. Das hat mehrere Gründe: Zum ersten ist es für den Ehemaligen äußerst schwierig, davon zu sprechen, weil dabei vieles wieder aufbricht, was sehr weh getan hat. Andererseits kommen von Außenstehenden Argumente, die ein Gespräch erschweren, wenn nicht unmöglich machen. Ausschlaggebend sind vor allem zwei Faktoren: Man bekommt immer wieder zu hören, wie man denn nur so dumm sein konnte, das alles zu glauben, und - es wird einem nicht verziehen.

Wie man das alles glauben konnte, weiß man später selber nicht mehr, aber man weiß, daß man vielen Menschen weh getan hat. Wenn ein Zeuge Jehovas wieder ins normale Leben zurückfinden soll, dann ist er darauf angewiesen, daß ihm verziehen wird, und daß man ihm nicht dauernd vorwirft, was er für einen "Blödsinn" gemacht hat. Nur wenn im Laufe der Zeit ruhige, offene Gespräche geführt werden, wird es ihm möglich sein, das Wie und Warum selber zu durchschauen und sich auch zu entschuldigen. Dazu gibt es Gründe genug, denn jeder hat andere durch sein Verhalten vor den Kopf gestoßen, sonst war er nie ein richtiger Zeuge.

Jemand hat einmal gesagt: "Es ist leichter, einen Krieg zu gewinnen, als eine Ideologie aufzugeben." Wer über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg eine Ideologie vertreten und gelebt hat, braucht viel Substanz, um einzugestehen, daß er sich geirrt hat.
Das kostet einige Kraft und auch eine Portion Demut.
Ähnlich ist es, wenn sich jemand von einer Partei trennt. Je bekannter war, daß er dieser Partei angehörte, und je höher jemand in der Hierarchie aufstieg, desto schwieriger ist es. Wenn ein Mitläufer sich trennt, dann wird nicht viel Aufhebens darum gemacht, weder in einer Partei noch in einer Religionsgemeinschaft."
Gelesen in Barbara Waß „Wenn Religion zur Waffe wird"


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