Re: Eine Frage zum Wachtturmstudienartikel von nächster Woche


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von anonym am 18. Oktober 2005 22:59:18:

Als Antwort auf: Re: Eine Frage zum Wachtturmstudienartikel von nächster Woche geschrieben von Hannes am 18. Oktober 2005 03:31:45:

Die Frage an sich stört mich und ist so nicht in Ordnung.

Warum soll man die Kleinen schlagen wegen der Fehler ihrer Herrscher?

Die eine Sache ist es, eine Lehre die man nach besten Wissen und Gewissen für Falsch hält nicht zu lehren und dafür sich vor Gott zu verantworten zu müssen.
Eine andere Sache ist es aber wen man jemanden beweist dass sein Glauben auf einer Falschlehre beruht und dieser, deswegen – wegen mir – seinen Glauben verliert (Matthäus 18:6).

In der Pionierschule wird das Thema Chronologie dort hin gestellt wo es hingehört. In die spekulative Bedeutungslosigkeit. Ich glaube sagen zu dürfen dass mich meine Pioniere deswegen schätzen weil ich sie nicht zu der Schere im Kopf zwinge. Weil ich ihnen die Dinge so sage wie man Sie offenen Auges und frohen Herzens an die Türen weiter tragen kann.

Wenn jemand an der Tür das Thema 1914 anspricht – gib ihm Recht.
Wenn jemand unsere Chronologie lächerlich macht - dann gib ihm Recht (WT 15.12.84 Fußnote).

In zwei Dingen jedoch wird es mir nicht so leicht gemacht.

Einmal bei denjenigen die mich um Hilfe bittend ansprechen.
Ich gebrauche dann gerne die Veranschaulichung von Jona.

Gott hat hier Tag und Stunde genannt.
Hatte Jona gelogen weil es danach nicht eintraf?
Möglicherweise war 1975 ja tatsächlich das Ende geplant.
Können wir heute Gott einen Vorwurf machen wenn 1975 das Ende nicht kam?
Wer sich heute einer Dringlichkeit in der Endzeiterwartung beugt darf sich nicht über eine unerfüllte Endzeiterwartung von früher beschweren.

Zum Beispiel spricht mich jemand an der noch an das fleischliche Volk Israel glaubt. Versteh mich bitte nicht falsch – es ist mir eine Ehre noch jemand lebenden zu kennen der an das fleischliche Jerusalem glaubt.
Ich zeige ihm das es keinen greifbaren Grund gibt warum wir die Lehre aufgegeben haben. Aber heute ist die Aussage dass das Leiden der Juden von Gott gewollt ist, politisch nicht mehr tragbar. Dies würde den Nationalsozialisten einen Grund liefern warum sie die Juden verfolgt haben. Dies konnte man ab dem Moment, an dem man das Gräuel und die Verbrechen der Nazis erkannte, unmöglich aufrechterhalten. Sucht man das Ende dieser Lehre findet man dies um 1945.

Und zum anderen der Umgang mit unserem aktuellen Lehrstoff.

Wenn ein Baum stirbt treibt er als letzten Versuch noch überall hell grüne Knospen und Triebe aus. Die meisten Bezugnahmen auf die Generation findet man 1995 dem Jahr in dem man sich von der Lehre verabschiedete. Noch nie wurde in unserer Literatur so penetrant auf 607 und 1914 Bezug genommen.

1. Die Meisten unter uns interessieren sich nicht für die tatsächlichen Hintergründe unserer Lehrmeinung.
2. Zum Glück lesen die Meisten von uns, Dinge wie Chronologie, diagonal von links oben nach rechts unten.
3. Kaum einer kann die Dimension abschätzen wenn wir heute ehrlich 1914 abschaffen würden.
4. und viertens es gibt den Automatismus der „Schere im Kopf“

Dazu ein Beispiel:

Da hielt ein Pionier am 23.4.1995 einen Sondervortrag mit dem Thema „Das Ende der falschen Religion ist nahe“. Nach ca. 20 Minuten sagte er: „Wir sind die einzige Religionsgemeinschaft der Welt die zu recht behaupten kann das in keinem Krieg jemals jemand durch ihre Hand ums leben gekommen wäre“.

Auf seinem letzten Tagessonderkongress erzählte jemand voller stolz eine Erfahrung auf der Bühne dass er so getan hätte als wäre er kein Zeuge Jehovas und gegenüber einem Geschäftspartner gut über Zeugen Jehovas gesprochen hat.

Es war zwar nicht der Pionier der die Erfahrung erzählte aber er klatschte mit den über 800 Anwesenden über die „clevere“ Erfahrung.

Der Beweggrund warum ein Bruder im Internet sein öffentliches Gelöbnis verleugnet ist: Sollte er im Falle einer Komiteeverhandlung Angeklagt werden den Nahmen Jehovas in Misskredit gebracht zu haben, dann entschuldigt er sich damit, das er ja so getan hätte als wäre er kein Diener Jehovas.

Da bleibt einem „die Schere im Kopf“ im Halse stecken.

Aber ich komme vom Thema ab ;-).

Die Frage war: Wie reagieren die Brüder bei dem Thema Danielbuch.

Nimm einem Kind seinen alten abgegriffenen verschlissnen Teddybär weg – und es wir weinen.
Das ist leicht
Darauf braucht niemand Stolz zu sein.
Stell ihm aber einen zweiten neuen Teddybär daneben und er kann wählen mit was er spielen will.

Da sich die Meisten mit der Frage nicht beschäftigen wollen, gibt mir das die Möglichkeit die schwammige Formulierung genau dort zu packen wo sie für gewöhnlich etwas zu verschweigen beginnt.

Ein Beispiel: Es fehlt natürlich im Danielbuch das Babylonische Weltreich bei dem Aufmarsch der Weltmächte (Seite 149 bis 163). Dem Umstand kann abgeholfen werden

Durch das darstellen der Veränderungen in unserer Auslegung kann man erkennen welchen Stellenwert diese mit unseren Grundlehren haben.

Wenn man diese unsäglichen 20 Jahre hinzudichtet um auf 607 zu kommen muss man alle Zeitlinien (Königreiche, Persönlichkeiten, Geschichtlichen Ereignisse) durch „Dichten und Deuten“ manipulieren. Aber irgendwann mal, vorher und nachher, muss man wieder auf den korrekten Zeitpunkt kommen. Zum Beispiel wenn Ägyptische Könige mit Biblischen Persönlichkeiten zusammen erwähnt werden obwohl sie eigentlich schon Tod oder noch gar nicht geboren waren. Oder wenn Daniel ein wahrhaft Biblisches alter erreicht (Durch die Dazugedichteten 20 Jahre müsste Daniel über 100 Jahre geworden sein. Danielbuch Seite 115 Absatz 3).

Die Reihenfolge der Könige von Juda streckt man zum Beispiel indem man gemeinsame Regentschaftsjahre nacheinander legt. Da man dies bei mindestens zwei Königen machen muss, muss man dies bei allen relevanten Fällen tun. So kommt man allerdings auf über 80 überschüssige Jahre. Der Hinweis auf Hiskias Aussatzstrafe und der Ausdrücklichen Erwähnung dass er mit seinem Sohn gemeinsam Regiert hat ist dann meine Art mit dem Thema umzugehen.

Ich gebe zu das dies so verklausuliert ist das es Oberflächlich keiner merkt, bzw. die „Schere im Kopf“ funktioniert.
Stolz bin ich darauf nicht.
 

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