Re: UN-Sprecher: Organisierte Kampagne gegen die WTG


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 12. Oktober 2001 13:55:13:

Als Antwort auf: UN-Sprecher: Organisierte Kampagne gegen die WTG geschrieben von Albert am 12. Oktober 2001 12:00:23:

Im Falle der Kehrtwendung in Sachen Wehrersatzdienst (1996) "entdeckten" WTG-Sprecher plötzlich, dass andere Bundesbehörden dafür zuständig seien, als sie vorher "glaubten". Wurden diese WTG-Sprecher dann (was zwar nicht oft, aber doch gelegentlich vorgekommen sein soll), von unbotmäßigen Fragestellern in die Ecke gedrängt, gaben sie kleinlaut zu, dass ihre Zweckerklärungen wieder besseres Wissen abgegeben wurden.

Im Verdrängen unbequemer Fakten haben Jehovas Zeugen ja ohnehin schon eine virtuose Meisterschaft entwickelt. So offenbar auch in der jetzigen UNO-Kontroverse. Indem die WTG jetzt da einen Rückzieher macht, erinnert das daran, dass Hitler sein Euthanasieprogramm heimlich, aber unter gleichzeitiger propagandistischer Rückendeckung durchführen ließ. Erst als Kirchen (keine Zeugen Jehovas) dagegen - ausnahmsweise - öffentlich protestierten, fühlte die schleichende Katze Hitler, dass ihr da ein Glöcklein an den Schwanz gebunden wurde. Vergleiche hinken in der Regel immer. So auch dieser. Dennoch offenbar fühlt sich auch die WTG ausnahmsweise mal in der Rolle der schleichenden Katze mit dem Glöcklein am Schwanz. So würde ich jedenfalls diesen Vorfall kommentieren.

Übrigens in der CV Nr. 71 war einmal ein kleiner Artikel zum Thema UNO enthalten. Er ist inhaltlich keineswegs befriedigend und erst recht nicht "erschöpfend". Aber vielleicht doch als kleine Hintergrundergänzung diesbezüglich, zu werten.

Nachstehend (auszugsweise)
"UNO" IM WACHTTURM NR. 24/1974
Zu diesem Artikel im "Wachtturm" könnte es sich als sehr nützlich erweisen noch einige Gedanken anzumerken. Entsprechend einem Zitat, aber diesem wird vom WT nicht widersprochen, heißt es: "Schon seit ihrer Gründung weist die Organisation
(UNO) natürlich Beschränkungen, und Schwächen auf. In der "World Book Encyclopedia" (1970) heißt es: "Die UNO ist keine Weltregierung… "Wir denken, daß diese Aussage des WT unmißverständlich ist: a) "die UNO keine Weltregierung"
b) "seit ihrer Gründung weist die UNO … Schwächen auf".

Damit ist zugegeben, daß die UNO sich nicht als Weltregierung gegen Gottes Vorsätze versteht. Dem bliebe eigentlich nichts hinzuzufügen. Dennoch ist die UNO laut WT 24/74 in der Lage, "das zu verwerfen, was Gott vorgesehen hat: sein Königreich unter Christus Jesus". So stehts nämlich zu lesen vier Seiten weiter auf Seite 744! Und dann
noch:
"Dennoch wird diese Organisation (UNO) - eine Nachahmung und ein nutzloser Versuch, Gottes verheißenes Königreich durch eine politische Einrichtung zu ersetzen - sich nicht davor schützen können, von Gott vernichtet zu werden".

Nun ist zu fragen, warum Jehova Gott wohl diese Organisation, " die keine Weltregierung ist", vernichten will, wie der WT aussagt. Über Gott wissen wir verläßlich folgendes: "Der Höchste herrscht über das Königtum der Menschen und verleiht es wem er will… und alle Bewohner der Erde werden wie nichts geachtet, und nach seinem Willen tut er mit dem Heere des Himmels und mit den Bewohnern der Erde, und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust Du?" Daniel 4:25, 26, 35.

"Nach seinem Willen tut er mit dem Heere des Himmels und mit den Bewohnern der Erde", aber der WT schreibt: die UNO wolle "Gottes verheißenes Königreich durch eine politische Einrichtung ersetzen". Alles "Königtum der Menschen" ist politisch, d. h. jegliche Verkehrsform von Menschen oder Nationen, ihre Kommunikation untereinander, äußert sich als politisches Handeln der Menschen. Politisches Sein der Menschen kann man nicht anders als mit politischem Wortschatz bzw. Fachausdrücken beschreiben. Also folgt daraus, ohne politisches Reden geht es nicht. Vor dieser Tatsache stand und steht auch die WTG. Wie anders als "politisches Reden" sollte man wohl sonst folgende ihrer Aussagen werten:

"Die Geschichte jeder Nation zeigt einen Kampf zwischen den Klassen. Und immer war es ein Streit zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten". (WTG-Buch "Regierung" 1928, S. 238).
"Keine Reform kam je von den herrschenden Klassen, jede mußte von den Opfern der Verhältnisse ertrotzt werden. So muß auch die Befreiung der Lohnarbeiter von diesen selbst vollbracht werden." Und Pastor Russell sagte zu diesem Thema:

"Sehr wahr, sehr richtig, aber wie sollen die Arbeiter den Wirkungen des Gesetzes von Nachfrage und Angebot, der Ungleichheit körperlicher und geistiger Fähigkeiten begegnen?" (WTG-Buch "Der Krieg von Harmagedon", S. 350, 1897)

"Erwachet!" 5/74, S. 19 sagt beschreibend über Politik:
"Es kommt heute immer häufiger vor, daß Geistliche als Personen gelten, die sich in Politik einmischen". In Politik brauche ich mich gar nicht einzumischen. In Politik sind Menschen "eingemischt" von der ersten Stunde ihres Lebens an, ob sie es wünschen oder nicht. Eine Entscheidungsfreiheit darüber habe weder ich noch du. Auch sog. "Politische Neutralität" ist ein Akt politischer Entscheidung. Ob du eine Fahne zum Fenster raushängst oder nicht, wir können uns drehen wie wir wollen, uns bleibt die politische Entscheidung, d. h. die politische Handlung. Man wird uns in jedem Fall differenzieren können, ob wir für oder gegen etwas sind, wenn nicht durch eine Fahne, dann anders.


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