Re: Die traurige Geschichte des Frank-Peter (erfunden:) Teil 4


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Kattlick am 24. Mai 2001 23:57:26:

Als Antwort auf: Die traurige Geschichte des Frank-Peter (erfunden:) geschrieben von Kattlick am 21. Mai 2001 18:25:52:

Teil 4

Liebe Freunde!

Ich habe in den letzten Tagen wenig gelesen und nichts geschrieben, weil ich wieder mal ziemlich fertig war.
Das hat verschiedene Gründe, einen stellt mein Stiefvater dar, den ich vor ein paar Tagen beschlossen hatte anzurufen.
Nach zehn Jahren, schien mir, wäre es an der Zeit, mal wieder ein Lebenszeichen zu senden, und mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Zum letzten mal, tat ich dies - wie bereits erwähnt -, 1990, um mein Beileid zum Tod meiner Stiefmutter zum Ausdruck zu bringen.
Er legte nach wenigen Sekunden auf, ohne mit mir gesprochen zu haben, was damals sehr weh getan hat.
In den 80-er Jahren, in für mich psychisch „guten Zeiten", malte ich mir manchmal aus, dass meine Geschichte langfristig betrachte gut ausgehen müsse.
Im bald zu erwartenden Paradies würden meine leiblichen-, meine Stiefeltern und ich zusammensitzen und über die Vergangenheit reden.
Wir könnten dann frühere Fehler erkennen, damaligen Schwächen akzeptieren, nichts nachtragen, und als vollkommene Menschen eine Art Freundschaft pflegen.
In psychisch „schlechten Zeiten", schien mir dieses Denkgebilde abstrakter und irrationaler nicht sein zu können.
Bevor das hysterische Lachen darüber in Weinen übergehen konnte, setzte eine Blockade ein.
Zweimal hatte ich den Mut von zu Hause auszureisen, einmal suchte ich mein ehemaliges Kinderheim auf und bat in kindlicher Naivität darum, aufgenommen zu werden.
Meine Stiefeltern schätzten dieses Verhalten nicht besonders, welches das verschärfte Anwenden der „Rute der Zucht" notwendig machte.
Ein in diesem Zusammenhang herbeigeführter Treppensturz machte sogar einen Krankenhausaufenthalt notwendig, nur konnte die Entlassung leider nicht endlos hinausgezögert werden.
Wie dem auch sei, das liegt alles sehr weit zurück, und wahrscheinlich bin ich ein harmoniebedürftiger Mensch.
Ein vor meinem Anruf gedanklich fest eingeprägter Text diente als Einleitung, wobei ich zuerst die Bitte vortrug, nicht gleich wieder aufzulegen, ich wolle niemanden belästigen und nur kurz, da wir so lange nichts mehr voneinander gehört hätten, ein paar Worte mit ihm wechseln.
Weiterzusprechen war nicht möglich, denn er entgegnete, bevor er auflegte in übermäßig lautem Tonfall:
„Schade, dass du dir damals nicht das Genick gebrochen hast, es wäre für alle das Beste gewesen."
Ich weiß, auf welche Episode er anspielte und werde nie wieder ein Wort mit ihm wechseln, es sei denn, er riefe mich an, um sich zu entschuldigen, wofür die Chance etwa so groß zu sein scheint, wie, wenn ich nach meinem mindestens einmal die Woche stattfindenden Hallenbadaufenthalt plötzlich feststellte, mir wären Kiemen gewachsen, und ich könnte unter Wasser atmen.
Einmal verhielt er sich mir gegenüber allerdings durchaus korrekt, worüber ich evtl. ein anderes Mal schreiben werde, denn heute fehlen mir dafür Kraft und Lust.
Bis zum 24.12. muß ich mental wieder fit sein, um „meine vielen Kinder" nicht zu enttäuschen.
Viele Grüße an alle
von Frank-Peter


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