Ins Gebet genommen


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 14. Januar 2006 07:29:02:

Als Antwort auf: Da gab es Probleme … geschrieben von D. am 13. Januar 2006 06:25:58:

„Manche Dinge jedoch lassen sich nicht vertuschen. Besonders dann, wenn ein Mädchen schwanger ist. Solche Situationen führen meist zu sehr schnellen Ehen, die bei weitem nicht alle gut gehen. Es kommt nicht selten vor, daß solche Ehen bald zerbrechen. Wir hatten mehrere solche Fälle in der Versammlung. Die jungen Leute kamen dann »von selbst« zu den Ältesten, weil es für sie besser ist, ihre »Sünde« zu bekennen und dadurch »Reue zu zeigen«. So kamen sie mit einer »Zurechtweisung« davon. Die Ältesten müssen sich in diesen Fällen sehr ausführlich mit der Sache beschäftigen. Sie müssen feststellen, ob die »Sünder« in die Sache »hineingeschlittert« sind oder ob sie die Situation absichtlich gefördert haben.

Das alles ist eigentlich noch viel schlimmer, als die Beichte bei einem Pfarrer, die bei den Zeugen so sehr verurteilt wird. Über die Verhandlungen wird ein schriftlicher Bericht abgefaßt und in den Versammlungsunterlagen aufgehoben. Viele haben davon keine Ahnung. Mein Mann hat als »Sekretär« jahrelang diese Unterlagen geführt und verwahrt, und er hat auch zahlreiche solche Verhandlungen mitgemacht. Es wird zwar immer behauptet, Verstöße gäbe es bei den Zeugen nicht bzw. sie würden in der Versammlung nicht geduldet. Aber das stimmt nicht. Es gibt alles mögliche. Vieles wird vertuscht, denn wenn eine Sache in der Versammlung nicht bekannt wird, dann bleibt es unter den Ältesten, die ja mit niemandem darüber reden dürfen.

Allerdings kommt es auch vor, daß ein Ältester nicht recht dicht hält und dann kommen wilde Gerüchte auf. Wenn es zu arg wird, dann gibt es wieder eine Ansprache, in der meistens die Frauen ins Gebet genommen werden. Es wird ihnen dann vor Augen gehalten, wie unchristlich es ist zu »tratschen«. Dadurch, daß über negative Dinge so hinweggetäuscht wird, versucht man sie wegzuschieben. Man ist gezwungen, unangenehme Dinge in sich zu vergraben, wenn man nicht in große Schwierigkeiten kommen will.

Nach außen sieht alles gut aus, innerhalb der Versammlung darf nicht darüber geredet werden. Man kommt sich dabei noch viel besser vor, als die Menschen »in der Welt draußen«. Man ist sich dabei gar nicht bewußt, wie anmaßend, hochmütig und größenwahnsinnig man dadurch eigentlich wird.
Gelesen in dem Buch von Barbara Waß „Leben in der Wahrheit. 12 Jahre Zeugin Jehovas"


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