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Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 24. November 2005 06:21:04:

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Gelesen in
Horst Knaut "Propheten der Angst"

In Kassel bin ich zwei Tage mit einem jungen 'Zeugen Jehovas' unterwegs, der mir die folgende Geschichte erzählt:
'Ich war Medizinstudent im fünften Semester, als ich plötzlich mit der Wahrheit in Berührung kam. Irgendwie fielen mir Schriften der 'Zeugen Jehovas' in die Hände. Ich begann mich damit auseinanderzusetzen, und bald schon konnte ich feststellen, daß es nichts Menschenwürdigeres gibt, als für die Wahrheit einzutreten. Ich gab mein Studium auf und wurde 'Zeuge Jehovas'.'

In einer schäbigen Bierkneipe in Kassel-Bettenhausen machen wir eine Missionspause. Hier erfahre ich dann noch von Günter D.: 'Mein Vater ist Arzt in Bayern mit einer gutgehenden Praxis, die ich einmal übernehmen sollte. Zwischen uns hat's natürlich heftige Auseinandersetzungen gegeben, aber mein Mut und mein Bekenntnis für die Wahrheit siegten schließlich.'

'Und wie ist heute das Verhältnis mit Ihren Eltern?' frage ich.
'Wir haben gar keinen Kontakt mehr. Mein Vater hat mich enterbt.'
Günter D. lebt jetzt in äußerst bescheidenen Verhältnissen. Als Student in Erlangen ging es ihm gewiß besser. Er hat ein möbliertes Zimmer und arbeitet halbtags im Büro eines Zeitschriftenvertriebs. Ab mittags ist er frei für die Verkündigungsarbeit. Er sagt, er sei glücklich in diesem neuen Leben, das er gefunden habe, doch ich habe den Eindruck, daß man bei ihm schon jetzt um seinen Nerven- und Geisteszustand bangen muß. Zeitweilig zittern seine Finger, und wenn er von er 'schönen Botschaft' zu sprechen beginnt, dann blicken seine Augen verzückt ins Leere, und er wirkt wie ein Irrer.

Im gleichem Buch gibt der genannte Autor auch die nachfolgende Charakteristik zum besten:


Inzwischen sind etliche Wochen ins Land gegangen. Einige hundert 'Zeugen Jehovas' in der Bundesrepublik und in der Schweiz habe ich nun schon persönlich kennengelernt, bei sonntäglichen Versammlungen in ihren Königreichsälen, bei Missionsgängen von Haus zu Haus in verschiedenen Städten und Gemeinden, und auch in ihren Wohnungen. Ob alt oder jung, ob Mann oder Frau, ob verheiratet oder ledig, es waren - mit wenigen Ausnahmen - bisher eigentlich immer die gleichen Menschen, mit denen ich zusammen war. Unauffällig und ordentlich gekleidet, den Realitäten der Welt und unserer Gemeinwesen weit entrückt.

Schon bald war es mir immer so, als röchen sie alle nach einem Duftgemisch aus Pellkartoffeln, Mottenkugeln und Kamillentee. Was mich am meisten bedrückt hatte, und das forderte mich oft zur Selbstbeherrschung heraus, war, daß ich mit ihnen kaum ein anderes Gespräch führen konnte als einzig und allein und immer und immer wieder nur Aussprachen über ihre 'Wahrheit'. Jede noch so zwanglos begonnene Unterhaltung artete bei meinen Partnern sogleich in Formen didaktischer Vorträge, eingelernter Predigten aus. Stets nur ging es ihnen darum, mir ihre 'wahre Religion' zu interpretieren. Und wie die Besessenen taten sie es. In St. Gallen ebenso wie in München, in Hamburg ebenso wie in Wiesbaden — getreu nach den Anleitungen von Brooklyn. Sie leben psychisch noch schlimmer gefangen in ihrem Wahrheitskomplex als die hier und da noch vereinzelt anzutreffenden Fanatiker mit einem Juden-, Jesuiten- oder Freimaurerkomplex.



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